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Schachthutgeschichten-Archiv


Hier findet ihr nochmal alle erschienen Schachthutgeschichten zum Nachlesen.
     
 

Ausgabe 1 im April 2012

Fangen wir einfach bei unseren Wurzeln an.

Im 11. Jahrhundert war unser Erzgebirge ein fast undurchdringlicher Mitteleuropäischer Urwald hauptsächlich bewachsen mit Buchen, Eichen, weniger aber mit Tannen und Fichten. Fast unbewohnt und doch, hin und wieder, leben ein paar Köhler und Jäger in dieser unwirtlichen Gegend. Handelsleute durchqueren unter unbeschreiblichen Strapazen dieses verteufeltes Hindernis, um Handelswege vom höher entwickelten Norden ( heute Mittel- und Norddeutschland ) hin zum zentraleren Teil des westeuropäischen Kontinent ( z.B. Böhmen und Ungarn ) zu finden.

Schließlich gab es Wege…

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  Ausgabe 2 im Mai 2012

Das erste Silber im Gebirge.

Bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts hatten sich nun einige dieser Handelswege als günstig und einigermaßen bequem erwiesen, um das Gebirge zwischen Sachsen und Böhmen, den Miriquidi, zu passieren. Miriquidi ist von dem Eddawort "myrkwid" abgeleitet und bedeutet Dunkelwald.

(Edda ist eine Sammlung altnordischer Literatur aus dem 9. bis 12. Jahrhundert bestehend aus 2 Werken.)

Erzählungen und Sagen über erste Silberfunde gibt es viele und es ist auch nicht belegt, wann der erste Bergbau auf Erze im Dunkelwald betrieben wurde. Schließlich wird an einer, mit Jahreszahlen untermauerten, Überlieferung festgehalten. In ihr heißt es, daß im Jahr 1168 Harzer Fuhrleute in einem Hohlweg nahe dem Bauerndorf Christiansdorf, dem heutigen Freiberg, ein metallisch glänzendes Gestein in ihren Wagenspuren fanden.

War es der  erste große Silberfund?

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  Ausgabe 3 im Juni 2012

Das erste Berggeschrei..

Das Fuhrwerk war schwer beladen mit Salz und war von Halle ins Böhmische unterwegs. Die Männer wussten, was sie da mit ihren Wagenrädern entblößt hatten. Sie hatten ein paar schöne Stücke Bleiglanz in den Händen, die sie zur Probe mit nach Goslar nahmen. Die Stadt im Westharz war zu dieser Zeit bereits eine Bergstadt und für diese hatte das Gespann gelegentlich Bleitransporte zu leisten.

Bei der Probe stellte sich heraus, dass der Silberanteil im Bleiglanz wesentlich höher war, als es bei den im Harz gefundenen Erzen der Fall war. Der Bleiglanz kommt in hydrothermalen Erzlagerstätten des Harzes und des Erzgebirges zusammen mit feinstverteilten Silbermineralien, wie Silberglanz, Fahlerz, Rotgültigerze, Polybasit und Schapbachit vor.

Bergleute aus Goslar und Umgebung folgten daraufhin dem Berggeschrei zur Fundstelle. Auch der damalige Landesherr, Markgraf Otto von Meißen (1125 - 1190) bekam Wind vom Silberfund. 

Wirtschaftlich und politisch wird der Miriquidi nun in ein völlig neues Licht gerückt

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  Ausgabe 4 im Juli 2012

Aus Christiansdorf wird Freiberg.

Die Nachricht vom Silberfund veranlasste Otto von Meißen dazu, die Dörfer Christiansdorf, Berthelsdorf und Tuttendorf in seinen Besitz zu überführen. Diese Dörfer waren Klosterbesitz des Klosters Altzelle. Durch das Bergregal, das Otto 1169/1170 von Kaiser Friedrich 1. Barbarossa verliehen bekam, war dies auch nicht gar so schwer gewesen. Das Bergregal hat im Reich zu den königlichen Hoheitsrechten gehört und beinhaltet die Nutzung bestimmter Bodenschätze, wie Edelmetalle, Edelsteine und Salz. Auf diese hatte der Grundeigentümer keinen Anspruch, weil sie durch das Gesetzeswerk direkt der Krone unterstellt  waren. Ausgestattet mit dem Bergregal war Otto, der wegen der reichen Silberausbeute den Beinamen"der Reiche" trug, der oberste Bergherr auf seinem Lehen. Die Markgrafen hatten das Recht, überall und ohne Erlaubnis des Grundeigentümers, nach Erzen zu graben und sich diese anzueignen. Wer allerdings als erster einen Erzfund anzeigte, bekam auch die Schurfgenehmigung zugesichert. Diese Festlegungen waren wichtige Bestandteile der Bergbaufreiheit. Sie ermöglichte  allen Menschen, die nach Erzen suchten, sich von den feudalen Bedingungen abzukoppeln und Wohlstand zu erlangen. Angelockt von der Bergfreiheit und den Nachrichten über neue Silberfunde kamen zahllose Bergmannsfamilien, hauptsächlich aus dem Westharz, und ließen die Siedlung bei Christiansdorf schnell zur Stadt anwachsen. Sie erhielt 1186 Stadtrecht und durch die viel gepriesene Bergbaufreiheit den Namen Freiberg.

Wirtschaftlich, politisch und kulturell bildet Freiberg über Jahrhunderte das Zentrum des erzgebirgischen Bergbaus.

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  Ausgabe 5 im August 2012

Der "Miriquidi" wird besiedelt!

Angezogen von der Bergbaufreiheit kommen viele, um ihr Glück zu machen. Aber es kommen nicht nur Bergmannsfamilien, nein auch Bauern mit ihren Familien siedeln sich an, um den Bergleuten eine Nahrungsgrundlage zu schaffen. 

