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Hier
findet ihr nochmal alle erschienen Schachthutgeschichten zum
Nachlesen. |
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Ausgabe 1 im April 2012
Fangen wir einfach bei unseren Wurzeln
an.
Im 11. Jahrhundert war unser Erzgebirge
ein fast undurchdringlicher Mitteleuropäischer Urwald hauptsächlich
bewachsen mit Buchen, Eichen, weniger aber mit Tannen und Fichten.
Fast unbewohnt und doch, hin und wieder, leben ein paar Köhler und
Jäger in dieser unwirtlichen Gegend. Handelsleute durchqueren unter
unbeschreiblichen Strapazen dieses verteufeltes Hindernis, um
Handelswege vom höher entwickelten Norden ( heute Mittel- und
Norddeutschland ) hin zum zentraleren Teil des westeuropäischen
Kontinent ( z.B. Böhmen und Ungarn ) zu finden.
Schließlich gab es Wege…
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Ausgabe 2 im Mai 2012
Das erste Silber im
Gebirge.
Bis zur Mitte des 12.
Jahrhunderts hatten sich nun einige dieser Handelswege als günstig
und einigermaßen bequem erwiesen, um das Gebirge zwischen Sachsen
und Böhmen, den Miriquidi, zu passieren. Miriquidi ist von dem
Eddawort "myrkwid" abgeleitet und bedeutet Dunkelwald.
(Edda ist eine
Sammlung altnordischer Literatur aus dem 9. bis 12. Jahrhundert
bestehend aus 2 Werken.)
Erzählungen und Sagen
über erste Silberfunde gibt es viele und es ist auch nicht belegt,
wann der erste Bergbau auf Erze im Dunkelwald betrieben wurde.
Schließlich wird an einer, mit Jahreszahlen untermauerten,
Überlieferung festgehalten. In ihr heißt es, daß im Jahr 1168 Harzer
Fuhrleute in einem Hohlweg nahe dem Bauerndorf Christiansdorf, dem
heutigen Freiberg, ein metallisch glänzendes Gestein in ihren
Wagenspuren fanden.
War es der
erste große Silberfund?
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Ausgabe 3 im Juni 2012
Das erste Berggeschrei..
Das Fuhrwerk war schwer beladen mit Salz und war von Halle
ins Böhmische unterwegs. Die Männer wussten, was sie da mit ihren
Wagenrädern entblößt hatten. Sie hatten ein paar schöne Stücke
Bleiglanz in den Händen, die sie zur Probe mit nach Goslar nahmen.
Die Stadt im Westharz war zu dieser Zeit bereits eine Bergstadt und
für diese hatte das Gespann gelegentlich Bleitransporte zu leisten.
Bei der Probe stellte sich heraus, dass der Silberanteil im
Bleiglanz wesentlich höher war, als es bei den im Harz gefundenen
Erzen der Fall war. Der Bleiglanz kommt in hydrothermalen
Erzlagerstätten des Harzes und des Erzgebirges zusammen mit
feinstverteilten Silbermineralien, wie Silberglanz, Fahlerz,
Rotgültigerze, Polybasit und Schapbachit vor.
Bergleute aus Goslar und Umgebung folgten daraufhin dem
Berggeschrei zur Fundstelle. Auch der damalige Landesherr, Markgraf
Otto von Meißen (1125 - 1190) bekam Wind vom Silberfund.
Wirtschaftlich und politisch wird der Miriquidi nun in ein
völlig neues Licht gerückt
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Ausgabe 4 im Juli 2012
Aus Christiansdorf wird Freiberg.
Die Nachricht vom Silberfund veranlasste Otto von Meißen dazu, die
Dörfer Christiansdorf, Berthelsdorf und Tuttendorf in seinen Besitz
zu überführen. Diese Dörfer waren Klosterbesitz des Klosters
Altzelle. Durch das Bergregal, das Otto 1169/1170 von Kaiser
Friedrich 1. Barbarossa verliehen bekam, war dies auch nicht gar so
schwer gewesen. Das Bergregal hat im Reich zu den königlichen
Hoheitsrechten gehört und beinhaltet die Nutzung bestimmter
Bodenschätze, wie Edelmetalle, Edelsteine und Salz. Auf diese hatte
der Grundeigentümer keinen Anspruch, weil sie durch das Gesetzeswerk
direkt der Krone unterstellt
waren. Ausgestattet mit dem Bergregal war Otto, der wegen der
reichen Silberausbeute den Beinamen"der Reiche" trug, der oberste
Bergherr auf seinem Lehen. Die Markgrafen hatten das Recht, überall
und ohne Erlaubnis des Grundeigentümers, nach Erzen zu graben und
sich diese anzueignen. Wer allerdings als erster einen Erzfund
anzeigte, bekam auch die Schurfgenehmigung zugesichert. Diese
Festlegungen waren wichtige Bestandteile der Bergbaufreiheit. Sie
ermöglichte allen
Menschen, die nach Erzen suchten, sich von den feudalen Bedingungen
abzukoppeln und Wohlstand zu erlangen. Angelockt von der
Bergfreiheit und den Nachrichten über neue Silberfunde kamen
zahllose Bergmannsfamilien, hauptsächlich aus dem Westharz, und
ließen die Siedlung bei Christiansdorf schnell zur Stadt anwachsen.
Sie erhielt 1186 Stadtrecht und durch die viel gepriesene
Bergbaufreiheit den Namen Freiberg.
Wirtschaftlich, politisch und kulturell bildet Freiberg über
Jahrhunderte das Zentrum des erzgebirgischen Bergbaus.
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Ausgabe 5 im August 2012
Der "Miriquidi" wird besiedelt!
Angezogen von der Bergbaufreiheit kommen viele, um ihr Glück zu
machen. Aber es kommen nicht nur Bergmannsfamilien, nein auch Bauern
mit ihren Familien siedeln sich an, um den Bergleuten eine
Nahrungsgrundlage zu schaffen.
Das
Land bekommen sie von der Obrigkeit - meist Ritter oder andere
Edelleute, die ihrerseits vom Landesherren mit Land belehnt wurden.-
zugesprochen.
Die
Landnahme erfolgt meist den Fluss-oder Bachläufen entlang und es
wird in Hufe eingeteilt.
Je
nach geographischen Gegebenheiten betrug eine Hufe fünf bis zehn
Hektar Rodeland.
Waldhufendörfer entstanden und im Grunde wurde das Erzgebirge schon
zum Ausgang des 13. Jahrhunderts bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
so besiedelt, wie es jetzt ist..
Thum
erscheint im nächsten
Beitrag!
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Ausgabe 6 im September 2012
Die
ersten Siedler kamen über Stollberg - Hormersdorf.
Der
Besiedelungshergang des wunderschönen Talkessels am Nordhang der
Greifensteine kann leider nicht vollständig nachvollzogen werden.
Geschichtsforscher sind sich aber einig, daß die ersten Siedler
entlang der alten Handelspfade, die damals "Böhmische Steige"
genannt wurden und von Nord - Westen nach Süd - Osten führten,
gekommen sind.
Hoch
über dem Wasser der Zschopau, auf dem Wolkenstein, thronten seit
etwa 1200 Ableger vom mächtigen Adelsgeschlecht der Waldenburger.
Sie sind vom Landesherrn mit einem großen Waldgebiet belehnt worden,
zu dem auch das Greifensteingebiet gehörte. Der Geldbedarf des Adels
ist damals schon enorm gewesen. Also sind die Waldenburger auf
Wolkenstein bestrebt gewesen, Steuerzahler auf ihren Besitz zu
holen. Niedrige Adlige oder angesehene Bauern wurden ins gut
bevölkerte und weiter entwickelte Flachland geschickt, mit der
Aufgabe, Siedler zu werben und sie in gewünschter Zahl, an einem
bestimmten Platz anzusiedeln. Dabei nahmen sie meist die Stellung
des Dorfvorstehers ein, leiteten die Einteilung und den Aufbau der
Siedlung und wurden von den Waldenburgern mit einigen Privilegien
ausgestattet. Unter anderem das Schankrecht und die niedere
Gerichtsbarkeit.
Es
ist gut vorstellbar, daß Thum zusammen mit Ehrenfriedersdorf bereits
in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Bauerndorf aufgebaut
wurde. Oder aber in Folge des aufblühenden Bergbaus bei
Ehrenfriedersdorf im weiteren Verlauf des 13. Jahrhunderts
entstanden ist.
Dr.
Löscher erwähnt 1941 im "Deutschen Städtebuch" (Band 11, Seite 222),
daß Thum im Jahre 1325, "DOM" geschrieben, als bergbautreibendes
Dorf genannt wurde.
Doch ist diese Jahreszahl wirklich die
älteste Nachricht von Thum?
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Ausgabe 7 im Oktober 2012
Die Geschichte vom bergbautreibenden Dorf bleibt weiter im Dunkeln.
Die
Jahreszahl 1325 hält weiteren Nachforschungen nicht stand. Dr.
Löscher war bei den Recherchen für sein Deutsches Städtebuch
offenbar ein Lesefehler unterlaufen, den er später selbst erkannt
und zugegeben haben soll.
Schließlich
wird Thum, in Zusammenhang mit Bergbau auf Silber, am 16. Oktober
1407 erstmals in einer Urkunde genannt. Es handelt sich dabei um die
Erneuerung eines Vertrages zwischen dem Markgrafen von Meißen und
den Waldenburgern auf Wolkenstein. Mit diesem Vertrag sichert sich
der Landesherr den Hauptanteil am gestiegenen Silberausbringen auf
der Wolkensteiner Herrschaft.
Es gibt noch
eine Urkunde vom 25. Januar 1453, in der Herr Michael Hofmann mit
der Thumer Gerichtsbarkeit belehnt wird. Durch sie und vor allem
durch die Kauf- und Gerichtsbücher von Thum, in denen das kleine
Gemeinwesen aufgeschrieben ist, läßt sich die Geschichte unserer
Stadt bis um das Jahr
1400 zurück verfolgen. Um 1400 soll demnach die Thumer
Gerichtsbarkeit in den Händen von Familie Rabe gelegen haben.
Die
Entwicklung von Thum ist nun an Hand von Urkunden und Dokumenten
nachvollziehbar.
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November 2012
Aus gegeben Anlass erscheint in diesem Monat keine
Schachthutgeschichte sondern ein Nachruf auf unser langjähriges
Mitglied Otto Wenzek
Die
Bergbrüderschaft Thum trauert um ihr langjähriges Mitglied,
Otto Wenzek.
Die Nachricht von seinem Tode
hat uns alle tief getroffen. Otto war seit 1963 Mitglied unseres
Vereins und hat dessen Entwicklung und das Vereinsleben maßgeblich
geprägt. Er war mit Leib und Seele Bergbruder und stand dem Vorstand
und den Mitgliedern mit Rat undTat zur Seite. Aus gesundheitlichen
Gründen konnte er in der letzten Zeit nicht mehr aktiv am
Vereinsleben teilhaben. Aber gern denken wir an die
gemeinsamenStunden und die stattliche Anzahl an Kilometern, welche
wir gemeinsam zu den alljährlich stattfindenden Paraden zurückgelegt
haben.Wir trauern mit seinen Angehörigen und allen, die ihn gekannt
und geschätzt haben. Unser besonderes Mitgefühl gilt seiner Familie.
Bergbrüderschaft Thum im Namen des Vorstandes und der Mitglieder
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Ausgabe 8 im Dezember 2012
Silber allein ist nicht Alles!
England hat die Monopolstellung auf Zinn
im Metallhandel.
Jedenfalls war das bis 1241 so.
Nun aber erscheint
deutsches Zinn auf der Weltbühne des
Metallhandels.
Das deutsche Zinn zeichnete
sich durch eine enorme
Reinheit aus. Es wurde auf dem Metallmarkt
von Köln
in Zinngraupen, für Mineraliensammler
Kassiterit oder
Zinnstein (SnO2) genannt, in Korngrößen
von 1 - 18mm angeboten.
Dazu kommt noch, dass das Erz in sehrgroßer Menge zur
Verfügung steht.
Es drückt den Zinnpreis
dermaßen, dass 1241 auf dem Metallmarkt
von
Köln das Monopol des englischen Zinn`s
gebrochen
wird. Man kann mit großer
Wahrscheinlichkeit davonausgehen, dass das Zinn aus
dem Greifensteingebiet daran beteiligt gewesen ist.
Es zeugen Zolldokumente
davon, dass Kaufleute aus
dem Ostharz und Stendal nach
ihrer Fahrt durch den"Miriquidi"
Rückfracht nach Hamburg hatten. DieseRückfracht
war Zinn.
Zu dieser Zeit war Ehrenfriedersdorf (in
der Schreibweise Erbersdorf oder Erinfriderstorf)
wichtigstes Bergbauzentrumim oberen Erzgebirge.
Im nächsten Bericht erfahrt Ihr etwas über das Besondere
an unserem Zinn und dazu ein Lagerstättenspezial.
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Ausgabe 9 im Januar 2013
Das Zinn aus dem Greifensteingebiet.
Im 13. und 14. Jahrhundert war die
Zinngewinnung im Bergrevier zwischen Ehrenfriedersdorf, Geyer und
Thum von größter wirtschaftlicher Bedeutung. Zinn war auf der
Wolkensteiner Herrschaft ausreichend und in sehr reiner Form
vorhanden. Man schreibt, die Zinnerzlagerstätten im
Greifensteingebiet sind die ergiebigsten Europas gewesen. Der
Zinnhandel deckte den ständig wachsenden Geldbedarf der Waldenburger
vorerst genau so gut ab, wie das Silbergeschäft. Alles gewonnene
Zinn mußte, unter Androhung von Strafe, an die Zinnflöße nach
Ehrenfriedersdorf geliefert werden. Dort wurde es aufbereitet,
verhüttet und verkauft.
Als im Sauberg schon längere Zeit
Stolln und Schächte getrieben wurden, entdeckte man zwischen Geyer
und Thum Lagerstätten ganz anderer Art - die Zinnseifen. Sie sind
durch die Erosion der Gesteinsschichten um und über den
Granitstöcken entstanden. Wind, Wasser, Hitze und Frost haben über
Jahrmillionen den Fels porös gemacht und abgetragen. Die
Bestandteile der Erzgänge sind auf Grund ihrer unterschiedlichen
Dichte und chemischen Zusammensetzung von einander getrennt,
umgewandelt oder aufgelöst worden. Der Zinnstein hat diese
Entwicklung nahezu unverändert mitgemacht. Er wurde talwärts im
Erdreich verteilt und an manchen Stellen hoch konzentriert. Im
Gegensatz zum Erzgang ist das Zinn in dieser Lagerstätte schon von
der Natur aufbereitet worden.
