Wir fahren mit
unserer Zeitreise durch 400 Jahre Vereinsgeschichte der
Bergbrüderschaft Thum fort. Die letzte Geschichte endete mit dem
Verkauf der großen Zinnkanne. Laut Festschrift, anläßlich des
350jährigen Bestehens der Bergbrüderschaft im Jahre 1966, wurde
das gute Stück 1918 für 650 Mark verkauft. Das scheint aber so
nicht richtig zu sein. Einem Schriftstück aus dem Jahre 1939
entnehmen wir, daß der große Zinnkrug am 15.03.1919 an den
Chemnitzer Altertumshändler Kretzschmar für 1575 Mark verkauft
wurde.
1923
Nach dem 1. Weltkrieg war der Dollar
der Maßstab allen Handelns geworden und das deutsche Geld
verfiel. Die Inflation hatte den Verkauf des wertvollen
Zinnkruges sinnlos gemacht. Die gesperrten Sparkassenbücher, die
man den Mitgliedern aus dem Erlöß eingerichtet hatte, wurden
aufgelöst. Es war plötzlich alles wertlos geworden und der Traum
der Bergbrüder, einmal eine Rücklage für die letzte Schicht zu
haben, war ausgeträumt.
1927
Der große Zinnkrug wird rein zufällig
in einer Baden – Badener Antiquitätenhandlung entdeckt. Der
Mann, der ihn wiedererkannte, hatte durch seine Verwandschaft in
Thum einen gewissen Bezug zur Thumer Bergbautradition. Er nahm
sofort Kontakt mit der Bergbrüderschaft auf und leitete
Verhandlungen ein. Die Thumer Bergbrüder spendeten Geld und
konnten die Kanne somit zurückkaufen. Am 04.12.1927 war sie
wieder Eigentum der Bergbrüderschaft Thum.
1930
Bergmännische Vereine schließen sich
zum Verband Obererzgebirgischer Berg, - Knapp – und
Brüderschaften zusammen. Die erste Versammlung wurde im
Frohnauer Hammer abgehalten.
1934
Das 300jährige Bestehen der
Bergbrüderschaft im Jahre 1916 fand im kleinsten Kreis und in
aller Stille statt. Der 1. Weltkrieg tobte. In den 20er Jahren
strebten die Bergbrüder und die Thumer Bevölkerung
danach, das Vereinsleben und die Bergmännischen
Traditionen neu zu beleben. Schließlich gipfelten die Bemühungen
unter Bergbruder Bernhardt Kießling (Vereinsführer von 1933 bis
1953) in der Organisation eines Bergfestes. Vom 16. bis
17.06.1934 fand das 5. Bezirks – und Bergfest des Verbandes
Obererzgebirgischer Berg, - Knapp – und Brüderschaften in Thum
statt.
1945
Für die Endphase des 2. Weltkrieges
werden alle erdenklichen Reserven zusammengekratzt.
Metallsammlungen werden organisiert und schließlich wird der
kleine Zinnkrug zur Zinnsammlung nach Annaberg gegeben. Der
große Zinnkrug und die Lade waren versteckt worden. Die alte
Vereinsfahne und einige andere wertvolle Dinge des Vereins
wurden in der Kirche durch einen Treffer einer Fliegerbombe
zerstört.
1950
Die Bergbrüderschaft organisiert sich
nach den Schrecken des 2. Weltkrieges neu. Bernhardt Kießling
hatte die Heiligtümer zusammengehalten und einem Neuanfang stand
nichts im Weg. Heinz Quasdorf, Rudi Schreiter und Rudi Emmerlich
kamen dazu, 1951 noch Siegfried Tauchnitz.
1957
Die Bergbrüderschaft Thum wird in den
Kulturbund der DDR eingegliedert. Am 03.03. empfängt der Verein
seine neuen Statuten.
1965
Der als eingeschmolzen geglaubte
kleine Zinnkrug wird von Bergbruder Rudi Drechsel im
Wachturmmuseum in Geyer ausfindig gemacht. Nach Verhandlungen
mit dem Museumsbeirat Herrn Polmer
gelangte die Zinnkanne am 11.12.1965
wieder in den Besitz der Bergbrüderschaft Thum.
1991
Die Statuten werden aktualisiert und
in einer Satzung zusammengefaßt. Am 19.03. wird die
Bergbrüderschaft Thum beim Kreisgericht Zschopau in das
Vereinsregister unter der Nummer VR 176 eingetragen.
1992
Im Verein wird die Arbeitsgruppe
"Thumer Altbergbau" gegründet. Sie besteht noch heute und hat
durch ihre Arbeit auch das öffentliche Interesse am längst
vergangenen Bergbau in Thum wiedergeweckt.
2016
Die Bergbrüderschaft besteht seit
mindestens 1616 ununterbrochen. Von 1712 bis zum heutigen Tag
haben 98 Vereinsvorsitzende dazu beigetragen, daß der Bund hält
und die Bergmännische Tradition, der Zusammenhalt und die
gegenseitige Achtung weiterlebt, egal wie schwer die Zeiten
sind.
Im Juni feierten
wir dieses Jubiläum mit einem Festwochenende. Unserer besonderer
Dank gilt der Bergkapelle Thum, die ihr 50jähriges Bestehen
feierte und dieses Fest mit uns vorbereitete und organisierte.
Weiterhin danken wir allen Sponsoren und Helfern, die das Fest
so vortrefflich gelingen ließen und schließlich allen Gästen,
die diese Veranstaltung mit großem Interesse angenommen haben.
(Text V.H. Bergbrüderschaft Thum e.V.)
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