Das Land bekommen sie von der Obrigkeit - meist Ritter oder andere Edelleute, die ihrerseits vom Landesherren mit Land belehnt wurden.- zugesprochen.

Die Landnahme erfolgt meist den Fluss-oder Bachläufen entlang und es wird in Hufe eingeteilt.

Je nach geographischen Gegebenheiten betrug eine Hufe fünf bis zehn Hektar Rodeland.

Waldhufendörfer entstanden und im Grunde wurde das Erzgebirge schon zum Ausgang des 13. Jahrhunderts bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts so besiedelt, wie es jetzt ist..

Thum erscheint im nächsten  Beitrag!

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Ausgabe 6 im September 2012

Die ersten Siedler kamen über Stollberg - Hormersdorf.

Der Besiedelungshergang des wunderschönen Talkessels am Nordhang der Greifensteine kann leider nicht vollständig nachvollzogen werden. Geschichtsforscher sind sich aber einig, daß die ersten Siedler entlang der alten Handelspfade, die damals "Böhmische Steige" genannt wurden und von Nord - Westen nach Süd - Osten führten, gekommen sind.

Hoch über dem Wasser der Zschopau, auf dem Wolkenstein, thronten seit etwa 1200 Ableger vom mächtigen Adelsgeschlecht der Waldenburger. Sie sind vom Landesherrn mit einem großen Waldgebiet belehnt worden, zu dem auch das Greifensteingebiet gehörte. Der Geldbedarf des Adels ist damals schon enorm gewesen. Also sind die Waldenburger auf Wolkenstein bestrebt gewesen, Steuerzahler auf ihren Besitz zu holen. Niedrige Adlige oder angesehene Bauern wurden ins gut bevölkerte und weiter entwickelte Flachland geschickt, mit der Aufgabe, Siedler zu werben und sie in gewünschter Zahl, an einem bestimmten Platz anzusiedeln. Dabei nahmen sie meist die Stellung des Dorfvorstehers ein, leiteten die Einteilung und den Aufbau der Siedlung und wurden von den Waldenburgern mit einigen Privilegien ausgestattet. Unter anderem das Schankrecht und die niedere Gerichtsbarkeit.

Es ist gut vorstellbar, daß Thum zusammen mit Ehrenfriedersdorf bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Bauerndorf aufgebaut wurde. Oder aber in Folge des aufblühenden Bergbaus bei Ehrenfriedersdorf im weiteren Verlauf des 13. Jahrhunderts entstanden ist.

Dr. Löscher erwähnt 1941 im "Deutschen Städtebuch" (Band 11, Seite 222), daß Thum im Jahre 1325, "DOM" geschrieben, als bergbautreibendes Dorf genannt wurde.

Doch ist diese Jahreszahl wirklich die älteste Nachricht von Thum?

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  Ausgabe 7 im Oktober 2012

Die Geschichte vom bergbautreibenden Dorf bleibt weiter im Dunkeln.

Die Jahreszahl 1325 hält weiteren Nachforschungen nicht stand. Dr. Löscher war bei den Recherchen für sein Deutsches Städtebuch offenbar ein Lesefehler unterlaufen, den er später selbst erkannt und zugegeben haben soll.

Schließlich wird Thum, in Zusammenhang mit Bergbau auf Silber, am 16. Oktober 1407 erstmals in einer Urkunde genannt. Es handelt sich dabei um die Erneuerung eines Vertrages zwischen dem Markgrafen von Meißen und den Waldenburgern auf Wolkenstein. Mit diesem Vertrag sichert sich der Landesherr den Hauptanteil am gestiegenen Silberausbringen auf der Wolkensteiner Herrschaft.

Es gibt noch eine Urkunde vom 25. Januar 1453, in der Herr Michael Hofmann mit der Thumer Gerichtsbarkeit belehnt wird. Durch sie und vor allem durch die Kauf- und Gerichtsbücher von Thum, in denen das kleine Gemeinwesen aufgeschrieben ist, läßt sich die Geschichte unserer Stadt  bis um das Jahr 1400 zurück verfolgen. Um 1400 soll demnach die Thumer Gerichtsbarkeit in den Händen von Familie Rabe gelegen haben.

Die Entwicklung von Thum ist nun an Hand von Urkunden und Dokumenten nachvollziehbar.

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November 2012

Aus gegeben Anlass erscheint in diesem Monat keine Schachthutgeschichte sondern ein Nachruf auf unser langjähriges Mitglied Otto Wenzek

Die Bergbrüderschaft Thum trauert um ihr langjähriges Mitglied,
Otto Wenzek
.
Die Nachricht von seinem Tode hat uns alle tief getroffen. Otto war seit 1963 Mitglied unseres Vereins und hat dessen Entwicklung und das Vereinsleben maßgeblich geprägt. Er war mit Leib und Seele Bergbruder und stand dem Vorstand und den Mitgliedern mit Rat undTat zur Seite. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er in der letzten Zeit nicht mehr aktiv am Vereinsleben teilhaben. Aber gern denken wir an die gemeinsamenStunden und die stattliche Anzahl an Kilometern, welche wir gemeinsam zu den alljährlich stattfindenden Paraden zurückgelegt haben.Wir trauern mit seinen Angehörigen und allen, die ihn gekannt und geschätzt haben. Unser besonderes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Bergbrüderschaft Thum im Namen des Vorstandes und der Mitglieder

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  Ausgabe 8 im Dezember 2012

Silber allein ist nicht Alles!