Der Thumer Seifengrund "De Rachel"
wurde um 1400 entdeckt.
Wie die Zinnseifen ausgebeutet
wurden, erfahrt Ihr später.
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Im
Februar 2013 erscheint keine Geschichte, da gabs einen Aktuellen
Bericht zum 397.Quartal |
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Ausgabe 10 im März 2013
Die
Zinngewinnung am Nord-Nordost-Hang der Greifensteine.
Zu
Beginn des 15. Jahrhunderts hatte man herausgefunden, daß im Boden
nördlich der Greifensteine
reichlich Zinnstein konzentriert war. An einigen Stellen wurde damit
begonnen, das Erdreich mit Keilhaue und Schaufel zu lockern und die
Zinngraupen nach "Goldgräbermanier" in einer flachen Schale
herauszuwaschen. Die Bergleute sind an Ideenreichtum kaum zu
übertreffen gewesen. Es wurde getüftelt,erfunden, weiterentwickelt
und perfektioniert was das Zeug hielt. Zunächst war es wichtig,
genügend Wasser herbei zu schaffen. Man leitete es über Kunstgräben,
aus dem nahegelegenen Hochmoor, zum Abbaugebiet. Alte Pläne über
diese Grabensysteme sind vereinzelt erhalten geblieben und
schlummern im Sächsischen Bergarchiv in Freiberg. Da die Zahl der
Baustellen mit der Zeit stieg,
mußte
die Wasserentnahme aus den Kunstgräben strengstens geregelt sein.
Sonst hätte man sich gegenseitig das Wasser abgegraben. Das Wasser
wurde dann in einem Graben mit deutlich mehr Gefälle talwärts
geleitet und in gewissen Abständen mit Wurzelwerk und Grasmatten
angedämmt. Damit wurde der Wasserfluß verlangsamt und es erfolgte
bereits eine erste Trennung des Erdreiches, das von den Bergleuten
losgehackt und in den Graben gezogen wurde. Die leichten
Bestandteile wurden weggeschwämmt und die schweren Erzbrocken
setzten sich vor der Abdämmung am Grund ab. Dieses Material enthielt
aber noch jede Menge Verunreinigungen, wie Schlamm oder
Begleitmineralien. Größere Erzbrocken, die für die Feinwäsche noch
zu groß waren, wurden in einem Stampfwerk aus Baumstämmen mit
Wasserradantrieb zerkleinert. In einem so genannten Leutertrog wurde
durch hin-und herbewegtes Frischwasser die Feintrennung erreicht.
Der gewonnene Zinnstein wurde in Holzfässer geladen und nach
Ehrenfriedersdorf zur Weiterverhüttung transportiert. So arbeiteten
sich die Bergleute in die Tiefe bis auf den blanken Fels. Taubes
Gestein, Schotter und Sand wurden an ausgebeuteten Stellen
abgelagert. Zurück blieb eine Art Mondlandschaft und die Hügel aus
Sand verhalfen dem südlichen Stadtteil von Thum zu seinem Namen. Am
Ende der Bergbautätigkeit war, mit einer Ausdehnung von ca.
2,5 km
Länge und ca. 0,5 km Breite, eines der größten, zusammenhängenden
Zinnseifengebiete Deutschlands entstanden. Die sogenannten
Raithalden prägen heute noch die Landschaft.Weitere
Zinnseifengebiete im Greifensteingebiet gab es 1. hinterm
Waldschlösschen, Richtung Greifensteine; 2. unweit der Schanzen im
Greifenbachtal 3. an der Geyrischen Strasse in Jahnsbach und 4. in
Ehrenfriedersdorf das Seifental, Richtung Kalter Muff.
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Ausgabe 11 im April 2013
Der
Beitrag der Bergbrüderschaft Thum e.V. zur Thumer Sadt – und
Bergbaugeschichtefeiert
seinen 1. Geburtstag!
Wir haben uns nun seit einem
Jahr damit beschäftigt, wie der Bergbau in`s Erzgebirge gekommen
ist,wie sich die Besiedelung abgespielt haben könnte, oder
abgespielt hat, und wir haben einen kleinen Einblick darüber
gewonnen, wie der Bergbau auf Zinn im Greifensteinrevier aufblühte.
Es wurde
bewußt auf eine chronologische Reihenfolge geachtet. In den
folgenden Beiträgen wird dies keine so große Rolle mehr spielen und
wir wenden uns dem Bergbau in der Stadt und im näheren Stadtgebiet
zu.
Wir
werden etwas über Sitten und Gebräuche im Bergbaualltag, aber auch
Spezielles zu einzelnen Gruben mit ihren Stollen und Schächten
erfahren.
Zwischendurch kann aber auch mal was Aktuelles zum Thema Bergbau
oder Bergbrüderschaft erscheinen.
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Ausgabe 12 im Mai 2013
Geht man heute
durch unsere schöne Bergstadt fragt man sich auf Schritt und
Tritt, warum sie diesen Titel überhaupt verdient hat. Nichts,
aber auch gar Nichts, deutet mehr auf bergmännisches Treiben
hin. Selbst dem aufmerksamen Betrachter bleiben alte Halden und
Stollnmundlöcher verborgen.
Zu Zeiten des
"bergbautreibende Dorfes" im 14. Jahrhundert und zur Blütezeit
des Bergbaus in Thum im 15. Jahrhundert prägten Halden, Schürfe,
Schächte, Stolln, Pochwerke und Schmelzhütten den jetzigen
Stadtkern und seine nähere Umgebung.
Bergbau wurde quasi
neben der Haustüre betrieben.
Dort, wo sich heute
die Bushaltestelle Richtung Annaberg befindet führte einst ein
Stolln in den Berg. Sein Stollnwasser wurde über eine
Wasserrösche, eine meist kunstvoll aus Steinen gesetzte
Wasserleitung, dem Jahnsbach zugeleitet. Sie mündet heute unter
der Straßenbrücke der B 95 und schafft immer noch die
Grubenwässer aus dem Berg. Wer also auf den Annaberger Bus
wartet, spürt Nichts von der Gegenwart des uralten
Bergbaurelikts. Es sei denn, seine Blicke streifen zufällig
unsere Tafel vom Lehrpfad "Thumer Altbergbau".
Was dort unter der
Oberfläche schlummert erfahrt Ihr später.
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Ausgabe 13 im Juni 2013
Am Ufer des
Jahnsbaches, zwischen der heutigen Stollberger Strasse und
Färberstrasse / Bahnhof-strasse, ist nach der Besiedelung
lange Weideland gewesen.
Dort befand
sich, etwa 32 m nördlich vom Jahnsbach entfernt gelegen, das
Mundloch des "Blei- und Silberzecher Stolln". Im Wandel der
Geschichte wird er auch als "Sankt Niclas Stolln" bezeichnet.
Aktenkundig wird dieser Stolln erstmalig 1451 erwähnt, als ihm
"hohe Ausbeute" (Silber ?) bescheinigt wurde. Er schaffte damals
eine Verbindung zwischen der Silberzeche, 1538 angegeben als
"Fundgrube auf des Pfarrherrn Erbe", und der Bleizeche, 1542
angegeben als "Bleigang bei der Kirche gelegen". Die Frage, ob
der Stolln vor 1451 vom Jahnsbach aus in den Berg getrieben
wurde und durch ihm die Bleizeche und die Silberzeche entstand,
oder aber der Stolln viel später eine Verbindung nach draußen
herstellte, um die beiden Gruben zu entwässern, geht aus den
Akten nicht eindeutig hervor.
Weiter lesen wir
einen Vermerk von 1500, in dem es sinngemäß heißt, daß die
Gewerken der Bleizeche und der Silbergrube zu Thum vom Wasser
ausgetrieben wurden. Dadurch wird die zweite Variante
wahrscheinlicher. Auf jeden Fall ist die Blei- und Silberzeche
das älteste, bekannte Grubengebäude im Thumer Stadtgebiet. Die
ersten 30 – 40 m des Stollns standen in Türstockzimmerung
(Holzausbau) bis schließlich im Bereich der Stollberger Strasse
im festen Gestein gebaut wurde.
Zu diesem
Eingangsbereich des Stollns gibt es in der nächsten Ausgabe
einige Einzelheiten.
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Ausgabe 14 im Juli 2013
Das Mundloch des "Blei – und
Silberzecher Stolln" war zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht
mehr zum Ein – und Ausfahren der Bergleute geeignet.
Vom Holzausbau war nichts
mehr zu sehen. Das austretende Stollnwasser wurde in einer, aus
Bruchsteinen gesetzten, Schleuse gefaßt und auf 2 Brunnen
verteilt. Aus ihnen wurde schließlich das Wiesen– und Gartenland
bewässert, das sich zwischen der heutigen Stollberger Straße und
Färberstraße, sowie zwischen der B95 und der Greifensteinstraße
erstreckte.
Das Grundstück gehörte, bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts, der Familie Reichelt, die später
einen Teil der Wiese an die Familie Pilz verkaufte. Ende der
1870er Jahre kaufte der Staat einen großen Teil des Grundstücks
zum Bau des ersten Bahnhofes von Thum. Die Bahnverwaltung bekam
dabei die Hälfte der austretenden Stollnwässer verliehen. 1882
mauerte man einen neuen Brunnen, um das "Bahnwasser" zu sammeln.
Am 20.02.1897 riß man diesen
Brunnen wieder weg, nachdem der Bahnhof an das Thumer
Trinkwassernetz angeschlossen wurde. Nun, da die Bahn das Wasser
nicht mehr brauchte, stellten umliegende Geschäfts – und
Privatleute einen Antrag, das Wasser nutzen zu dürfen. Der
Strumpffabrikant Albrecht Fischer zum Beispiel hat 1905
Nutzungsrechte, auf das über dem Stolln austretende Wasser
(Markt / Ecke Stollberger Straße), angemeldet.
Das Mundloch des "Blei – und
Silberzecher Stolln" ist im Laufe der Jahre ständig um – und
überbaut worden. Die Zahl der Stollnwassernutzer stieg ständig.
Immerhin treten durchschnittlich 150 – 200 Liter Wasser pro
Minute aus dem Berg. Anträge auf Trinkwassernutzung wurden
abgelehnt, weil die meisten Grubenwässer aus dem Friedhofsgebiet
kommen. 1933 ist das Stollnmundloch nicht mehr genau
auszumachen. Das Stollnwasser tritt an verschiedenen Stellen zu
Tage, wird schließlich in einer Rohrleitung gefaßt und dem
Jahnsbach zugeleitet .
Die Sanierung der
Stollberger Straße im Jahr 1999 führt uns folgende, aktuelle
Untertagesituation des "Blei – und Silberzecher Stolln" vor
Augen. Das Mundloch des Stollns ist an der Stollberger Straße im
festen Gestein. Von dort zweigen einige Wasserentnahmestellen in
Richtung alte Färberei (Greifensteinstraße) bis zur Poststraße.
Von hier führt der Stolln 640 m (vermutl. mit Nebenstrecken) in
das Backenschläger Gebirge zu Thum.
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Ausgabe 15 im August 2013
Dort, wo der
Jahnsbach und der Thumer Communbach zusammenfließen erhebt sich
in westlicher Richtung, flankiert von den beiden Bächen, das
Backenschläger Gebirge zu Thum bis zur Auerbacher Höhe. Die
Grundschule, die Kindertagesstätte "Bummi" und einige hübsche
Geschäfts – und Privatanwesen sind"Am Backenschlag" angesiedelt.
Doch welchen
Umstand verdankt die Straße und der Höhenzug seine Namensgebung?
In manchen Gegenden Deutschlands kommt dieser Umstand sogar
ziemlich oft vor. Zum Beispiel im Hessischen und im
Saarländischen Raum. Man könnte dadurch annehmen, daß der
Begriff durch bergbauwillige Besiedler aus den oben genannten
Gebieten mitgebracht, und hier verbreitet wurde. Dies bleibt
allerdings Spekulation. Fakt ist, daß der Begriff im Mittelalter
immer mit einer Auseinandersetzung (Schlichtung von
Streitigkeiten, Vertragsabschlüssen, persönlichen Konflikten,
ect.) verknüpft war.
Die kräftige
Ohrfeige, der Backenschlag, ist immer ein Symbol der Klärung
gewesen und war genauso aussagekräftig, wie eine Unterschrift,
oder ein Siegel. Die Backenschläger Sage lest Ihr im nächsten
Beitrag.
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Ausgabe 16 im September 2013
Am Backenschlag und
auf dem Backenschläger Gebirge in Thum wurde Ende des 15. bis
Mitte des 16. Jahrhunderts sehr aufwändiger Bergbau auf
Bleiglanz betrieben. Aufwändig deshalb, weil der Boden auf dem
Backenschläger Gebirge ziemlich schwammig, und das Gebirge
darunter von vielen wasserführenden Schichten durchzogen war.
Kupferkies,
Schwefelkies, Arsenkies, Zinkblende und einige Spate kommen
ebenfalls in den Erzgängen vor und werden teilweise erst im
Laufe der weiteren Bergbaugeschichte genutzt.
Doch wie ist nun
das Backenschläger Gebirge zu seinem Namen gekommen? Die
Entstehung ist in die oben genannte Bergbauperiode einzuordnen.
Der Sage nach soll es, auf Grund der schwierigen Bedingungen im
Berg, immer wieder zu rechtlichen Auseinandersetzungen gekommen
sein. Bis eines Tages zur Vermessung eines neuen Grubenfeldes
ein Lehrling im Bergwesen mitgenommen wurde. Dieser hatte sich
alle Amtshandlungen, bis zum Vertragsabschluß, zu merken.
Nach
der Unterzeichnung des Vertrages bekam er unvorbereitet eine
kräftige Ohrfeige. An diese wird er sich sein Leben lang
erinnern müssen und konnte später , bei Rechtsstreitigkeiten,
als Zeuge gerufen werden.
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Ausgabe 17 im Oktober 2013
Am Fuße des Backenschläger Gebirges zu Thum sind außer dem "Blei
– und Silberzecher Stolln", der schon in einigen Beiträgen
beschrieben worden ist, noch zwei weitere Stolln interessant.
Zum einen ist das die "Frisch Glück Fundgrube" und zum anderen
der "Backenschläger Stolln" oder "Mühlberger Stolln". Beide
befinden sich entlang der Stollberger Straße Richtung Jahnsbach.
Das Mundloch des "Backenschläger Stolln" befand sich am Abzweig
Stollberger Straße – Kirchsteig. Der Stolln wurde um 1700
begonnen, war auf Silber verliehen und sollte die Grubenbaue auf
dem Backenschläger Gebirge entwässern. So konnte man sich die
Entwässerung mit Kunstgezeugen (Radpumpen) sparen und schlug
zwei Fliegen mit einer Klappe, Erzgewinnung durch Stollnvortrieb
und Entwässerung der abgesoffenen Grubenbaue ohne weiteren
technischen Aufwand. Die "Frisch Glück Fundgrube" wurde 1768 mit
18m Türstockzimmerung in den Berg getrieben und ebenfalls auf
Silber verliehen. Die genaue Lage des Mundlochs ist heute nicht
mehr bestimmbar.
Die wenigen Akten und Grundrisse über diese drei Stolln sind
sehr lückenhaft und unpräzise. Mitunter widersprechen sich die
Beschreibungen mit den Gegebenheiten und die Risse können sehr
schlecht in heutige Karten eingepasst werden. Dadurch kam es in
der Vergangenheit immer wieder zu Ver-wechslungen unter den drei
Gruben. Man kann aber mit 99%iger Sicherheit davon ausgehen,
dass der zuvor beschriebene Standort des "Blei – und
Silberzecher Stolln" und des "Backenschläger Stolln" richtig
sind.
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Ausgabe 18 im November 2013
Die Wasserprobleme
der erzreichen Gruben im Backenschläger Gebirge sollten
ursprünglich über den Backenschläger Stolln (Stollberger Strasse
/ Ortsgrenze zu Jahnsbach) gelöst werden. Obwohl man von diesem
Vorhaben abriet, wurde beharrlich an der Realisierung
gearbeitet.
In vergangenen
Beiträgen wurde auf die Bodenbeschaffenheit im Backenschläger
Gebirge hingewiesen. Der Stollnbetrieb selbst war ständig von
eigenen Schwierigkeiten gebeutelt. Durch reichliches
Schmelzwasser im Frühjahr und lang anhaltende Niederschläge
brach der Tageschacht und einige Lichtlöcher mehrfach vom Tage
her nieder. Der Stolln musste, wegen immer neuer Brüche, ständig
in Reparatur gehalten werden. Geldmangel und Kriegswirren liesen
das Berggebäude schließlich brachliegen. Ein Vortrieb in die
alten Baue und deren Entwässerung kam nicht mehr zustande.
Im
Generalbefahrungsbericht des Bergamtes von 1755 wurde der
Backenschläger Stolln nicht mehr erwähnt. 1770 räumten Thumer
Bürger den verbrochenen Stolln von den Bruchmassen und versahen
die ersten 30 m mit Holzausbau (Getriebezimmerung). Man hatte
noch einige Meter vor sich und hoffte, den Stolln dann im festen
Gestein vorzufinden. Geldmangel führte schließlich zur
vorzeitigen Einstellung der Arbeiten, ohne in den Stolln
vorzudringen.
Am 27.09. 1832
wurde die Grube erneut verliehen. Bis Juni 1835 wurden nur
Brüche aufgeräumt und ausgebaut, ohne einen einzigen Meter
Vortrieb fertig zu bekommen. Der finanzielle Aufwand betrug
damals 494 Taler und 5 Groschen. Durch mehrere Tagebrüche
verbrachen am 23.06.1835 große Teile des Stollns und man
entschied sich bald darauf für die Aufgabe des Stollnbetriebes.
Im Dezember 1835 erfolgte die Lossagung des Backenschläger
Stollns. Unterdessen wurde, im Laufe der Jahrhunderte, der Blei
– und Silberzecher Stolln weiter vorgetrieben und in Reparatur
gehalten. Man hatte überlegt, mit diesem Stolln vielleicht
einfacher und kostengünstiger in die Backenschläger Grubenbaue
zu gelangen, um nun endlich die dortigen Wasserhaltungsprobleme
zu lösen.
Ob das unseren
Altvorderen gelungen ist, erfahrt ihr später einmal.
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Ausgabe 19 im Dezember 2013
Wegen
Kriegsunruhen und wegen des scheinbar unbeherrschbaren
Wasserproblems fand in den Jahren vor 1776 kein Bergbau im
Backenschläger Gebirge statt. 1776 wollte man aber wieder in die
erzreiche "Sankt Niclas Fundgrube" eindringen.
Der alte
"St. Nicolauser Tageschacht", er liegt am Fußweg nach Auerbach,
etwa 150m von der B 95 entfernt, wurde vom Tage her beräumt und
ausgezimmert. Bei der 11 Lachter Sohle (etw. 22m) stand
allerdings das Wasser. Alle darunter liegenden Baue waren
abgesoffen. Gleichzeitig begannen im selben Jahr
Aufgewältigungsarbeiten im "Blei-und Silberzecher Stolln".
Erneute Kriegsunruhen im Jahre 1778 ließen den Bergbau ruhen.
1780 hatte man die "St. Niclas Fundgrube" wieder einigermaßen in
Schuß und die Aufgewältigung des "Blei- und Silberzecher Stolln"
war bis vor Ort (310m) im März 1781 abgeschlossen. Jetzt waren
die Voraussetzungen geschaffen, eine Verbindung zwischen beiden
Gruben herzustellen, um endlich das Wasserproblem zu lösen.
Vom "St.
Niclas Tageschacht" wurde ein Ort 7 Lachter (etw. 14m) Richtung
Osten getrieben. Im gleichen Jahr wurde vom "Blei-und
Silberzecher Stolln" aus ein Querschlag Richtung Westen
angesetzt. Im April 1782 waren 10 Lachter (etw. 20m) in Richtung
"St. Niclas Fundgrube" vorangetrieben worden und man konnte
bereits die Arbeiten im Gegenort wahrnehmen. Im Dezember 1783
war nach 21 Lachter der Durchbruch in das Gegenort gelungen. Die
Grubenwässer der "St. Niclas Fundgrube" konnten von nun an über
den "Blei-und Silberzecher Stolln" dem Jahnsbach zugeleitet
werden.
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Ausgabe 20 im Februar 2014
Die im Backenschläger Gebirge zu
Thum abgebauten Erzgänge lassen eine Gleichstellung mit den
beiden Nachbarstädten Ehrenfriedersdorf und Geyer, in Bezug auf
Silberausbringen, kaum zu.
Dennoch wurden über die Jahrhunderte, im untertägigen Bereich
der Kirche und von dort in Richtung Ortsgrenze Jahnsbach,
Friedhofgelände und Oberthum (ehemals Wäschefabrik Lässig)
reiche Bleierze gefördert, die einen gewissen Silberanteil
aufweisen konnten.
Im Durchschnitt betrug der Silbergehalt 1/2 bis 3/4 Loth. Die
Morgengänge, das sind in der Bergmannssprache
Erzgänge, die aus westlicher Richtung in Richtung Morgen (alte
Bezeichnung für Osten) verlaufen, waren mit 1 bis 2 Loth die
absoluten Spitzenreiter. Mehr Silber gab das Thumer Gebirge
nicht her.
Was aber ist nun ein Loth?
Das Loth, eine Gewichtseinheit für Handel und Bergbau, war bis
1868 gebräuchlich. Im Laufe der Zeit und von Region zu Region
schwankte es in Sachsen zwischen 14 und 17 Gramm. Durch
entsprechende Verordnungen wurden ab 1840 die Gewichtseinheiten
Zentner, Stein, Pfund und Loth vereinheitlicht und teilweise
abgeschafft.
Ein Zollzentner wurde auf exakt 100 Zollpfund, oder 50 Kilogramm
definiert, wobei ein Zollpfund, 32 Loth beziehungsweise 500
Gramm (1 Loth = 15,625 Gramm) entsprachen. Ab 1868 ist das
Kilogramm, gleich 2 Pfund, oder 1000 Gramm gesetzlich
festgeschrieben und noch heute gebräuchlich.
Der Probenehmer oder Probierer stellte den Edelmetallgehalt im
Erzgang fest. Der Silberanteil in Loth bezieht sich auf ca. 56
Kilogramm Gangerz (=1Zentner vor 1839).
Demnächst lest Ihr hier ein Lagerstätten-Special vom
Backenschläger Gebirge zu Thum. |
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Ausgabe 21 im März 2014
In diesem
Monat jährt sich zum 12. mal der Baubeginn am Lehrpfad "Thumer
Altbergbau". Am 04.04.2002 reichte unser Verein einen
entsprechenden Antrag bei der Stadtverwaltung Thum ein. Dieser
enthielt neben den konkreten Vorstellungen über den Aufbau des
Lehrpfades und verschiedenen Bauzeichnungen von Einzelobjekten,
auch die Bitte um Genehmigung und Unterstützung des Vorhabens.
Nur die Form der Lehrpfadtafeln wurde vom Ordnungsamt
beanstandet und bedurfte der Änderung. Ansonsten war das Projekt
offenbar gut vorbereitet und durchdacht. Materielle und
rechtliche Hilfestellung durch die Stadtverwaltung,sowie
Spendengelder von Thumer Geschäftsleuten und Bürgern liesen die
Arbeiten zügig vorangehen.
Der
Lehrpfad "Thumer Altbergbau", bestehend aus einer
Übersichtstafel am Markt und 5 Lehrpfadtafeln vor Ort, wurde am
24.08.2002 eingeweiht. Inzwischen ist unser Lehrpfad um 3
Lehrtafeln und einem echten Thumer Bergbaurelikt gewachsen. Das
Bergbaurelikt ist der "Freudige Bergmann Stolln" in der Nähe des
Bungalowdorfes. Seine Ausgrabung jährt sich in diesem Monat zum
10. mal. In Absprache mit dem Grundstücksbesitzer und dem
Sächsischen Oberbergamt wurde das Mundloch des "Freudigen
Bergmann Stolln" im April 2004 hinter einer zugewachsenen, 5
Meter hohen Erdreich – und Bruchsteinhalde, aus seinem
jahrzehntelangen Dornröschenschlaf hervorgeholt.
Der Stolln
ist nichts spektakuläres und auch kein Besucherbergwerk. Dennoch
ist das neugestaltete Stollnmundloch ein echter Hingucker für
Wanderer und Bergbauinteressierte – ein Zeugnis vergangenen
Erzbergbaus in und um Thum. Nähere Einzelheiten zum
Stollnbetrieb findet man auf der Lehrpfadtafel unmittelbar vor
dem Mundloch. In 18 Monaten leisteten die Mitglieder der
Bergbrüderschaft Thum zahlreiche, ehrenamtliche Arbeitsstunden
und machten den Stolln zunächst ersteinmal befahrbar, wie der
Bergmann sagt. Es mußte ein 3 Meter langes Bruchsteingewölbe
aufgemauert werden bis der Stolln im festen Gestein liegt und
der darüberliegende Hang den vorgeschriebenen Böschungswinkel
bekommt. Zwei Bruchsteinmauern säumen den Eingangsbereich zum
neugemauerten Mundloch. Dieses wurde mit einem Eisengitter
verschlossen, um unbefugten Zutritt zu verhindern.
Grundlage
für diese 2 Projekte bildete die Forschungsarbeit der
Arbeitsgruppe Altbergbau in der Bergbrüderschaft Thum e.V.
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Ausgabe 22 im April 2014
Das Backenschläger
Gebirge als Lagerstätte.
Teil 1: Die
Entstehung
Wir beschäftigen
uns mit 2 verschiedenen Typen von Lagerstätten, die durch
Schachtabteufen und Stollnvortrieb ausgebeutet wurden. Das ist
zum einen der Erzgang und zum anderen das Skarnlager. Beide hat
die Entstehungsgeschichte unseres Erzgebirges hervorgebracht.
Vor vielen millionen Jahren hat "sanfter" Druck aus dem
Erdinneren die Erdkruste scheibenweise aufgebrochen. Die Risse,
Spalten und anderen Hohlräume wurden mit Magma vollgepreßt.
Dieser Vorgang
wiederholte sich später noch einmal. Unter anderen
Druckverhältnissen brach das Gestein diesmal aber quer zu den
ersten Rissen. Wieder stieg Magma auf und füllte jeden Hohlraum
aus. Unter der Erdoberfläche konnte das Magma langsam abkühlen
und auskristallisieren. Was diese Lagerstätte letztendlich
hervorbringt hängt von der Grundrezeptur, sprich der Anteile
bestimmter Elemente in diesem Brei, ab.
Je nach chemischer
Zusammensetzung bilden sich zwischen 1200 C° und 800 C° die
ersten festen Bestandteile im Magma. Dazu gehören, im Falle des
Backenschläger Gebirges, Eisenoxide (Magnetit), oder Eisen,-
Nickel- und Kupfersulfide (Magnetkies und Kupferkies). Im
weiteren Verlauf der Hauptkristallisation bilden sich Quarzarme
Silikate (Axinit/Thumit und Turmaline), Glimmer, Vertreter der
Feldspatgruppe und schließlich Quarz. Bei sinkenden Temperaturen
entstehen, auf Grund der veränderten Zusammensetzung der
Schmelze, flüchtige Bestandteile wie Wasser, Chlorwasserstoff
und Schwefelwasserstoff, die mit vielen Metallen und seltenen
Elementen (Beryllium, Zirkon und Barium) angereichert sind.
Diese flüchtigen Bestandteile werden unter hohem Druck in
poröses Nebengestein gepreßt und bilden mit diesem neue Erze und
Mineralien. Unter diesen Bedingungen begann die Entstehung der
Skarnlager. Bei 374 C° ändert Wasser seine Eigenschaften. Es ist
nur noch eine heiße, wässrige Lösung (Flüssigkeit und Dampf),
angereichert mit den restlichen Elementen, übrig. Die
hydrothermale Phase beginnt und auch sie hat unter bestimmten
Druckverhältnissen einen Einfluß auf die endgültige
Zusammensetzung der Skarnlager. Es entstehen vorwiegend
sulfidische Erzkörper mit einigen Silbermineralen, sowie
Blei,-Zink,- Arsen - und Kupfermineralen, wie dies im
Backenschläger Gebirge vorzufinden ist. Aus Platzgründen beende
ich den Beitrag und bleibe Euch einen 2. Teil zu diesem Thema
schuldig. Na dann, bleibt mal schön neugierig!
Übrigens, das
Erzgebirge zählt, geologisch gesehen, zu den best erforschtesten
Gebieten der Welt.
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Ausgabe 23 im Mai 2014
Das Backenschläger
Gebirge als Lagerstätte.