England hat die Monopolstellung auf Zinn im Metallhandel. Jedenfalls war das bis 1241 so.
Nun aber erscheint
deutsches Zinn auf der Weltbühne des Metallhandels.
Das deutsche Zinn zeichnete sich durch eine enorme Reinheit aus. Es wurde auf dem Metallmarkt von Köln in Zinngraupen, für Mineraliensammler Kassiterit oder Zinnstein (SnO2) genannt, in Korngrößen von 1 - 18mm angeboten.
Dazu kommt noch, dass das Erz in sehrgroßer Menge zur Verfügung steht.
Es drückt den Zinnpreis
dermaßen, dass 1241 auf dem Metallmarkt von Köln das Monopol des englischen Zinn`s gebrochen wird. Man kann mit großer Wahrscheinlichkeit davonausgehen, dass das Zinn aus dem Greifensteingebiet daran beteiligt gewesen ist. Es zeugen Zolldokumente davon, dass Kaufleute aus dem Ostharz und Stendal nach ihrer Fahrt durch den
"Miriquidi" Rückfracht nach Hamburg hatten. DieseRückfracht war Zinn. Zu dieser Zeit war Ehrenfriedersdorf (in der Schreibweise Erbersdorf oder Erinfriderstorf) wichtigstes Bergbauzentrumim oberen Erzgebirge. 

Im nächsten Bericht erfahrt Ihr etwas über das Besondere an unserem Zinn und dazu ein Lagerstättenspezial.
 
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  Ausgabe 9 im Januar 2013

Das Zinn aus dem Greifensteingebiet.

Im 13. und 14. Jahrhundert war die Zinngewinnung im Bergrevier zwischen Ehrenfriedersdorf, Geyer und Thum von größter wirtschaftlicher Bedeutung. Zinn war auf der Wolkensteiner Herrschaft ausreichend und in sehr reiner Form vorhanden. Man schreibt, die Zinnerzlagerstätten im Greifensteingebiet sind die ergiebigsten Europas gewesen. Der Zinnhandel deckte den ständig wachsenden Geldbedarf der Waldenburger vorerst genau so gut ab, wie das Silbergeschäft. Alles gewonnene Zinn mußte, unter Androhung von Strafe, an die Zinnflöße nach Ehrenfriedersdorf geliefert werden. Dort wurde es aufbereitet, verhüttet und verkauft.

Als im Sauberg schon längere Zeit Stolln und Schächte getrieben wurden, entdeckte man zwischen Geyer und Thum Lagerstätten ganz anderer Art - die Zinnseifen. Sie sind durch die Erosion der Gesteinsschichten um und über den Granitstöcken entstanden. Wind, Wasser, Hitze und Frost haben über Jahrmillionen den Fels porös gemacht und abgetragen. Die Bestandteile der Erzgänge sind auf Grund ihrer unterschiedlichen Dichte und chemischen Zusammensetzung von einander getrennt, umgewandelt oder aufgelöst worden. Der Zinnstein hat diese Entwicklung nahezu unverändert mitgemacht. Er wurde talwärts im Erdreich verteilt und an manchen Stellen hoch konzentriert. Im Gegensatz zum Erzgang ist das Zinn in dieser Lagerstätte schon von der Natur aufbereitet worden.

Der Thumer Seifengrund "De Rachel" wurde um 1400 entdeckt.

Wie die Zinnseifen ausgebeutet wurden, erfahrt Ihr später.

 
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  Im Februar 2013 erscheint keine Geschichte, da gabs einen Aktuellen Bericht zum 397.Quartal  
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  Ausgabe 10 im März 2013

Die Zinngewinnung am Nord-Nordost-Hang der Greifensteine.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte man herausgefunden, daß im Boden nördlich der Greifensteine

reichlich Zinnstein konzentriert war. An einigen Stellen wurde damit begonnen, das Erdreich mit Keilhaue und Schaufel zu lockern und die Zinngraupen nach "Goldgräbermanier" in einer flachen Schale herauszuwaschen. Die Bergleute sind an Ideenreichtum kaum zu übertreffen gewesen. Es wurde getüftelt,erfunden, weiterentwickelt und perfektioniert was das Zeug hielt. Zunächst war es wichtig, genügend Wasser herbei zu schaffen. Man leitete es über Kunstgräben, aus dem nahegelegenen Hochmoor, zum Abbaugebiet. Alte Pläne über diese Grabensysteme sind vereinzelt erhalten geblieben und schlummern im Sächsischen Bergarchiv in Freiberg. Da die Zahl der Baustellen mit der Zeit stieg,

mußte die Wasserentnahme aus den Kunstgräben strengstens geregelt sein. Sonst hätte man sich gegenseitig das Wasser abgegraben. Das Wasser wurde dann in einem Graben mit deutlich mehr Gefälle talwärts geleitet und in gewissen Abständen mit Wurzelwerk und Grasmatten angedämmt. Damit wurde der Wasserfluß verlangsamt und es erfolgte bereits eine erste Trennung des Erdreiches, das von den Bergleuten losgehackt und in den Graben gezogen wurde. Die leichten Bestandteile wurden weggeschwämmt und die schweren Erzbrocken setzten sich vor der Abdämmung am Grund ab. Dieses Material enthielt aber noch jede Menge Verunreinigungen, wie Schlamm oder Begleitmineralien. Größere Erzbrocken, die für die Feinwäsche noch zu groß waren, wurden in einem Stampfwerk aus Baumstämmen mit Wasserradantrieb zerkleinert. In einem so genannten Leutertrog wurde durch hin-und herbewegtes Frischwasser die Feintrennung erreicht. Der gewonnene Zinnstein wurde in Holzfässer geladen und nach Ehrenfriedersdorf zur Weiterverhüttung transportiert. So arbeiteten sich die Bergleute in die Tiefe bis auf den blanken Fels. Taubes Gestein, Schotter und Sand wurden an ausgebeuteten Stellen abgelagert. Zurück blieb eine Art Mondlandschaft und die Hügel aus Sand verhalfen dem südlichen Stadtteil von Thum zu seinem Namen. Am Ende der Bergbautätigkeit war, mit einer Ausdehnung von ca.