Teil 2:
Der Abbau
Seit 1992
stöbern einige Mitglieder der Bergbrüderschaft Thum in Archiven
und sammeln alles, was mit dem alten Thumer Bergbau in
Zusammenhang gebracht werden kann. Das Material über den Bergbau
im Stadtgebiet ist nicht unbedingt dürftig, wohl aber sehr
lückenhaft und widersprüchlich. Einige Dokumente beschreiben den
Bergbau im Backenschläger Gebirge allerdings so präzise, daß man
von dieser Untertagesituation einen Grund- und Seigerriß
anfertigen könnte. Von der "Sankt Niklas Fundgrube" (Bereich
Fußweg nach Auerbach/Friedhof) zum Beispiel, sind genaue Angaben
über Stollnvortrieb, Schachtbau und Erzgangbeschaffenheit
überliefert. Der Sankt Niklas Tageschacht, gleich am Fußweg nach
Auerbach hinter Schornsteinbau Süß, fiel einst 22 m und mit 80°
Neigung auf das Niveau des St. Niklas Morgengang Stolln. Bei 16
m Teufe wurden ein Skarnlager angefahren, mit dessen Abbau
allerdings erst 1824 begonnen wurde. Von der Stollnsohle aus ist
ein Gesenk (ein Schacht ohne Verbindung zum Tage) 62 m in
gleiche Richtung wie der Tageschacht abgeteuft worden. Auf der
22 m Sohle verfolgte man einen Morgengang in beide Richtungen.
Morgengänge verlaufen von Westsüdwest nach Ostnordost (Morgen =
alte Bezeichnung für Osten). Nach 7 m in westliche Richtung
hatte der Erzgang eine Mächtigkeit von 20 cm, ausgefüllt mit
schwarzgelblicher Letten (lehmige bis erdige Ausfüllungen),
violetter Turmalin, Zinkblende und Schwefelkies, Verlaufrichtung
250° WSW. 24 m vom Schacht entfernt war der Gang 10 cm mächtig
und mit Zinkblende gefüllt. Nach 38 m ist der mit Quarz und
Letten gefüllte Gang nur noch 2 – 5 cm mächtig, Verlaufrichtung
242° WSW. Bei 55 m ist der Gang 6 – 15 cm mächtig gewesen und
führte Schwerspat (Baryt), Schwefelkies (Pyrit), Arsenkies
(Arsenopyrit), Bleiglanz (Galenit) und schwarzen Letten,
Verlaufrichtung 263° WSW. Das umgebende Gestein ist Gneis. Es
wird mit jeden Meter fester und bei 60 m granitartig. Hier ist
der Erzgang 15 – 19 cm mächtig und bringt Flußspat (Fluorit),
Schwerspat und grauen Letten mit etwas Schwefelkies. In östliche
Richtung verfolgte man den Morgengang ca. 40 m, wir erinnern
uns, um die wasserlösende Verbindung zum Blei – und Silberzecher
Stolln zu schaffen. Am St. Niklas Schacht setzte außerdem noch
ein Erzgang mit Verlaufrichtung
32° NNO und
einer Mächtigkeit von 0,5 – 1 m. Seine Erze waren schwarze
Pechblende, Arsenkies, schwärzlicher und grünlicher Letten,
sowie Bleiglanz. In der St. Niklas Fundgrube wurden Gangkreuze
und Skarnlager von 8 – 30 m Länge und einer Mächtigkeit von 0,5
– 2,5 m abgebaut. Hauptbestandteil der Lager war grauer
Magneteisenstein (Magnetit). Ganz oben auf dem Backenschläger
Gebirge, wo sich die Robert – Schneider – Straße als Feldweg
fortsetzt, befand sich einst die alte Bleizeche. Sie baute unter
anderem auf dem selben Morgengang, wie die St. Niklas Fundgrube
und die Gangbeschreibungen sind in etwa identisch.
Ähnliche,
beziehungsweise die selben, Lagerstättensituationen herrschen in
Ehrenfriedersdorf und Geyer, sowie in vielen anderen Revieren
des Gebirges vor.
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Ausgabe 24 im Juni 2014
Nach
unserem Bergquartal, am Sonntag vor Rosenmontag, ist unser
nächster wichtige Termin der letzte Sonntag im Juni. An diesem
Sonntag wird in Freiberg das Bergstadtfest mit einer großen
Bergparade beendet. 1986, also noch in der DDR wurde es in`s
Leben gerufen. Seit Ende der 90er nimmt unser Verein jedes Jahr
mit großer Freude an dieser Veranstaltung teil. Sie ist perfekt
organisiert und macht allen Teilnehmern einen riesen Spaß. Am
Morgen stellen wir uns am Meißner Ring mit anderen
Brüderschaften und Kapellen zur großen Sächsischen Bergparade
und marschieren dann zum Freiberger Dom. Selbst für
"Nichtkirchengänger" ist der Berggottesdienst in diesem
alt-ehrwürdigen Gotteshaus ein Erlebnis der besonderen Art.
Draußen verwandeln inzwischen Händler und Schausteller die
Altstadt in eine Festmeile.
Am
29.06.2014 findet das 29. Freiberger Bergstadtfest statt und ich
kann nur jeden raten, sich dieses bergmännisch angehauchte
Volksfest einmal anzuschauen. Im Jahre 2000 fand im Rahmen
dieses Festes der Bergmeisterpokal statt. Ein bergmännischer
Wettstreit bei dem sich die Vereine im Maßkrugstemmen,
Grubenholzsägen, Gummistiefelzielwurf, Gewichtschätzen und Nagel
einschlagen messen müssen. Unser Verein belegte am 26.06.2000
den 2. Platz beim Bergmeisterpokal in Freiberg. Hätten wir
gewonnen, wären wir als Verein und Stadt Ausrichter des
Bergmeisterpokals 2001 in Thum gewesen, so die Regel. Nur ein
kleiner Patzer unsererseits verhalf den Schneeberger
Bergkameraden zum Sieg. Zu unserem Jubiläum 2016 ist, im Rahmen
des Festwochenendes, ein solcher bergmännischer Wettstreit
geplant.
Auch in der
Vergangenheit schien der Monat Juni gut zum Feste feiern
geeignet gewesen zu sein. Einige Dokumente aus dem Thumer
Stadtarchiv geben zum Beispiel darüber Auskunft, daß am 16. und
17. Juni 1934 das 5. Bezirks- und Bergfest des Verbandes
Obererzgebirgischer Berg-, Knapp-und Brüderschaften in Thum
stattfand. Die Vorbereitung und Durchführung wurde von der Stadt
Thum und der Bergbrüderschaft Thum gemeinsam vorgenommen, wie
aus Einladungen und organisatorischen Schriften zwischen Stadt
und Brüderschaft hervorgeht. Vereinsvorsitzender der
Bergbrüderschaft Thum war zu dieser Zeit Herr Bernhard Kießling
und der Vertreter der Kirche Herr Pfarrer Johannes Immanuel
Schluttig. Seit 2012 und 2013 ist unser Verein im Besitz von
alten Bildern, die dieser Zeit eventuell zuzuordnen sind. An
dieser Stelle einen herzlichen Dank an Thumer Bürgerinnen und
Bürgern, die uns solches Material immer mal wieder zukommen
lassen.
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Ausgabe 25 im Juli 2014
Über die
Grubengebäude der Ortsteile Jahnsbach und Herold wurde in den
letzten Jahren ebenfalls viel Wissenswertes zusammengetragen.
Die
Geschichten dazu finden später, hier an dieser Stelle, ihren
Ehrenplatz.
Um aber das
Thema "Backenschläger Gebirge" abzuschließen, muß ein Bergwerk
an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden – "Der Lebensfürst
Stolln". Den älteren Jahnsbachern ist er unter dem Namen
"Nöbelstolln" bekannt. Er liegt auf Jahnsbacher Flur und ist
damit die westlichste Stollnauffahrung im Backenschläger
Gebirge. Wann der Stolln angefangen wurde ist unklar, fakt ist
nur, daß er bis 1829 durch Eigenlehner betrieben wurde. Man
verfolgte mit dem Stolln keinen Erzgang, sondern trieb ihn
leicht geschlängelt Richtung 355° nach Norden durch Quergestein.
Quergestein nennt man den Stollnvortrieb quer zum Hauptverlauf
der Erzgänge. Mit dem Lebensfürst Stolln wollte man Aufschluß
darüber erhalten, wie sich die reichen Anbrüche auf Thumer Flur
in Richtung Westen fortsetzen. Auf 92 m Streckenlänge fallen
lediglich drei 2 bis 7 cm mächtige Erzgänge ein. Sie führen
Zinkblende, Magneteisenstein, etwas Kupfer- und Schwefelkies und
nur Spuren von Bleiglanz. Kein stolzes Ergebnis, um nicht zu
sagen aussichtslos. Der Anfang vom Ende des Bergbaus im
Backenschläger Gebirge zu Thum war besiegelt. Oberberghauptmann
von Herder gab 1829 den Antrag der Eigenlehner statt, den
Stollnbetrieb am Lebensfürst auszusetzen. Die Eigenlehner gingen
darauf hin auf den Reichen Segen Gottes, im Volksmund als
"Silberzach" bekannt.
Der Betrieb
war nicht nur ausgesetzt, er war aufgegeben. In späteren
Dokumenten erscheinen nur noch Wassernutzungsgeschichten. Im
Backenschläger Gebirge zu Thum war nichts mehr zu holen und so
stellte eine Grube nach der anderen ihren Betrieb ein. Der
Mühlberger Stolln Ende 1835, der Blei – und
Silberzecher Stolln, als letzte Grube im Thumer Stadtgebiet,
1859.
Schöne
Ferien und ... "Vergaß Dei Haamit net!"
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Ausgabe 26 im August 2014
Im Thumer
Stadtgebiet schlummert noch so manches Bergwerk, über das wir
uns noch schlauer machen müssen. Doch immer schön der Reihe
nach.
Zusammenhänge und Hintergründe aufzuspüren und Rekonstruktionen
anzustellen sind für uns eine Lebensaufgabe. Die Überlieferungen
der Thumer Bergbaugeschichte sind, wie bereits erwähnt, im
Allgemeinen sehr lückenhaft und widersprüchlich. Auf der einen
Seite sind manche Dokumente aussagekräftig genug, um bei
Bauarbeiten, oder der Abwendung von Oberflächengefährdungen
hilfreich zu sein. Bestes Beispiel ist die Blei - und
Silberzecher Stollnakte, die zwischen 1989 und 1991 bei der
Verwahrung eines Tagebruchs zwischen Ratskeller und Kirche in
Thum wertvolle Hinweise über die Untertagesituation der Grube
lieferte.
Für den grundhaften Ausbau der Stollberger Strasse in Thum, im
Jahre 1999, waren diese Unterlagen ebenfalls sehr wichtig.
Andererseits sind manche Objekte, durch fehlende Dokumentation,
in die Vergessenheit verbannt worden. Über einige wiederum
existieren nur mündliche Überlieferungen, oder Skizzen von
Zeitgenossen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Thumer
Altbergbau zu studieren und den Geist unserer Altvorderen wach
zu halten, um ihn an kommende Generationen weiterzugeben. Über
jede Kleinigkeit, jeden Hinweis, jedes Stichwort und jedes Bild
ist unsere Arbeitesgruppe sehr dankbar. Jetzt wissen wir noch,
warum Thum den Titel "Bergstadt" tragen darf. Wie wird das aber
im Jahre 2050 sein? Interessiert es dann noch jemanden, ob Thum
eine Bergstadt ist, oder war? Wir arbeiten jedenfalls daran, und
hoffen, daß auch in Zukunft Leute nachwachsen, die genauso
denken und den Staffelstab weitergeben. Damit kommen wir in den
nächsten Beiträgen zu den nicht mehr, oder wenig bekannten
Berggebäuden in Thum. |
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Ausgabe 27 im September 2014
Ein noch
nicht ganz vergessenes Relikt Thumer Bergbaugeschichte ist uns
bis in diesen Tagen, zwischen Stadtkern und Oberthum, erhalten
geblieben. Wo sich die Chemnitzer Straße sanft Richtung Oberthum
schlängelt, führt auf der rechten Seite, Höhe Notariat Biehler,
ein Stolln in das Gebirge.
Unsere
Arbeitsgruppe hatte im Jahre 1994 das Glück, diesen Stolln
einmal befahren zu dürfen. Für den ersten Moment war das
Grubengebäude nicht sonderlich spektakulär. Dafür war es zu
dieser Zeit das einzige, noch befahrbare Bergwek im Thumer
Stadtgebiet. Diese Befahrung hat unserer Arbeitsgruppe
ungeheuren Auftrieb verliehen. Von Stund an wurde sich noch
intensiver hinter das Thema "Thumer Altbergbau" geklemmt. Aus
unserer Festschrift zum 350jährigen Bestehen der
Bergbrüderschaft Thum, aus dem Jahre 1966, hatten wir entnommen,
daß es sich um den "Unverhofft Glück Stolln" handeln könnte.
Durch
Zufall sind wir im Nachhinein auf ein Schriftstück gestoßen,
welches uns diese Grube etwas näher beschreibt. Tatsächlich
handelt es sich um den Stolln, der die "Unverhofft Glück
Fundgrube" am Michelsberg erschließen sollte. Der Name
"Unverhofft Glück Fundgrube" entstand bei Probeschürfen auf dem
Michelsberg, wobei die Abbauwürdigkeit der Lagerstätte ermittelt
wurde. Man wollte einen ziemlich mächtigen Quarzgang in Richtung
25° Nordost verfolgen. Die Mächtigkeit des Quarzganges ist mit
2m – 5m angegeben. Dies halten wir jedoch für einen
Schreibfehler. Zwanzig bis fünfzig Centimeter sind für Thumer
Lagerstättenverhältnisse schon recht viel und, wie wir glauben,
auch realistischer. Das Stollnprofil ist durchschnittlich von
2,0m – 2,3m Höhe und 80cm in der Breite. Nicht weit vom Mundloch
entfernt tritt man in einen größeren Hohlraum, eine Art Kammer.
Dieser Raum wurde als Bierkeller von der gegenüber liegenden,
ehemaligen Gaststätte "Felsenkeller" genutzt.
Im 2.
Weltkrieg diente er den Thumer Bürgern als Schutzraum bei
Luftangriffen. Erstmals wird der Stolln 1826 erwähnt, als er an
einen Eigenlehner verliehen wird. Nach 6m Auffahrung des
Hauptganges wird sich für einen Querschlag entschieden. Im
Quergestein wollte man den parrallel zum Hauptgang verlaufenden
Seitentrum auffinden. Nach 4,5m wurde kein Seitentrum
angetroffen und die Arbeiten eingestellt. Die gesamte
Stollnauffahrung beträgt 10,5m. Der im Berg angetroffene Erzgang
bestand warscheinlich doch hauptsächlich aus Quarz, denn über
mitgeführte Erze ist nichts überliefert. Die "Unverhofft Glück
Fundgrube" konnte durch den Stolln nicht erschlossen werden.
Daran waren vielleicht auch wirtschaftliche Probleme beteiligt.
1828 wurde der Bergbaubetrieb ausgesetzt und 1829 schließlich
eingestellt.