2,5 km Länge und ca. 0,5 km Breite, eines der größten, zusammenhängenden Zinnseifengebiete Deutschlands entstanden. Die sogenannten Raithalden prägen heute noch die Landschaft.Weitere Zinnseifengebiete im Greifensteingebiet gab es 1. hinterm Waldschlösschen, Richtung Greifensteine; 2. unweit der Schanzen im Greifenbachtal 3. an der Geyrischen Strasse in Jahnsbach und 4. in Ehrenfriedersdorf das Seifental, Richtung Kalter Muff.

 
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Ausgabe 11 im April 2013

Der Beitrag der Bergbrüderschaft Thum e.V. zur Thumer Sadt – und Bergbaugeschichtefeiert seinen 1. Geburtstag!


Wir haben uns nun seit einem Jahr damit beschäftigt, wie der Bergbau in`s Erzgebirge gekommen ist,wie sich die Besiedelung abgespielt haben könnte, oder abgespielt hat, und wir haben einen kleinen Einblick darüber gewonnen, wie der Bergbau auf Zinn im Greifensteinrevier aufblühte.

Es wurde bewußt auf eine chronologische Reihenfolge geachtet. In den folgenden Beiträgen wird dies keine so große Rolle mehr spielen und wir wenden uns dem Bergbau in der Stadt und im näheren Stadtgebiet zu.

Wir werden etwas über Sitten und Gebräuche im Bergbaualltag, aber auch Spezielles zu einzelnen Gruben mit ihren Stollen und Schächten erfahren.

Zwischendurch kann aber auch mal was Aktuelles zum Thema Bergbau oder Bergbrüderschaft erscheinen.

 
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  Ausgabe 12 im Mai 2013

Geht man heute durch unsere schöne Bergstadt fragt man sich auf Schritt und Tritt, warum sie diesen Titel überhaupt verdient hat. Nichts, aber auch gar Nichts, deutet mehr auf bergmännisches Treiben hin. Selbst dem aufmerksamen Betrachter bleiben alte Halden und Stollnmundlöcher verborgen.

Zu Zeiten des "bergbautreibende Dorfes" im 14. Jahrhundert und zur Blütezeit des Bergbaus in Thum im 15. Jahrhundert prägten Halden, Schürfe, Schächte, Stolln, Pochwerke und Schmelzhütten den jetzigen Stadtkern und seine nähere Umgebung.

Bergbau wurde quasi neben der Haustüre betrieben.

Dort, wo sich heute die Bushaltestelle Richtung Annaberg befindet führte einst ein Stolln in den Berg. Sein Stollnwasser wurde über eine Wasserrösche, eine meist kunstvoll aus Steinen gesetzte Wasserleitung, dem Jahnsbach zugeleitet. Sie mündet heute unter der Straßenbrücke der B 95 und schafft immer noch die Grubenwässer aus dem Berg. Wer also auf den Annaberger Bus wartet, spürt Nichts von der Gegenwart des uralten Bergbaurelikts. Es sei denn, seine Blicke streifen zufällig unsere Tafel vom Lehrpfad "Thumer Altbergbau".

Was dort unter der Oberfläche schlummert erfahrt Ihr später.

 
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Ausgabe 13 im Juni 2013

Am Ufer des Jahnsbaches, zwischen der heutigen Stollberger Strasse und Färberstrasse / Bahnhof-strasse, ist nach der Besiedelung lange Weideland gewesen.

Dort befand sich, etwa 32 m nördlich vom Jahnsbach entfernt gelegen, das Mundloch des "Blei- und Silberzecher Stolln". Im Wandel der Geschichte wird er auch als "Sankt Niclas Stolln" bezeichnet. Aktenkundig wird dieser Stolln erstmalig 1451 erwähnt, als ihm "hohe Ausbeute" (Silber ?) bescheinigt wurde. Er schaffte damals eine Verbindung zwischen der Silberzeche, 1538 angegeben als "Fundgrube auf des Pfarrherrn Erbe", und der Bleizeche, 1542 angegeben als "Bleigang bei der Kirche gelegen". Die Frage, ob der Stolln vor 1451 vom Jahnsbach aus in den Berg getrieben wurde und durch ihm die Bleizeche und die Silberzeche entstand, oder aber der Stolln viel später eine Verbindung nach draußen herstellte, um die beiden Gruben zu entwässern, geht aus den Akten nicht eindeutig hervor.

Weiter lesen wir einen Vermerk von 1500, in dem es sinngemäß heißt, daß die Gewerken der Bleizeche und der Silbergrube zu Thum vom Wasser ausgetrieben wurden. Dadurch wird die zweite Variante wahrscheinlicher. Auf jeden Fall ist die Blei- und Silberzeche das älteste, bekannte Grubengebäude im Thumer Stadtgebiet. Die ersten 30 – 40 m des Stollns standen in Türstockzimmerung (Holzausbau) bis schließlich im Bereich der Stollberger Strasse im festen Gestein gebaut wurde.

Zu diesem Eingangsbereich des Stollns gibt es in der nächsten Ausgabe einige Einzelheiten.

 
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  Ausgabe 14 im Juli 2013

Das Mundloch des "Blei – und Silberzecher Stolln" war zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr zum Ein – und Ausfahren der Bergleute geeignet.