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Ausgabe 28 im Oktober 2014
Thum hat
sich in der Geschichte zweifellos genauso viel Mühe mit seinem
Bergbau gegeben, wie die Nachbarorte. Nur gaben es die
Erzerträge nicht her, sich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen.
Dafür hatte man aber in Thum, von der Besiedelung an, mehr Wert
auf die Entwicklung von Landwirtschaft und Viehzucht gelegt.
Schon bei
der Gründung der Siedlung und dessen Weiterentwicklung wurde
dafür genügend Platz eingeplant . In Krisenzeiten, die von
Kriegsunruhen, Epidemien oder wirtschaftlichen Niederlagen
(besonders Bergbau) gebeutelt waren, konnte Thum dadurch
seine Bevölkerung besser ernähren.
Im
Gegensatz zu den Bergstädten mit überwiegend bergmännischer
Bevölkerung, gab es in Thum ein sehr ausgeglichenes Verhältnis
aus Bauern, Handwerkern und Bergleuten. Die meisten Handwerker
hatten einen mehr oder weniger großen Landbesitz,
beziehungsweise einen größeren Garten und betrieben nebenbei
selbst Landwirtschaft und Viehzucht. Die Versorgung der
Bergmannsfamilien mit Nahrungsmitteln konnte jederzeit
problemlos abgesichert werden. Nach der letzten Bergbaublüte,
Ende des 16.Jahrhunderts, änderten sich allerdings die
wirtschaftlichen Verhältnisse in Thum zu Ungunsten des Bergbaus
und der mit ihm verbundenen Berufsstände.
In einer
der nächsten Geschichten wird auf diese Entwicklung näher
eingegangen.
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Ausgabe 29 im November 2014
Bitte
wundert Euch nicht, liebe Freunde des Thumer Bergbaulehrpfades,
daß im Stadtgebiet sämtliche Lehrpfadtafeln verschwunden sind.
Sie sollten zu unserem letzten Arbeitseinsatz, am 27.09.2014,
vor Ort einen neuen Anstrich erhalten.
Auf Grund
der anhaltend schlechten Wetterlage konnten wir sie an diesem
Tag aber nur abmontieren und ins Trockene bringen. Im
Vereinsraum werden sie zu den nächsten Mittwochtreffs wetterfest
gemacht und hängen im zeitigen Frühjahr 2015 wieder an ihrem
alten Platz. Die Beteiligung am Arbeitseinsatz war lobenswert.
Eine zweite Gruppe konnte die Außenanlage des "Freudigen
Bergmann Stollns" pflegen. Angeflogene Bäume
und Sträucher wurden entfernt, um nicht die Stützmauern und die
Gewölbemauerung zu zerstören. Nach getaner Arbeit gab es, wie in
guten alten Zeiten, Bockwurst, Wiener und ein Getränk unserer
Wahl.
Ich darf
mich im Namen unseres Vorstandes für Eure Einsatzbereitschaft
bedanken und wünsche Euch für den Start in unsere Hauptsaison
alles Gute und Gesundheit.
Am
29.11.2014 nehmen wir an der Bergparade in Chemnitz teil, der
Auftakt der diesjährigen Weihnachtsparaden.
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Ausgabe 30 im Dezember 2014
Neujahrsheiligabend
des Jahres anno 1693. Auf tiefverschneite Straßen schauen um die
Abenddämmerung die Lichtlein des kleinen erzgebirgischen
Städtchens. Vermummte Gestalten stampfen durch Schneewehen
-gleichsam den Glockenklängen folgend, die des Jahres letzte
Stunde künden.
Sieh da!
Ein Zug von Lichtlein bewegt sich ernst und feierlich zum
Kirchweg herauf. Die Bergbrüderschaftin ihren festlichen
Uniformen – Obersteiger, Steiger, Hauer und Knappen, alle sind
sie mit dabei. Ein Gang des Dankens und des Bittens für
Vergangenheit und Zukunft – so schreiten sie mit Glockengeläute
und vom Jubel der kleinen Orgel begleitet, durch die Winternacht
in die schneeverwehte Kirche der Heimatstadt.
So war es
damals – ja, genau so... und diese alte Tradition soll auch in
diesem Jahre wieder neu erstehen.(Verfasser des Textes
unbekannt)
Die
Bergbrüderschaft Thum setzte diesen Brauch im 20. Jahrhundert
leider mehrfach aus. Die genauen Hintergründe sind uns nicht
bekannt geworden. Ab Mitte der neunziger Jahre folgen die Thumer
Bergschwestern und Bergbrüder dieser alten Tradition wieder und
beschließen das Jahr mit dem Silvestergottesdienst.
An dieser
Stelle möchte ich mich, als Mitglied der Arbeitsgruppe "Thumer
Altbergbau" in der Bergbrüderschaft Thum, ganz herzlich bei den
wachsamen Nachbarn bedanken, die uns bis zum Erscheinen des
neuen Stadtanzeigers im November, das Fehlen der Lehrpfadtafeln
gemeldet hatten. Alles gut!!!Es ist ein sehr angenehmes Gefühl,
so aufmerksame Bürgerinnen und Bürger in der Stadt zu haben.
Ihnen und
Euch allen wünschen die Mitglieder der Bergbrüderschaft Thum
eine friedvolle und besinnliche Advents – und Weihnachtszeit,
viel Freude an unseren traditionellen Bergparaden und einen
guten Rutsch ins Jahr 2015. |
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Ausgabe 31 im Februar 2015
An dieser Stelle möchten wir an die Oktobergeschichte
2014 anknüpfen und noch einmal auf die Entwicklung des
Bergmannsstandes in der Stadt Thum eingehen.
Ende des 16. Jahrhunderts war die Bergbaublüte in Thum
endgültig vorbei. Nur einzelne Gruben werfen noch bis in die
Mitte des 18. Jahrhunderts schmale Gewinne ab. Dazwischen kam
noch der "Dreißigjährige Krieg" 1618–1648. Die totale Verwüstung
und Verarmung des Reiches und die Schwächung des Kaisers waren
die Folgen dieses Krieges. Auch Thum hat davon einen derben
Schlag abbekommen. Die Einwohnerzahl sank auf 184 und kaum ein
Haus konnte vernünftig bewohnt werden. Der Aufbau der Stadt,
meist Fachwerkhäuser im fränkischen Stil, und die
Geschäftstätigkeit der Bürger kommen relativ schnell wieder auf
die Beine.
Zwanzig Jahre nach Kriegsende bemühen sich die Thumer um
das Jahrmarktsrecht. Im Juni 1668 dürfen sie schließlich ihren
ersten Jahrmarkt abhalten. Die wirtschaftliche Situation in Thum
war plötzlich eine ganz andere. Alt hergebrachte Handwerkskunst
hatte sich stark entwickelt und weiterentwickelt, viele Gewerke
wurden neu angesiedelt, zum Beispiel die Spitzenklöppelei und
das Posamentenhandwerk. Man kann davon ausgehen, dass die
zahlreichen, evangelischen Flüchtlinge, die aus den katholischen
Nachbarländern kamen und hier eine neue Heimat fanden, einige
Handwerkskünste mitbrachten und so mitgeholfen haben, das
Erwerbsspektrum zu vergrößern.
Die Zahl der Bergmannsfamilien war weiterhin rückläufig.
1716, einhundert Jahre nach Gründung der Bergmännischen
Brüderschaft zu Thum arbeiten noch 9 Bergwerke und 1 Pochwerk.
Der Thumer Bergbau im Stadtgebiet und seiner näheren
Umgebung schleppt sich mit großem Aufwand und wenig Nutzen bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts, um schließlich 1859 mit der
Schließung der letzten Gruben (St. Niclas und die Blei- und
Silberzeche) zum Erliegen zu kommen. Der Häuer und der
Eigenlehner kann seine Familie nicht mehr ernähren. Frauen und
Kinder verdienen den Familienunterhalt mit Spitzenklöppeln,
Posamentieren und anderen textilen Handwerken. Längst sind die
bergmännischen Gewerke abgewandert und verdienen ihr Brot in den
reichen Silber- und Zinngruben des Frei-
und Pochwaldes (heutiges
Greifensteingebiet und das Greifenbachtal), sowie im
Silbergebirge am Geyerschen Knochen. Bis Ende des 19.
Jahrhunderts durfte sich Thum offiziell "Bergstadt auf Zinnbau"
nennen.
Mit Blick auf die angestrebte Montanregion Erzgebirge
wird seit Anfang der 1990er Jahre wieder mehr Wert auf den Titel
Bergstadt gelegt. Wir sind als Pfleger bergmännischen Brauchtums
besonders stolz, dass Thum diesen Titel wieder tragen darf.
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Ausgabe 32 im März 2015
Es gibt
noch hunderte Einzelheiten über den Bergbau im Städtchen Thum,
und was damit in Verbindung gebracht werden kann, zu berichten.
Das wichtigste ist aber gesagt und die Zeit wird knapp bis zum
Jubiläum.
Neben
unserer aktuellen Vereinsarbeit sollt ihr ja, wie versprochen,
etwas über den Bergbau unserer Nachbarn in Jahnsbach und Herold
erfahren. Schließlich soll bis Juni 2016 noch Raum sein, um eine
kurze Zeitreise durch unsere 400jährige Vereinsgeschichte zu
unternehmen. In den nächsten Beiträgen wird die
Bergbaugeschichte von Jahnsbach genauer unter die Lupe genommen.
Der Bergrücken zwischen Jahnsbach und Auerbach, über dem sich
Jahrzehntelang unsere alte "Bimmelbah" gequählt hat, ist die
direkte Fortsetzung unseres Backenschläger Gebirges in Richtung
Westen.
Die reichen
Thumer Erzgänge schwächen sich in der Ortsmitte Jahnsbach bis
zur Bebeutungslosigkeit ab und sind in Oberjahnsbach bis auf
Hormersdorfer Flur wieder stärker mit Silbererzen angereichert,
als das je in Thum der Fall gewesen wäre.
Am
gegenüberliegenden Bergrücken zwischen Jahnsbach und dem
Greifenbachtal wurde ebenfalls Jahnsbacher Bergbau betrieben. Im
Kontakthof des Granitstocks der Greifensteine führen die
Erzgänge hier allerdings mehr Zinn, Eisen, Wolfram und Arsen.
Das Erz wurde in kleineren Gruben gefördert, die teilweise nur
mit ein bis zwei Mann betrieben wurden. Wir kommen im nächsten
Beitrag zum Bergbau zwischen Jahnsbach, Auerbach und
Hormersdorf. Dort draußen schlummert nämlich ein altes Bergwerk,
das heute noch in aller Munde ist. Ein beliebtes Fleckchen für
Skifahrer, Wanderer und Pilzsammler. Wer kennt sie nicht in
Jahnsbach und Umgebung, de "alte Silberzach". Seid mal gespannt,
was es darüber alles zu berichten gibt.
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Ausgabe 33 im April 2015
Über "De
Silberzach" haben wir in den letzten Jahren allerhand
geschriebenes und gezeichnetes gefunden. Das Bergbaugebiet
zwischen Jahnsbach und Hormersdorf wude schon sehr früh
entdeckt. Man könnte den alten Schriften zufolge annehmen, daß
sich der Silberfund ähnlich wie in Freiberg abgespielt hat,
indem Silberhaltiger Bleiglanz in den Wagenspuren der Fuhrleute
gefunden wurde.
In der
schriftlichen Ersterwähnung aus dem Jahre 1688 wird die
Neuaufnahme des Grubenbetriebes unter dem "neuen"Namen Reicher
Segen Gottes Fundgrube beschrieben. Der oder die Namen der alten
Baue ist leider nicht überliefert. Es wird berichtet, daß man
damals auf "etliche hundert Jahre alten Bergbau" stieß. Die
Alten hatten den Haupterzgang und einige Nebengänge bereits im
Strossenbau (in diesem Fall Abbau des Erzganges von der
Oberfläche in die Tiefe auf einer bestimmten Länge) ausgebeutet.
Das Grubenfeld der Reicher Segen Gottes Fundgrube erstreckt sich
vom Sportplatz in Jahnsbach bis zur Gartenanlage "An der
Silberzeche" in Hormersdorf von südsüdost nach nordnordwest und
auf Höhe der Verbindungsstrasse S 233 Jahnsbach – Hormersdorf
ca. 300 bis 400m in östliche und westliche Richtung. Bis 1860
hatte sich das Grubenfeld auf eine Fläche von 48 Hektar
(480000m²) ausgebreitet.
Vier
Schächte entlang der S 233 und der Obere Reicher Segen Gottes
Stolln auf Hormersdorfer Seite verbanden die Fundgrube mit der
Tagesoberfläche. Der Kunstschacht war mit 74m Teufe der tiefste
Schacht. In ihm war das Kunstgezeug, eine Radpumpe wie sie um
1540 in Ehrenfriedersdorf erfunden wurde, eingebaut.
Hauptförderschacht ist der Reiche Segen Gottes Tageschacht
gewesen. Der Pfarrschacht und der Fund – oder Lübecker Schacht,
15,3m und 24m abgeteuft, dienten der Befahrung bzw. Bewetterung.
Um die Tiefbaue in der Reicher Segen Gottes Fundgrube zu
entwässern, begann man 1827 mit dem Vortrieb des Tiefer Reicher
Segen Gottes Stolln. Mehr dazu gibt es im nächsten Beitrag.
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Ausgabe 34 im Mai 2015
In einer
Zeit, in der der Bergbau in und um Thum immer mehr zum Erliegen
kommt, wagt man sich in Jahnsbach an ein äußerst mutiges
Vorhaben.
Die tiefen
Baue der Reicher Segen Gottes Fundgrube sollen durch einen
Stolln entwässert werden. Es wird verbissen daran gearbeitet,
der Grube die edlen Erze zu entreißen, und edle Erze werden in
dieser Zeit dringend gebraucht. Der Tiefer Reicher Segen Gottes
Stolln wird 1827 gleich neben dem Jahnsbacher Sportplatz
angesetzt und soll nun die Wasserlösung der Fundgrube
übernehmen. Der Stolln wird im Quergestein getrieben, ohne einen
Erzgang zu verfolgen. Auf den ersten 60 – 80m wurden viele faule
Gebirgsschichten überfahren, die auch mehr oder weniger Wasser
führten. Erforderlich wurde ein Holzausbau, der die Stabilität
des Stollnprofils sichern sollte.
Der enorme
Kostenaufwand des Stollnvortriebs, durch die nötige
Türstockzimmerung, brachte das Projekt schließlich zum
Scheitern. Nach 10 Jahren verbissener Bergarbeit gab man1837 den
Stolln bei einer Länge von 201m vom Stollnmundloch auf. Um das
gewünschte Ziel zu erreichen, hätte man den Stolln noch 450m zur
Grube treiben müssen. Die Grube Reicher Segen Gottes war noch
bis 1915 verliehen, ohne daß Bergbau betrieben wurde. Danach
nutzten einige Oberjahnsbacher das Stollnwasser für den privaten
und gewerblichen Gebrauch.