Vom Holzausbau war nichts mehr zu sehen. Das austretende Stollnwasser wurde in einer, aus Bruchsteinen gesetzten, Schleuse gefaßt und auf 2 Brunnen verteilt. Aus ihnen wurde schließlich das Wiesen– und Gartenland bewässert, das sich zwischen der heutigen Stollberger Straße und Färberstraße, sowie zwischen der B95 und der Greifensteinstraße erstreckte.

Das Grundstück gehörte, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, der Familie Reichelt, die später einen Teil der Wiese an die Familie Pilz verkaufte. Ende der 1870er Jahre kaufte der Staat einen großen Teil des Grundstücks zum Bau des ersten Bahnhofes von Thum. Die Bahnverwaltung bekam dabei die Hälfte der austretenden Stollnwässer verliehen. 1882 mauerte man einen neuen Brunnen, um das "Bahnwasser" zu sammeln.

Am 20.02.1897 riß man diesen Brunnen wieder weg, nachdem der Bahnhof an das Thumer Trinkwassernetz angeschlossen wurde. Nun, da die Bahn das Wasser nicht mehr brauchte, stellten umliegende Geschäfts – und Privatleute einen Antrag, das Wasser nutzen zu dürfen. Der Strumpffabrikant Albrecht Fischer zum Beispiel hat 1905 Nutzungsrechte, auf das über dem Stolln austretende Wasser (Markt / Ecke Stollberger Straße), angemeldet.

Das Mundloch des "Blei – und Silberzecher Stolln" ist im Laufe der Jahre ständig um – und überbaut worden. Die Zahl der Stollnwassernutzer stieg ständig. Immerhin treten durchschnittlich 150 – 200 Liter Wasser pro Minute aus dem Berg. Anträge auf Trinkwassernutzung wurden abgelehnt, weil die meisten Grubenwässer aus dem Friedhofsgebiet kommen. 1933 ist das Stollnmundloch nicht mehr genau auszumachen. Das Stollnwasser tritt an verschiedenen Stellen zu Tage, wird schließlich in einer Rohrleitung gefaßt und dem Jahnsbach zugeleitet .

Die Sanierung der Stollberger Straße im Jahr 1999 führt uns folgende, aktuelle Untertagesituation des "Blei – und Silberzecher Stolln" vor Augen. Das Mundloch des Stollns ist an der Stollberger Straße im festen Gestein. Von dort zweigen einige Wasserentnahmestellen in Richtung alte Färberei (Greifensteinstraße) bis zur Poststraße. Von hier führt der Stolln 640 m (vermutl. mit Nebenstrecken) in das Backenschläger Gebirge zu Thum. 

 
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  Ausgabe 15 im August 2013

Dort, wo der Jahnsbach und der Thumer Communbach zusammenfließen erhebt sich in westlicher Richtung, flankiert von den beiden Bächen, das Backenschläger Gebirge zu Thum bis zur Auerbacher Höhe. Die Grundschule, die Kindertagesstätte "Bummi" und einige hübsche Geschäfts – und Privatanwesen sind"Am Backenschlag" angesiedelt.

Doch welchen Umstand verdankt die Straße und der Höhenzug seine Namensgebung? In manchen Gegenden Deutschlands kommt dieser Umstand sogar ziemlich oft vor. Zum Beispiel im Hessischen und im Saarländischen Raum. Man könnte dadurch annehmen, daß der Begriff durch bergbauwillige Besiedler aus den oben genannten Gebieten mitgebracht, und hier verbreitet wurde. Dies bleibt allerdings Spekulation. Fakt ist, daß der Begriff im Mittelalter immer mit einer Auseinandersetzung (Schlichtung von Streitigkeiten, Vertragsabschlüssen, persönlichen Konflikten, ect.) verknüpft war.

Die kräftige Ohrfeige, der Backenschlag, ist immer ein Symbol der Klärung gewesen und war genauso aussagekräftig, wie eine Unterschrift, oder ein Siegel. Die Backenschläger Sage lest Ihr im nächsten Beitrag.

 
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  Ausgabe 16 im September 2013

Am Backenschlag und auf dem Backenschläger Gebirge in Thum wurde Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts sehr aufwändiger Bergbau auf Bleiglanz betrieben. Aufwändig deshalb, weil der Boden auf dem Backenschläger Gebirge ziemlich schwammig, und das Gebirge darunter von vielen wasserführenden Schichten durchzogen war.

Kupferkies, Schwefelkies, Arsenkies, Zinkblende und einige Spate kommen ebenfalls in den Erzgängen vor und werden teilweise erst im Laufe der weiteren Bergbaugeschichte genutzt.

Doch wie ist nun das Backenschläger Gebirge zu seinem Namen gekommen? Die Entstehung ist in die oben genannte Bergbauperiode einzuordnen. Der Sage nach soll es, auf Grund der schwierigen Bedingungen im Berg, immer wieder zu rechtlichen Auseinandersetzungen gekommen sein. Bis eines Tages zur Vermessung eines neuen Grubenfeldes ein Lehrling im Bergwesen mitgenommen wurde. Dieser hatte sich alle Amtshandlungen, bis zum Vertragsabschluß, zu merken.

 Nach der Unterzeichnung des Vertrages bekam er unvorbereitet eine kräftige Ohrfeige. An diese wird er sich sein Leben lang erinnern müssen und konnte später , bei Rechtsstreitigkeiten, als Zeuge gerufen werden.

 
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  Ausgabe 17 im Oktober 2013

Am Fuße des Backenschläger Gebirges zu Thum sind außer dem "Blei – und Silberzecher Stolln", der schon in einigen Beiträgen beschrieben worden ist, noch zwei weitere Stolln interessant. Zum einen ist das die "Frisch Glück Fundgrube" und zum anderen der "Backenschläger Stolln" oder "Mühlberger Stolln". Beide befinden sich entlang der Stollberger Straße Richtung Jahnsbach.

Das Mundloch des "Backenschläger Stolln" befand sich am Abzweig Stollberger Straße – Kirchsteig. Der Stolln wurde um 1700 begonnen, war auf Silber verliehen und sollte die Grubenbaue auf dem Backenschläger Gebirge entwässern. So konnte man sich die Entwässerung mit Kunstgezeugen (Radpumpen) sparen und schlug zwei Fliegen mit einer Klappe, Erzgewinnung durch Stollnvortrieb und Entwässerung der abgesoffenen Grubenbaue ohne weiteren technischen Aufwand. Die "Frisch Glück Fundgrube" wurde 1768 mit 18m Türstockzimmerung in den Berg getrieben und ebenfalls auf Silber verliehen. Die genaue Lage des Mundlochs ist heute nicht mehr bestimmbar.

Die wenigen Akten und Grundrisse über diese drei Stolln sind sehr lückenhaft und unpräzise. Mitunter widersprechen sich die Beschreibungen mit den Gegebenheiten und die Risse können sehr schlecht in heutige Karten eingepasst werden. Dadurch kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Ver-wechslungen unter den drei Gruben. Man kann aber mit 99%iger Sicherheit davon ausgehen, dass der zuvor beschriebene Standort des "Blei – und Silberzecher Stolln" und des "Backenschläger Stolln" richtig sind.

 
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  Ausgabe 18 im November 2013

Die Wasserprobleme der erzreichen Gruben im Backenschläger Gebirge sollten ursprünglich über den Backenschläger Stolln (Stollberger Strasse / Ortsgrenze zu Jahnsbach) gelöst werden. Obwohl man von diesem Vorhaben abriet, wurde beharrlich an der Realisierung gearbeitet.

In vergangenen Beiträgen wurde auf die Bodenbeschaffenheit im Backenschläger Gebirge hingewiesen. Der Stollnbetrieb selbst war ständig von eigenen Schwierigkeiten gebeutelt. Durch reichliches Schmelzwasser im Frühjahr und lang anhaltende Niederschläge brach der Tageschacht und einige Lichtlöcher mehrfach vom Tage her nieder. Der Stolln musste, wegen immer neuer Brüche, ständig in Reparatur gehalten werden. Geldmangel und Kriegswirren liesen das Berggebäude schließlich brachliegen. Ein Vortrieb in die alten Baue und deren Entwässerung kam nicht mehr zustande.

Im Generalbefahrungsbericht des Bergamtes von 1755 wurde der Backenschläger Stolln nicht mehr erwähnt. 1770 räumten Thumer Bürger den verbrochenen Stolln von den Bruchmassen und versahen die ersten 30 m mit Holzausbau (Getriebezimmerung). Man hatte noch einige Meter vor sich und hoffte, den Stolln dann im festen Gestein vorzufinden. Geldmangel führte schließlich zur vorzeitigen Einstellung der Arbeiten, ohne in den Stolln vorzudringen.

Am 27.09. 1832 wurde die Grube erneut verliehen. Bis Juni 1835 wurden nur Brüche aufgeräumt und ausgebaut, ohne einen einzigen Meter Vortrieb fertig zu bekommen. Der finanzielle Aufwand betrug damals 494 Taler und 5 Groschen. Durch mehrere Tagebrüche verbrachen am 23.06.1835 große Teile des Stollns und man entschied sich bald darauf für die Aufgabe des Stollnbetriebes. Im Dezember 1835 erfolgte die Lossagung des Backenschläger Stollns. Unterdessen wurde, im Laufe der Jahrhunderte, der Blei – und Silberzecher Stolln weiter vorgetrieben und in Reparatur gehalten. Man hatte überlegt, mit diesem Stolln vielleicht einfacher und kostengünstiger in die Backenschläger Grubenbaue zu gelangen, um nun endlich die dortigen Wasserhaltungsprobleme zu lösen.

Ob das unseren Altvorderen gelungen ist, erfahrt ihr später einmal.

 
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  Ausgabe 19 im Dezember 2013

Wegen Kriegsunruhen und wegen des scheinbar unbeherrschbaren Wasserproblems fand in den Jahren vor 1776 kein Bergbau im Backenschläger Gebirge statt. 1776 wollte man aber wieder in die erzreiche "Sankt Niclas Fundgrube" eindringen.

Der alte "St. Nicolauser Tageschacht", er liegt am Fußweg nach Auerbach, etwa 150m von der B 95 entfernt, wurde vom Tage her beräumt und ausgezimmert. Bei der 11 Lachter Sohle (etw. 22m) stand allerdings das Wasser. Alle darunter liegenden Baue waren abgesoffen. Gleichzeitig begannen im selben Jahr Aufgewältigungsarbeiten im "Blei-und Silberzecher Stolln". Erneute Kriegsunruhen im Jahre 1778 ließen den Bergbau ruhen. 1780 hatte man die "St. Niclas Fundgrube" wieder einigermaßen in Schuß und die Aufgewältigung des "Blei- und Silberzecher Stolln" war bis vor Ort (310m) im März 1781 abgeschlossen. Jetzt waren die Voraussetzungen geschaffen, eine Verbindung zwischen beiden Gruben herzustellen, um endlich das Wasserproblem zu lösen.

Vom "St. Niclas Tageschacht" wurde ein Ort 7 Lachter (etw. 14m) Richtung Osten getrieben. Im gleichen Jahr wurde vom "Blei-und Silberzecher Stolln" aus ein Querschlag Richtung Westen angesetzt. Im April 1782 waren 10 Lachter (etw. 20m) in Richtung "St. Niclas Fundgrube" vorangetrieben worden und man konnte bereits die Arbeiten im Gegenort wahrnehmen. Im Dezember 1783 war nach 21 Lachter der Durchbruch in das Gegenort gelungen. Die Grubenwässer der "St. Niclas Fundgrube" konnten von nun an über den "Blei-und Silberzecher Stolln" dem Jahnsbach zugeleitet werden.