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Ausgabe 35 im Juni 2015
Über die
Jahrhunderte sind aus der Reicher Segen Gottes Fundgrube zu
Jahnsbach und Hormersdorf mehrere 1000 Zentner feinste Erze zur
weiteren Aufbereitung und Verhüttung geliefert worden.
Eine
genauere Angabe zu Fördermengen konnte zwar bislang nicht
gefunden werden, dennoch vermittelt aber diese Zahl eine
ungefähre Vorstellung, welchen Reichtum der Knappenfleiß an`s
Licht geholt hat. Der Haupterzgang, eingebettet zwischen Gneis
und Glimmerschiefer, bestand hauptsächlich aus silberhaltigen
Bleiglanz und eingemischten hornblendehaltigen Chloritschiefer.
Zinkblende, Kupferkies und Schwefelkies waren ebenfalls
Begleiter dieses Erzganges. Bis zu 25cm ist er mächtig gewesen
und wurde von mehreren Nebengängen, so genannten Trümern, mit
einer Mächtigkeit von 0,5cm bis 4cm umgeben. In einer Tiefe vom
ca. 30m vereinigten sie sich zu einem Erzkörper, der bis zu 0,7m
mächtig war. In den regelmäßigen Proben, die in den einzelnen
Blütezeiten der Grube gemacht worden sind, stellte man einen
Silbergehalt von 0,04% bis 0,14%, einen Kupfergehalt von
durchschnittlich 14% und einen Bleigehalt von 27% bis 36% fest.
Maximalwerte von 0,25% Silbergehalt und 53% Bleigehalt in der
Probe hatte man 1831 in den tieferen Bereichen der Grube, bei
ca. 60m bis 70m erhalten.
An den
tiefsten Stellen der Grube fand man das Silber in gediegener
Form und schön auskristallisierten Silbermineralien vor und barg
es in Stufen (Bezeichnung für Mineralien/Schaustücke). Die
Erzaufbereitung erfolgte in unmittelbarer Nähe der Grube. 1695
wurde in Oberjahnsbach ein neues Pochwerk mit dazugehörigen
Schutzteich und ein Huthaus gebaut. Auch in der Ortsmitte von
Jahnsbach, in der Nähe des heute noch sichtbaren Lebensfürst
Stollns, wurden in einem Pochwerk die Erze der "Silberzeche"
zerkleinert und aufbereitet. Das Gebäude wurde ab 1872 als
Zwirnfabrik umfunktioniert und später als Wohnhaus umgebaut.
Ob es sich
bei dem oben erwähnten Schutzteich um den heutigen Mühlteich
handelt, geht aus den alten Schriften nicht hervor. Ein
Zusammenhang könnte jedoch bestehen, da am Jahnsbacher
Sportplatz, dort wo sich das Mundloch des Tiefer Reicher Segen
Gottes Stolln befindet, früher ein Kunstrad zur Wasserhebung aus
einer alten Grube betrieben wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts
sollen noch zahlreiche Kunstgräber in den oberen Wiesen sichtbar
gewesen sein.
Wenn jemand
vielleicht besser und sicherer über die Geschichte des
Mühlteiches und der Oberjahnsbacher Wasserführung informiert
ist, dann zögert nicht und nehmt mit uns Kontakt auf. Wir können
nicht alles wissen und sind für Kritik und jeden ernst gemeinten
Hinweis dankbar.
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Ausgabe 36 im Juli 2015
Über "De
Silberzach" gibt es noch so manche Einzelheit zu berichten und
auch über kleinere Gruben, die dem Jahnsbacher Gebirge ihre
Schätze abgerungen haben. Zu nennen wäre hier die Constantin
Fundgrube und der Frische Muth.
Zwei Namen
für ein Bergwerk, das am Henneholz in Jahnsbach (Nähe Mühlteich)
auf Eisenerz baute. Der Name Frischer Muth ergab sich 1876,
nachdem die Lagerstätte neu "gemutet" (kommt von vermuten oder
einschätzen) wurde. Nach längerem Stillstand wurde die Grube
1877 schließlich wieder verliehen. Ab 1878 lies man die Grube
offen stehen, ohne weiteren Bergbau zu betreiben.
In den
folgenden Beiträgen werden wir uns mit dem, nicht unbedeutenden,
Bergbau in Herold beschäftigen. Keine edlen Erze, sondern Kalk
machte den Ort über Ländergrenzen hinaus berühmt. Der Chronist
Christian Lehmann ordnet den Beginn des Kalkabbaus in Nieder –
Herold Ende des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts ein. Am
31.05.1985 wurde der letzte Hunt gefördert und das Bergwerk aus
wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Der "alte Kallichufn" ist
ungefähr so alt, wie die Bergbrüderschaft Thum.
Seid mal
gespannt, was der in seiner rund 400jährigen Geschichte so zu
erzählen hat. Euch einen schönen Urlaub und den Kids schöne
Ferien, und denkt stets daran, "Vergaß Dei Haamit net!"
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Ausgabe 37 im August 2015
An den
Hängen des Wilischtals in Nieder - Herold fallen immer wieder
seltsame Geländeformen auf. Glatte Felswände und Geröll mit
alten Bäumen überwachsen. Tatsächlich handelt es sich um, zum
Teil, sehr alte Steinbrüche. Sie sind Zeugen des aufkommenden
Kalkabbaus in Sachsen Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts.
Kurfürst August der 1. ließ Ende des 16. Jahrhunderts im
Erzgebirge nach wirtschaftlich verwertbaren Baustoffen suchen.
Dabei
wurden auch die Kalkvorkommen auf Venusberger Seite und auf dem
Schafberg in Nieder – Herold entdeckt. Der Herolder Marmorkalk
erwies sich, wie auch der aus anderen Erzgebirgischen
Kalkbrüchen, als sehr fester und hochwertiger Baustoff. Farbe
und Bänderung waren schließlich für die weitere Verwendung
entscheidend. Auf Venusberger Seite war der Kalk sehr weiß und
er wurde für Wandverblendungen, Fußböden, Säulen und Figuren in
Kirchen und anderen wichtigen Gebäuden verwendet. Denkmähler und
Grabstätten berühmter Persönlichkeiten sind mit diesem Kalk
geschaffen worden und er eignete sich hervorragend zur
Herstellung von Putz und weißer Wandfarbe. Außerdem war er
reichlich vorhanden, lag dicht unter der Oberfläche und dadurch
seine Gewinnung äußerst kostengünstig.
Am linken
Ufer der Wilisch dagegen ist der Kalk etwas mehr in`s graue
gegangen. Seine Farbe und seine Musterung machte ihn optisch
nicht so hochwertig, daß man ihn hätte wie oben genannt
verwenden können. Er genügte aber der
Herstellung von sehr gutem Mauer – und Putzmörtel sowie Dünger
für Wiesen und Felder. Der Abbau erfolgte bis
1854 ausschließlich im Tagebaubetrieb. Für die
Weiterverarbeitung zu Bausteinen, Blendwerk, Säulen und auch für
die Bildhauerei wurden Blöcke in endsprechender Größe gebrochen.
Die restliche Bruchmasse wurde in einem Brennofen anfangs mit
Holz – später mit Kohlefeuer 6 Tage und Nächte lang gebrannt,
gelöscht und zu Baustoffen und Düngemittel weiterverarbeitet.
Bis Ende
des 18. Jahrhunderts gehörten die Kalkbrüche zum Rittergut Thum.
Nach 1790 wechselte das Werk immer wieder mal den Betreiber.
Über die technische Entwicklung, die Nutzung im 2. Weltkrieg und
die Wiederaufnahme des Betriebes nach dem 2. Weltkrieg könnt Ihr
im folgenden Beitrag etwas erfahren.
Euch noch
schöne Ferien.
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Ausgabe 38 im September 2015
Zwischen
1903 und 1909 herrschte wieder Tagebaubetrieb im Kalk – und
Marmorwerk Herold. In dieser Zeit wurde viel gebaut. Es entstand
ein Kompressorengebäude, das dem Grubenbetrieb die nötige
Pressluft lieferte, und die neue Aufbereitung. In der
Brecheranlage wurde der abgebaute Marmorkalk zerkleinert und
über weitere Anlagen nach Korngröße und Qualität sortiert.
Inzwischen hatte das Werk auch einen Bahnanschluß an die Strecke
Wilischtal – Thum erhalten.
Die Bahn
brachte die Kohle für die Kalkbrennöfen und nahm die gewonnenen
Produkte wieder mit zum Abnehmer. Der technische Fortschritt
hatte dem Werk zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen gewissen
Aufschwung beschert. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges drohte dem
traditionsreichen Bergwerk allerdings ein technischer und
wirtschaftlicher Mißbrauch durch die Wehrmacht. Sie ermöglichte
der Junkers AG ihre Luftfahrtproduktion aus Baracken der
Spinnerei Venusberg unter die Erde zu verlegen. Das Ganze
geschah unter dem Decknamen "Knurrhahn". Im Oktober 1944 begann
man in ca. 40m Teufe mit dem Bau einer 7000 m² großen
Produktionsfläche für Junkers-Flugzeugteile. Viele russische
Kriegsgefangene und jüdische Frauen aus dem Außenlager
Gelenau-Venusberg mußten daran arbeiten. Die hohe
Gefangenensterblichkeit, infolge Unterernährung und
eingeschleppter Krankheiten, verhinderten eine Vollendung des
Projektes. Im Sommer 1945 wurde der angefangene Bau von der
roten Armee gesprengt. Dabei nahm die 10m und die 30m – Sohle
großen Schaden.
Ab 1946
erfolgte der Wiederaufbau und die Widererschließung. Beim
Aufbruch in eine neue Gesellschaftsordnung war das Kalkwerk
Herold ersteinmal von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Später
als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse glätteten, verlor das
Werk mehr und mehr an Bedeutung. Bereits 1979 zog man in
Erwägung, das Werk aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen.
1985 wurde der Betrieb schließlich eingestellt und alle
verwertbaren Anlagen abgebaut. Der Förderschacht wurde 1990
durch die Westsächsische Steinwerke GmbH verwahrt. Das
Marmorkalkflöz ist auf 13 Sohlen bis in 130m Teufe ausgebeutet
worden. Heute steht das gesamte Grubengebäude unter Wasser. Die
Sanierung des ehemaligen Kalkwerkgeländes in den Jahren 2012 und
2013 ist sehr behutsam vorgenommen worden. Besonders erfreulich
ist, daß zwei Kalkbrennöfen aus dem Jahre 1860, die übrigens bis
1964 in Betrieb waren, und Mauerreste der Aufbereitung, die nach
1908 entstand, erhalten geblieben sind. Es ist eine schöne Ecke
geworden in Nieder – Herold und das hat sich das alte
Bergbaurelikt, unserer Meinung nach, auch verdient.
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Ausgabe 39 im Oktober 2015
Der steile
Hang in Nieder – Herold, zur Rechten des Wilischlaufes, ist den
meisten Wintersportlern in unserer Gegend als "Lift" bekannt.
Eine schwierige Piste für Abfahrt – und Slalomfans. Doch was hat
der Skifahrer noch unter seinen Brettern, außer Schnee?
Uns ist das
schon als Kinder erzählt worden, daß man dort vor sehr langer
Zeit Silber gegraben hat. Die Silberausbeute soll laut Sage und
Volksmund gerade zur Herstellung eines silbernen Löffels
gereicht haben. Diese Sage war sicherlich namensgebend für den
steilen Hang in Nieder – Herold, den Löffelberg. Auf alten
Schurfkarten des Bergwesens aus dem 17. Jahrhundert wird der
Name Löffelberg bereits verwendet. Tatsache ist aber, daß die
Silberausbeute im Löffelberg spärlich war. Im Vergleich zum
Bleiglanz des Thumer Backenschläger Gebirges hatte das Herolder
Fahlerz einen verschwinden geringen Anteil an Silber zu
verzeichnen. Fahlerz setzt sich aus Kupfer, Zink, Silber, Eisen,
Antimon, Arsen und Schwefel zusammen.
Der
Löffelberg und der Silber-Löffel-Futter-Stolln sind in diesen
Tagen, wie auch zu unserer Kinderzeit, ein Begriff in Herold und
Umgebung. Die Erzfunde im Löffelberg gehen auf die Mitte des 16.
Jahrhunderts zurück. Wir nehmen an, daß sie in Folge der
angeordneten Baustoffsuche im Erzgebirge durch den Landesherren
entdeckt worden sind. In unseren vorangegangenen Geschichten zum
Kalkwerk Herold sind wir bereits auf die Entstehungsgeschichte
eingegangen. Wie sich die Grubenfelder im Löffelberg bis ins 19.
Jahrhundert entwickelten und was über die Geologie zu sagen ist,
erfahrt Ihr im nächsten Beitrag.
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Ausgabe 40 im November 2015
Der frühe
Bergbau im Herolder Löffelberg baute auf die Gewinnung von
Kupfer, Zink, Eisen und Schwefel.Durch neue
Aufbereitungsverfahren kam man später auch an Arsen und Antimon.
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts war es gelungen, den ansässigen
Erzen ihren geringen Silbergehalt zu entlocken. Bis dahin waren
die Stolln und Schächte zu einem ansehnlichen Grubenfeld
herangewachsen.
Auf einem
Archivriß von 1838 sind zahlreiche Stollnsysteme dargestellt,
die von Nord-Nord-West in Richtung Süd-Süd-Ost auf sogenannten
Flachen Gängen und die in Richtung West-Süd-West, sowie Richtung
Ost-Nord-Ost auf sogenannten Morgengängen bauten. Der Obere
Silber Löffel Futter Stolln und der Obere Toten Stolln sind vom
Tage her in den Berg getrieben worden, ebenso der Tiefe Silber
Löffel Futter Stolln und der Tiefe Toten Stolln. Zwischen beiden
Ebenen gibt es noch die 10 Lachter (ca. 20m) und die 18 Lachter
(ca. 36m) Sohle. Alle Sohlen sind durch Gesenke, Schächte die
nicht bis an die Tagesoberfläche reichen, miteinander verbunden.
Tageschächte hat es einst nur im westlichen Teil der Grube, der
sich bis zum Abzweig untere Dorfstraße erstreckte, gegeben.