 
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  Ausgabe 20 im Februar 2014

Die im Backenschläger Gebirge zu Thum abgebauten Erzgänge lassen eine Gleichstellung mit den beiden Nachbarstädten Ehrenfriedersdorf und Geyer, in Bezug auf Silberausbringen, kaum zu.
Dennoch wurden über die Jahrhunderte, im untertägigen Bereich der Kirche und von dort in Richtung Ortsgrenze Jahnsbach, Friedhofgelände und Oberthum (ehemals Wäschefabrik Lässig) reiche Bleierze gefördert, die einen gewissen Silberanteil aufweisen konnten.
Im Durchschnitt betrug der Silbergehalt 1/2 bis 3/4 Loth. Die Morgengänge, das sind in der Bergmannssprache
Erzgänge, die aus westlicher Richtung in Richtung Morgen (alte Bezeichnung für Osten) verlaufen, waren mit 1 bis 2 Loth die absoluten Spitzenreiter. Mehr Silber gab das Thumer Gebirge nicht her.
Was aber ist nun ein Loth?
Das Loth, eine Gewichtseinheit für Handel und Bergbau, war bis 1868 gebräuchlich. Im Laufe der Zeit und von Region zu Region schwankte es in Sachsen zwischen 14 und 17 Gramm. Durch entsprechende Verordnungen wurden ab 1840 die Gewichtseinheiten Zentner, Stein, Pfund und Loth vereinheitlicht und teilweise abgeschafft.
Ein Zollzentner wurde auf exakt 100 Zollpfund, oder 50 Kilogramm definiert, wobei ein Zollpfund, 32 Loth beziehungsweise 500 Gramm (1 Loth = 15,625 Gramm) entsprachen. Ab 1868 ist das Kilogramm, gleich 2 Pfund, oder 1000 Gramm gesetzlich festgeschrieben und noch heute gebräuchlich.
Der Probenehmer oder Probierer stellte den Edelmetallgehalt im Erzgang fest. Der Silberanteil in Loth bezieht sich auf ca. 56 Kilogramm Gangerz (=1Zentner vor 1839).

Demnächst lest Ihr hier ein Lagerstätten-Special vom Backenschläger Gebirge zu Thum.
 
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  Ausgabe 21 im März 2014

In diesem Monat jährt sich zum 12. mal der Baubeginn am Lehrpfad "Thumer Altbergbau". Am 04.04.2002 reichte unser Verein einen entsprechenden Antrag bei der Stadtverwaltung Thum ein. Dieser enthielt neben den konkreten Vorstellungen über den Aufbau des Lehrpfades und verschiedenen Bauzeichnungen von Einzelobjekten, auch die Bitte um Genehmigung und Unterstützung des Vorhabens. Nur die Form der Lehrpfadtafeln wurde vom Ordnungsamt beanstandet und bedurfte der Änderung. Ansonsten war das Projekt offenbar gut vorbereitet und durchdacht. Materielle und rechtliche Hilfestellung durch die Stadtverwaltung,sowie Spendengelder von Thumer Geschäftsleuten und Bürgern liesen die Arbeiten zügig vorangehen.

Der Lehrpfad "Thumer Altbergbau", bestehend aus einer Übersichtstafel am Markt und 5 Lehrpfadtafeln vor Ort, wurde am 24.08.2002 eingeweiht. Inzwischen ist unser Lehrpfad um 3 Lehrtafeln und einem echten Thumer Bergbaurelikt gewachsen. Das Bergbaurelikt ist der "Freudige Bergmann Stolln" in der Nähe des Bungalowdorfes. Seine Ausgrabung jährt sich in diesem Monat zum 10. mal. In Absprache mit dem Grundstücksbesitzer und dem Sächsischen Oberbergamt wurde das Mundloch des "Freudigen Bergmann Stolln" im April 2004 hinter einer zugewachsenen, 5 Meter hohen Erdreich – und Bruchsteinhalde, aus seinem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf hervorgeholt.

Der Stolln ist nichts spektakuläres und auch kein Besucherbergwerk. Dennoch ist das neugestaltete Stollnmundloch ein echter Hingucker für Wanderer und Bergbauinteressierte – ein Zeugnis vergangenen Erzbergbaus in und um Thum. Nähere Einzelheiten zum Stollnbetrieb findet man auf der Lehrpfadtafel unmittelbar vor dem Mundloch. In 18 Monaten leisteten die Mitglieder der Bergbrüderschaft Thum zahlreiche, ehrenamtliche Arbeitsstunden und machten den Stolln zunächst ersteinmal befahrbar, wie der Bergmann sagt. Es mußte ein 3 Meter langes Bruchsteingewölbe aufgemauert werden bis der Stolln im festen Gestein liegt und der darüberliegende Hang den vorgeschriebenen Böschungswinkel bekommt. Zwei Bruchsteinmauern säumen den Eingangsbereich zum neugemauerten Mundloch. Dieses wurde mit einem Eisengitter verschlossen, um unbefugten Zutritt zu verhindern.

Grundlage für diese 2 Projekte bildete die Forschungsarbeit der Arbeitsgruppe Altbergbau in der Bergbrüderschaft Thum e.V.

 
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  Ausgabe 22 im April 2014

Das Backenschläger Gebirge als Lagerstätte.