Dieser Teil ist heute völlig verbrochen. Nur anhand einiger
trichterförmiger Vertiefungen im Gelände kann man den Verlauf
des Totengräber-oder Drei Evangelisten Morgengang in Richtung
Westen weiterverfolgen. Der mittlere Teil des Bergwerks ist in
einem erstaunlich gutem Zustand. Es gibt fast keine
wasserführenden Schichten und sehr wenige brüchige Zonen. Die
Erklärung dafür liefert die Geologie des Gebirges. Das
Grubenfeld liegt in einer Kontaktzone zwischen Glimmerschiefer
und Tonschiefer. Vom Westen her geht der Glimmerschiefer in ein
ziemlich festes Gestein über, das sich nach Süden und Osten
fortsetzt. Bestandteile dieses Gesteins sind Phyllit, Amphibolit
und Marmor – Vertreter der Metamorphitgesteine. Sie sind
nachträglich, auf Grund veränderter Druck-und
Temparaturverhältnisse im Gebirge, aus Gneis; Glimmerschiefer;
Kalkstein und deren Bindeglieder umgewandelt worden.
Auf die
Eigenschaften von Marmor sind wir bereits eingegangen. Phyllit
und Amphibolit sind sehr feste Gesteine, die viele
gesteinsbildende Erze und Mineralien in sich vereinigen. Die
Struktur ist fein-bis grobkristallin und die Farbschläge reichen
von rötlich, braun über grau, grünlich, grün bis bläulich. Im
Steinbruch Venusberg kann man das am besten sehen. Das Gebirge
zwischen Venusberg und Herold liefert noch bis heute den besten
Baustoff in unserer Gegend, denn Amphibolit und Phyllit ist
neben Marmor äußerst erosionbeständig.
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Ausgabe 41 im Dezember 2015
In mehr als
40 Beiträgen habt Ihr teils bekanntes, teils unbekanntes über
die Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge und speziell über die
Bergbaugeschichte in unserer Gegend erfahren.
Kommen wir
nun aber zu den Menschen, die vom Bergbau lebten und sich schon
sehr früh getraut haben, eine soziale Ader zu entwickeln, sich
organisierten und sich bei sozialer Schieflage gegenseitig
unterstützten. Auf die Frage, "Wann wurde die erste derartige
Organisation gegründet?", wird man nie eine klare Antwort
erhalten. Der erste Hinweis auf die Existenz einer
bergmännischen Organisation geht aus einer Urkunde aus dem Jahre
1188 hervor. In diesem Dokument verleiht Kaiser Friedrich der 1.
einer Bruderschaft in Goslar, die bereits finanziellen Beistand
in Not und Gefahr gewährte, ein Privileg. Was es im einzelnen
enthielt und aussagt, kann nicht mehr ermittelt werden.
Der Bergbau
im übrigen deutschsprachigen Raum ist älter, als der im
Erzgebirge. Es ist durchaus vorstellbar, das die "Harzer" dieses
soziale Denken bei der Erschließung des Miriquidi mitgebracht
haben. In Freiberg wurde zwischen 1310 und 1327 das Sächsische
Bergrecht verfaßt, welches heute noch in manchen Punkten seine
Gültigkeit hat. Zu dieser Zeit begannen die sächsischen Berg-und
Hüttenleute, eben auf dieser Grundlage, sich zusammenzuschließen
und füreinander zu sorgen. Anfänglich nannten sich diese
Organisationen Bruderschaft, Knappschaft, oder Bruderlade. Der
tiefere Sinn einer solchen Bruderschaft bestand darin, Geld zu
sammeln, um Berufskollegen bei Krankheit, Todesfall in der
Familie, bei Verarmung infolge Niedergang des Bergbaus und
vielem mehr, zu unterstützen. Die Berg-und Hüttenmännischen
Vereinigungen sind die älteste Form der Sozial,- Kranken,- und
Arbeitslosenversicherung.
Über deren
weitere Entwicklung erfahrt Ihr im neuen Jahr etwas. Besucht uns
bei unseren Bergparaden im Advent, denn hier pflegen wir den
Grundgedanken unsere Alten weiter, der da heißt, Zusammenhalt,
Kameradschaft und gegenseitige Achtung!!! Bis dahin wünschen wir
Euch eine friedliche Advents-und Weihnachtszeit und einen guten
Rutsch ins Jahr 2016.
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Ausgabe 42 im Januar 2016
Über die
Entstehung der erzgebirgischen Bergmanns,- Hütten – und
Knappenvereine ist heute so gut wie garnichts bekannt.
Altertumsforscher nehmen an, daß viele Vereinigungen schon lange
vor ihrem heute bekannten Gründungsjahr bestanden haben. Die
offizielle Gründung aller Vereine beginnt im Jahr seiner ersten
schriftlichen Erwähnung. Vor dieser Zeit war das Schreiben und
Lesen eine wenig verbreitete und ausgeübte Kunst. Dadurch ist es
uns also nicht vergönnt, den Ursprung der Vereine zu ergründen.
Es ist durchaus denkbar, daß die Arbeit mancher Bruderschaften
anfangs nur auf mündlichen Regeln basierte und kein
geschriebenes Statut existierte.
Die weitere
Entwicklung der Wirtschaft und Gesellschaft brachte eine
schnelle Verbreitung der Schrift mit sich. Ab Mitte des 15.
Jahrhunderts steigt die Vielfalt an erhaltengebliebenen
Dokumenten, in denen mitunter auch mündliche Überlieferungen
festgehalten sind. Auf Grund dessen können viele namenhafte
Bergmannsvereine des Erzgebirges auf eine über 600jährige
Vereinsgeschichte zurückschauen. Die Vorgeschichte bleibt uns,
auf Grund mangelnder Dokumentation, verborgen. Die Entstehung
und Entwicklung solcher Vereinigungen ist, wie schon erwähnt,
sozialer und humanitärer Natur. Unter starken religiösen
Einflüssen und dem festen Glaube an Gott entstanden in den
Vereinen kultartige Sitten und Gebräuche, die teilweise bis
heute bewahrt und gelebt werden.
Es drehte
sich alles um den christlichen Glauben und um den Bergbau. In
den frühen Bergmanns,- Hütten – und Knappenvereinen bildete sich
im Laufe der Zeit eine eigene Denkweise und ein sonderbarer
Sprachgebrauch. Von Generation zu Generation breitete sich dies
auf die gesamte Bevölkerung aus. Schließlich war alles und jeder
mit dem Bergbau verbunden, oder in irgendeiner Weise von ihm
abhängig. Im Leben der Erzgebirger spiegelt sich noch heute
diese Geschichte wieder. Im folgenden Beitrag erfahrt Ihr etwas
über die Entstehung der Bergbrüderschaft Thum.
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Ausgabe 43 im Februar 2016
Ja, liebe
Freunde der Bergbrüderschaft Thum, in wenigen Tagen läuft der
Countdown ab. Am 07.02.2016 findet die Jahreshauptversammlung,
das Bergquartal, wie es in den Bergmanns,-Hütten-und
Knappenvereinen genannt wird, statt.
Gleichzeitig ist es das Jubiläumsquartal an dem die
Bergbrüderschaft Thum seit 400 Jahren ununterbrochen bestehen
wird. Dieses Jubiläum feiern wir mit einem Festwochenende vom
03.06. bis 05.06.2016 zusammen mit der Bergkapelle Thum, die in
diesem Jahr ihren 50. Geburtstag begeht.
Die ersten
schriftlichen Dokumente über unseren Verein stammen aus den
Anfangsjahren des 18. Jahrhunderts. Ältere Aufzeichnungen sind
bei den Umzügen der Bergämter nach Geyer, nach Marienberg, nach
Annaberg und zuletzt nach Freiberg aussortiert worden,
beziehungsweise verloren gegangen. Auch den zahlreichen Kriegen
und schließlich der Bombennacht vom 14.02.1945 ist viel
wertvolles Material zum Opfer gefallen. Aufschluß über das
Gründungsjahr gibt heute lediglich noch der größere unserer
wertvollen Zinnkrüge. Auf ihm ist die Jahreszahl 1616
eingraviert. Er wurde um 1716, vermutlich zum 100jährigen
Jubiläum der Bergbrüderschaft, angefertigt.
Ende des
16., Anfang des 17. Jahrhunderts war die Blütezeit des Bergbaus
in Thum vorerst zu Ende. Es herrschte große Not unter der
bergmännischen Bevölkerung. Der Drang zusammenzurücken und
einander zu helfen, war in solchen Zeiten schon immer besonders
groß. Man kann daher nicht ausschließen, daß bereits vor 1616
ein bergmännischer Freundes,- oder Bruderkreis bestanden hat.
Aber zurück zu unserem Quartal. Bis Ende des 19. Jahrhunderts
fanden die Bergquartale 4 mal im Jahr an einem Sonntag zum
jeweiligen Quartalsende statt. Diese Sonntage begannen, wie auch
heute noch, mit dem Berggottesdienst am Vormittag. Nach dem
Mittag begann die Versammlung mit der Abrechnung über Einnahmen
und Ausgaben, mit der Beitragskassierung und allerlei anderen
geschäftlichen Dingen, sowie die Aufnahme neuer Mitglieder.
Das
Jahreshauptquartal wurde damals im September, also zum Ende des
3. Quartals Crucis (1. Juli bis 1. Oktober) durchgeführt. Seit
den 80ern des 19. Jahrhunderts veranstaltet die Bergbrüderschaft
Thum ihre Jahreshauptversammlung am Sonntag vor Aschermittwoch.
Die Bergquartale waren schon immer an bestimmte Feste des
Kirchenjahres gebunden und jeder Sonntag hat eine Bedeutung.In
unserem Fall ist es der dritte Sonntag der Vorpassionszeit – die
Zeit vor der großen Fastenzeit. Dieser Sonntag wird in der
evangelischen Kirche Estomihi genannt und es sind noch ca. 50
Tage bis Ostern. Er ist benannt nach dem Psalm 31.3, in dem es
heißt: Esto mihi in Deum protectorem, et in locum refugii, ut
salvum me facias "Sei mir ein schützender Fels,
eine feste Burg, die mich rettet". Der Sonntag Estomihi 1616 war
übrigens der 14. Februar.
Was die
Jahreszahl 1712 auf unserer Vereinsfahne aussagt, erfahrt Ihr in
der nächsten Ausgabe.
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Ausgabe 44 im März 2016
In der
Vergangenheit sind wir bei den Bergparaden oft von
verunsicherten Zuschauern gefragt worden, was denn die
Jahreszahl 1712 auf unserer Vereinsfahne zu suchen hat, da wir
doch seit 1616 bestehen. Hinter dieser Jahreszahl verbirgt sich
für uns ein Ereignis, an dem keine bergmännische Vereinigung
früher oder später vorbeikam.
Die Zeit
der eigenständigen Vereinsführung wurde beendet und unter ein
Bergamtliches Reglement gestellt. Die Obrigkeit hatte also
fortan mehr Einfluß auf die Vereine und somit bessere Einblicke
in deren Arbeit. In den Anfangsjahren hatten die Schichtmeister
ihre Kassenabrechnung und sonstige Buchführung auf Pappdeckel
geschrieben und in Leder gebunden. Diese Aufzeichnungen wurden
in einer kunstvoll gefertigten Truhe aus Holz mit eisernen
Beschlägen, der Berglade-oder kurz Lade, aufbewahrt. Am
02.10.1712 erschienen die Schichtmeister August Bäßler und
Christof Roscher, als Vertreter der Bergmännischen Brüderschaft
zu Thum, mit ihrem "Heiligtum" der Lade, vor dem Bergmeister
Johann Gottfried Langer und seinem Geschworenen und Ältesten der
Knappschaft Daniel Zimmerhäckel im Bergamt Ehrenfriedersdorf.
Die beiden Männer erhielten an diesem Tag die Gebote für das
Leben und Arbeiten der Thumer Bergbrüder. Jeder Kirchgang, jeder
Versammlungsablauf und jede Beerdigung eines
Brüderschaftsmitglieds wird streng geregelt und bei
Nichtbeachtung mit Geldstrafe belegt. Wer, zum Beispiel, mit
unentblößten Haupt vor die Lade tritt, muß einen Groschen Strafe
zahlen. Übrigens, neben den Mitgliedsbeiträgen, eine rentable
Einnahmequelle für die Vereinskasse. Das Statut umfaßt
schließlich 14 Gebote und Verbote, die der Bergbrüderschaft Thum
am 02.10.1712 im Bergamt Ehrenfriedersdorf feierlich genehmigt
werden. Es ist bis dato allerdings nicht bewiesen, ob es sich
bei diesem Papier um die Erstfassung, oder lediglich um eine
Bergamtliche Aktualisierung einer bereits bestehenden Ordnung
handelt. Der uralte Grundsatz der Bergleute "einander im Leben
so auch im Tode und bis an die Gruft nicht zu verlassen" ist auf
diesem Dokument, wie sonst üblich, nicht vermerkt. Kaum
vorstellbar, daß das einfach so vergessen wurde.
Die mageren
Überlieferungen aus dieser Zeit lassen immer Zweifel und
Spekulation zu. Dadurch wurde der 02.10.1712 in der
Vergangenheit manchmal auch irrtümlich als Gründungsdatum
angegeben. In heutigen Tagen wird das Jahr der ersten Erwähnung
bzw. das Jahr, daß durch Rückschlüsse aus späteren Daten
ermittelt wurde, als Gründungsjahr festgesetzt. Die Jahreszahl
1616, eingraviert auf unserer großen Zinnkanne, gilt somit als
Gründungsjahr der Bergbrüderschaft Thum.
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Ausgabe 45 im April 2016
Ein
besonderer Dank gebührt in dieser Ausgabe dem Heimat – und
Geschichtsverein der Stadt Thum.
In der
Märzausgabe des Stadtboten hat der Heimat – und Geschichtsverein
über den Diebstahl unserer alten Bergmannslade aus den
Anfangsjahren der Brüderschaft berichtet. Einen engen
Schulterschluß, Solidarität und Mitgefühl erfahren wir von
Verein zu Verein durch Euren Beitrag. Damit habt Ihr die Leute
wieder wachgerüttelt und an dieses schlimme Ereignis erinnert.
Wir hoffen natürlich ständig, dass diese Sachen eines Tages
aufgefunden, und in den Besitz der Bergbrüderschaft
zurückgeführt werden können. Der Wert der alten Lade ist nicht
zu ermessen und er ist nicht mit Geld aufzuwiegen. Tatsächlich
stellt diese Kostbarkeit das Herz der löblichen Brüderschaft zu
Thum dar.
Die Jahre
nach der politischen Wende in unserem Land waren für die
Bergbrüderschaft Thum eine einzige Zerreisprobe. Verwöhnt von
den Vorzügen des Kulturbundes der DDR, stürzten jetzt jede Menge
neuer Auflagen und Gesetzmäßigkeiten über den Verein her.
Zweifellos kein leichtes Brot für den damaligen Vorsitzenden und
Ladenvater Rudi Schreiter und den damaligen Schatzmeister Rudi
Drechsel. Auf Grund veränderter Eigentumsverhältnisse
vagabundierten die Bergbrüder von Jahr zu Jahr ohne feste Bleibe
für die Vereinsarbeit. Die "Heiligtümer" wurden bei den
Vorstandsmitgliedern aufbewahrt, für die Versammlungen stellte
uns die Freiwillige Feuerwehr Thum ihren Versammlungsraum zur
Verfügung und die Jahreshauptquartale wurden in den noch
existierenden Gaststätten "Elysium", "Erzgebirgischer Hof" und
dem standhaft gebliebenen "Ratskeller" durchgeführt. Hin – und
hergeworfen von Eintritten, Austritten, Neuwahlen,
Satzungsänderungen und dieser provisorischen Unterbringung in
der alten Jugendherberge waren die 1990er Jahre ein wahrer
Alptraum. Der Verein war sehr geschwächt und somit ein leichtes
Ziel für Diebe. Erst mit dem Bau des neuen Volkshauses erhielten
die Bergschwestern und Bergbrüder wieder ein Zentrum für ihre
Vereinsarbeit. 2001 durften wir unseren Vereinsraum in Besitz
nehmen. Die Vereinsatmosphäre gestaltete sich fortan ruhiger,
ausgeglichener und familiärer. Und mit den Tücken der neuen
Gesellschaftsordnung kommt man in zunehmenden Maße auch besser
zurecht. So hat sich das gesamte Vereinsleben bis dieser Tage
zum Positiven entwickelt. Aber die alte Lade fehlt uns dennoch.
Wir sind dankbar über jeden Hinweis, der uns Aufschluß über
ihren Verbleib gibt. Selbstverständlich garantieren wir dabei
Vertraulichkei und Diskretion.
Es hat seit
dem Diebstahl der alten Bergmannslade allerdings ein merkwüdiges
Ereignis gegeben. Darüber mehr im nächsten Beitrag.
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Ausgabe 46 im Mai 2016
Wenige
Jahre nach dem Verschwinden der alten Berglade tauchten, wie aus
dem Nichts, einige Sachen bei uns auf, die definitiv in dieser
Lade gewesen sind. Seit dem wird viel spekuliert, daß sich das
gute Stück immer noch in Thum befindet und uns näher ist, als
wir vielleicht denken.
Ob die
Überbringerin von der Tat wußte, oder von dem, was sie uns
übergab keinerlei Ahnung hatte, soll und kann hier nicht geklärt
werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß weitere Personen
Zusammenhänge kennen. Fassen Sie Mut, liebe Leserinnen und
Leser, und helfen Sie der Wahrheit ans Licht. Unter den
zurückgebrachten Dokumenten war neben einigen
Quartalsniederschriften auch ein altes Kassenbuch. Es ist schon
sehr verwunderlich, daß diese Dinge wieder in unsere Hände
gelangen konnten, da doch die Lade verschlossen war und der
Schlüssel noch in unserem Besitz ist. Der Schließmechanismus
hätte zerstört werden müssen, um an den Inhalt zu gelangen. Den
Dieben scheint nicht klar zu sein, daß beide Dinge untrennbar
miteinander verbunden sind und nur zusammen einen gewissen Wert
darstellen. Kassenbücher und Protokolle gehören in die Lade, wie
das Salz in die Suppe. Sie erzählen uns die Geschichte des
Vereins mit all seinen Höhen und Tiefen. Wir nehmen an, daß es
der, oder die Täter mehr auf Dokumente aus der Zeit des aktiven
Bergbaus im Thum abgesehen hatten.
Neben
verschiedenen Utensilien, die zur Ausgestaltung und Durchführung
der Versammlungen benötigt wurden, befanden sich auch
Schichtbücher, Belegschaftsbücher, Lohnabrechnungen, sowie
Muthungs – und Verleihungsurkunden einiger Thumer Gruben in
dieser Berglade. Vielleicht, oder besser gesagt, hoffentlich
können die Thumer Bergschwestern und Bergbrüder nach
schicksalsvollen Jahren die alte Lade genau wieder so unversehrt
in ihren Besitz nehmen, wie einst die zwei alten Zinnkannen aus
dem 17. Jahrhundert. Ihre bewegte Geschichte und einige wichtige
Meilensteine unserer Vereinsgeschichte, die teilweise den
zurückgebrachten Dokumenten entstammen, sind in der Juniausgabe
des Stadtanzeigers zu lesen.
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Ausgabe 47 im Juni 2016
Wir möchten Euch
nun zu einer Zeitreise durch 400 Jahre Vereinsgeschichte
einladen. Der Vollständigkeit wegen sind noch einmal
Jahreszahlen und Ereignisse genannt, die in vergangenen Ausgaben
bereits zu lesen waren.
1616
Diese Jahreszahl ist neben der
Inschrift "Berg - Städtlein Thum – Löbliche Brüderschaft" und
den Namen derer, die damals Ladenvater und Älteste waren auf
unserer großen Zinnkanne eingraviert. Sie bezeichnet das
offizielle Gründungsjahr der Bergbrüderschaft Thum.
1682
Im August tritt eine neue Münzordnung
in Kraft. Die Leute werden um die Hälfte ihres Geldes betrogen.
Die Vereinskasse war leer. Bei Sterbefällen wurde von jedem
Mitglied Geld gesammelt, um die Hinterbliebenen zu unterstützen.
Verzichteten die Erben auf diese Unterstützung, floß das Geld
zurück in die Vereinskasse.
1712
Am 02. Oktober bekommen die Thumer
Bergbrüder im Bergamt Ehrenfriedersdorf ihre Statuten für die
Bergmännische Brüderschaft Thum niedergeschrieben und genehmigt.
13 Artikel regeln das
Vereinsleben und die Finanzgeschäfte der Vereinigung.
1727
Nach 15 Jahren erfolgte am 28.10. die
nächste Eintragung in das Kassenbuch. Weil die Quartals-
versammlung damals 11:00 Uhr begann und eine Verspätung, etwa
durch den Besuch des Gottes- dienstes, mit Geldstrafe belegt
wurde, einigte man sich darauf, erst 14:00 Uhr mit der
Versammlung zu beginnen.
1743
Nach weiteren 15 Jahren erfolgte am
06.10. die 3. Eintragung in das Kassenbuch. In dieser
Niederschrift geht es um die Aufnahme von Johann Gottfried Uhlig
und Johann Christoph Meiner in die Brüderschaft. Beide sind
erste Schichtmeister in der Grube Michael und Gabriel, sowie auf
Göttlich Glück (Bereich zwischen Auerbacher Str. und Teichstr.).
Zwischen der 2. und 3. Eintragung sind 2 Seiten frei gelassen
worden . Der Grund für diese Unordnung ist nicht bekannt. Ab
1743 sind die Eintragungen aber regelmäßig erfolgt.
1776
Die große Hungersnot von 1770 bis 1773
hatte sämtliche Vereinsgelder aufgebraucht. Über Aufnahme-
gebühren und
Mitgliedsbeiträge wurde der Kassenbetrieb aufrechterhalten. Ab
1776 erfolgte eine halbjährliche Kassenabrechnung, um einen
besseren Überblick über die schwierigen Kassen- verhältnisse zu
haben. Am 08.02.1776 gründete man eine gemeinschaftliche
Sterbekasse und trug die Einzelheiten dazu in den Statuten nach.
In den kommenden Jahren erholte sich der Kassenbestand.
1842
Die Statuten von 1712 wurden in diesem
Jahr für nicht mehr zeitgemäß befunden. In 21Paragraphen hat man
die Regeln für die Bergmännische Brüderschaft Thum neu
geschrieben. Einige von ihnen behielten ihre Gültigkeit, andere
wurden abgeändert, oder sind neu verfasst worden.
1892
Am 31.01. wurde ein neues
"Grundgesetz" mit 20 Paragraphen ausgearbeitet. Der damalige
Bürger- meister, Rechtsanwalt und Notar Ernst Robert Schneider
wurde mit der Durchsetzung und Genehmigung der neuen
Vereinsregeln beauftragt. Am 01.03. traten sie in Kraft.
1915
Für die Verpflegung zur
Quartalsversammlung erhält jedes Mitglied eine Wertmarke zu1
Mark. Dafür konnte man 250 Gramm Wurst und 0,5 Liter Bier
erwerben.
1917
Der erste Weltkrieg brachte die
Menschen erneut in höchste Not. Über die Ämter wurden Fleisch –
und Lebensmittelmarken ausgegeben.Die Mitglieder mußten zur
Jahreshauptversammlung ihre Fleischmarken mitbringen, sonst gab
es nichts zu Essen.
1919
In der größten Not, die der 1.
Weltkrieg auch über die Bergbrüderschaft gebracht hatte,
entschloß man sich zum Verkauf der großen Zinnkanne. Sie brachte
bei einem Chemnitzer Antiquitätenhändler 1575 Mark. Von diesem
Geld wurde jedem Mitglied ein Sperrkonto über 50 Mark
eingerichtet. Erst nach dem Tod konnten die Hinterbliebenen auf
dieses Guthaben zugreifen. Man glaubte, diesen wertvollen Krug
nie wieder zu sehen und bereute den Verkauf später sehr bitter.
In der Juliausgabe
knüpfen wir an diese Zeitreise an und berichten über das weitere
Schicksal unserer Zinnkrüge.
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die vorerst Letze
Ausgabe 48 im Juli 2016
Wir fahren mit
unserer Zeitreise durch 400 Jahre Vereinsgeschichte der
Bergbrüderschaft Thum fort. Die letzte Geschichte endete mit dem
Verkauf der großen Zinnkanne. Laut Festschrift, anläßlich des
350jährigen Bestehens der Bergbrüderschaft im Jahre 1966, wurde
das gute Stück 1918 für 650 Mark verkauft. Das scheint aber so
nicht richtig zu sein. Einem Schriftstück aus dem Jahre 1939
entnehmen wir, daß der große Zinnkrug am 15.03.1919 an den
Chemnitzer Altertumshändler Kretzschmar für 1575 Mark verkauft
wurde.
1923
Nach dem 1. Weltkrieg war der Dollar
der Maßstab allen Handelns geworden und das deutsche Geld
verfiel. Die Inflation hatte den Verkauf des wertvollen
Zinnkruges sinnlos gemacht. Die gesperrten Sparkassenbücher, die
man den Mitgliedern aus dem Erlöß eingerichtet hatte, wurden
aufgelöst. Es war plötzlich alles wertlos geworden und der Traum
der Bergbrüder, einmal eine Rücklage für die letzte Schicht zu
haben, war ausgeträumt.
1927
Der große Zinnkrug wird rein zufällig
in einer Baden – Badener Antiquitätenhandlung entdeckt. Der
Mann, der ihn wiedererkannte, hatte durch seine Verwandschaft in
Thum einen gewissen Bezug zur Thumer Bergbautradition. Er nahm
sofort Kontakt mit der Bergbrüderschaft auf und leitete
Verhandlungen ein. Die Thumer Bergbrüder spendeten Geld und
konnten die Kanne somit zurückkaufen. Am 04.12.1927 war sie
wieder Eigentum der Bergbrüderschaft Thum.
1930
Bergmännische Vereine schließen sich
zum Verband Obererzgebirgischer Berg, - Knapp – und
Brüderschaften zusammen. Die erste Versammlung wurde im
Frohnauer Hammer abgehalten.
1934
Das 300jährige Bestehen der
Bergbrüderschaft im Jahre 1916 fand im kleinsten Kreis und in
aller Stille statt. Der 1. Weltkrieg tobte. In den 20er Jahren
strebten die Bergbrüder und die Thumer Bevölkerung
danach, das Vereinsleben und die Bergmännischen
Traditionen neu zu beleben. Schließlich gipfelten die Bemühungen
unter Bergbruder Bernhardt Kießling (Vereinsführer von 1933 bis
1953) in der Organisation eines Bergfestes. Vom 16. bis
17.06.1934 fand das 5. Bezirks – und Bergfest des Verbandes
Obererzgebirgischer Berg, - Knapp – und Brüderschaften in Thum
statt.
1945
Für die Endphase des 2. Weltkrieges
werden alle erdenklichen Reserven zusammengekratzt.
Metallsammlungen werden organisiert und schließlich wird der
kleine Zinnkrug zur Zinnsammlung nach Annaberg gegeben. Der
große Zinnkrug und die Lade waren versteckt worden. Die alte
Vereinsfahne und einige andere wertvolle Dinge des Vereins
wurden in der Kirche durch einen Treffer einer Fliegerbombe
zerstört.
1950
Die Bergbrüderschaft organisiert sich
nach den Schrecken des 2. Weltkrieges neu. Bernhardt Kießling
hatte die Heiligtümer zusammengehalten und einem Neuanfang stand
nichts im Weg. Heinz Quasdorf, Rudi Schreiter und Rudi Emmerlich
kamen dazu, 1951 noch Siegfried Tauchnitz.
1957
Die Bergbrüderschaft Thum wird in den
Kulturbund der DDR eingegliedert. Am 03.03. empfängt der Verein
seine neuen Statuten.
1965
Der als eingeschmolzen geglaubte
kleine Zinnkrug wird von Bergbruder Rudi Drechsel im
Wachturmmuseum in Geyer ausfindig gemacht. Nach Verhandlungen
mit dem Museumsbeirat Herrn Polmer
gelangte die Zinnkanne am 11.12.1965
wieder in den Besitz der Bergbrüderschaft Thum.
1991
Die Statuten werden aktualisiert und
in einer Satzung zusammengefaßt. Am 19.03. wird die
Bergbrüderschaft Thum beim Kreisgericht Zschopau in das
Vereinsregister unter der Nummer VR 176 eingetragen.
1992
Im Verein wird die Arbeitsgruppe
"Thumer Altbergbau" gegründet. Sie besteht noch heute und hat
durch ihre Arbeit auch das öffentliche Interesse am längst
vergangenen Bergbau in Thum wiedergeweckt.
2016
Die Bergbrüderschaft besteht seit
mindestens 1616 ununterbrochen. Von 1712 bis zum heutigen Tag
haben 98 Vereinsvorsitzende dazu beigetragen, daß der Bund hält
und die Bergmännische Tradition, der Zusammenhalt und die
gegenseitige Achtung weiterlebt, egal wie schwer die Zeiten
sind.
Im Juni feierten
wir dieses Jubiläum mit einem Festwochenende. Unserer besonderer
Dank gilt der Bergkapelle Thum, die ihr 50jähriges Bestehen
feierte und dieses Fest mit uns vorbereitete und organisierte.
Weiterhin danken wir allen Sponsoren und Helfern, die das Fest
so vortrefflich gelingen ließen und schließlich allen Gästen,
die diese Veranstaltung mit großem Interesse angenommen haben.
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