Teil 1: Die Entstehung

Wir beschäftigen uns mit 2 verschiedenen Typen von Lagerstätten, die durch Schachtabteufen und Stollnvortrieb ausgebeutet wurden. Das ist zum einen der Erzgang und zum anderen das Skarnlager. Beide hat die Entstehungsgeschichte unseres Erzgebirges hervorgebracht. Vor vielen millionen Jahren hat "sanfter" Druck aus dem Erdinneren die Erdkruste scheibenweise aufgebrochen. Die Risse, Spalten und anderen Hohlräume wurden mit Magma vollgepreßt.

Dieser Vorgang wiederholte sich später noch einmal. Unter anderen Druckverhältnissen brach das Gestein diesmal aber quer zu den ersten Rissen. Wieder stieg Magma auf und füllte jeden Hohlraum aus. Unter der Erdoberfläche konnte das Magma langsam abkühlen und auskristallisieren. Was diese Lagerstätte letztendlich hervorbringt hängt von der Grundrezeptur, sprich der Anteile bestimmter Elemente in diesem Brei, ab.

Je nach chemischer Zusammensetzung bilden sich zwischen 1200 C° und 800 C° die ersten festen Bestandteile im Magma. Dazu gehören, im Falle des Backenschläger Gebirges, Eisenoxide (Magnetit), oder Eisen,- Nickel- und Kupfersulfide (Magnetkies und Kupferkies). Im weiteren Verlauf der Hauptkristallisation bilden sich Quarzarme Silikate (Axinit/Thumit und Turmaline), Glimmer, Vertreter der Feldspatgruppe und schließlich Quarz. Bei sinkenden Temperaturen entstehen, auf Grund der veränderten Zusammensetzung der Schmelze, flüchtige Bestandteile wie Wasser, Chlorwasserstoff und Schwefelwasserstoff, die mit vielen Metallen und seltenen Elementen (Beryllium, Zirkon und Barium) angereichert sind. Diese flüchtigen Bestandteile werden unter hohem Druck in poröses Nebengestein gepreßt und bilden mit diesem neue Erze und Mineralien. Unter diesen Bedingungen begann die Entstehung der Skarnlager. Bei 374 C° ändert Wasser seine Eigenschaften. Es ist nur noch eine heiße, wässrige Lösung (Flüssigkeit und Dampf), angereichert mit den restlichen Elementen, übrig. Die hydrothermale Phase beginnt und auch sie hat unter bestimmten Druckverhältnissen einen Einfluß auf die endgültige Zusammensetzung der Skarnlager. Es entstehen vorwiegend sulfidische Erzkörper mit einigen Silbermineralen, sowie Blei,-Zink,- Arsen - und Kupfermineralen, wie dies im Backenschläger Gebirge vorzufinden ist. Aus Platzgründen beende ich den Beitrag und bleibe Euch einen 2. Teil zu diesem Thema schuldig. Na dann, bleibt mal schön neugierig!

Übrigens, das Erzgebirge zählt, geologisch gesehen, zu den best erforschtesten Gebieten der Welt.

 
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  Ausgabe 23 im Mai 2014

Das Backenschläger Gebirge als Lagerstätte.

Teil 2: Der Abbau

Seit 1992 stöbern einige Mitglieder der Bergbrüderschaft Thum in Archiven und sammeln alles, was mit dem alten Thumer Bergbau in Zusammenhang gebracht werden kann. Das Material über den Bergbau im Stadtgebiet ist nicht unbedingt dürftig, wohl aber sehr lückenhaft und widersprüchlich. Einige Dokumente beschreiben den Bergbau im Backenschläger Gebirge allerdings so präzise, daß man von dieser Untertagesituation einen Grund- und Seigerriß anfertigen könnte. Von der "Sankt Niklas Fundgrube" (Bereich Fußweg nach Auerbach/Friedhof) zum Beispiel, sind genaue Angaben über Stollnvortrieb, Schachtbau und Erzgangbeschaffenheit überliefert. Der Sankt Niklas Tageschacht, gleich am Fußweg nach Auerbach hinter Schornsteinbau Süß, fiel einst 22 m und mit 80° Neigung auf das Niveau des St. Niklas Morgengang Stolln. Bei 16 m Teufe wurden ein Skarnlager angefahren, mit dessen Abbau allerdings erst 1824 begonnen wurde. Von der Stollnsohle aus ist ein Gesenk (ein Schacht ohne Verbindung zum Tage) 62 m in gleiche Richtung wie der Tageschacht abgeteuft worden. Auf der 22 m Sohle verfolgte man einen Morgengang in beide Richtungen. Morgengänge verlaufen von Westsüdwest nach Ostnordost (Morgen = alte Bezeichnung für Osten). Nach 7 m in westliche Richtung hatte der Erzgang eine Mächtigkeit von 20 cm, ausgefüllt mit schwarzgelblicher Letten (lehmige bis erdige Ausfüllungen), violetter Turmalin, Zinkblende und Schwefelkies, Verlaufrichtung 250° WSW. 24 m vom Schacht entfernt war der Gang 10 cm mächtig und mit Zinkblende gefüllt. Nach 38 m ist der mit Quarz und Letten gefüllte Gang nur noch 2 – 5 cm mächtig, Verlaufrichtung 242° WSW. Bei 55 m ist der Gang 6 – 15 cm mächtig gewesen und führte Schwerspat (Baryt), Schwefelkies (Pyrit), Arsenkies (Arsenopyrit), Bleiglanz (Galenit) und schwarzen Letten, Verlaufrichtung 263° WSW. Das umgebende Gestein ist Gneis. Es wird mit jeden Meter fester und bei 60 m granitartig. Hier ist der Erzgang 15 – 19 cm mächtig und bringt Flußspat (Fluorit), Schwerspat und grauen Letten mit etwas Schwefelkies. In östliche Richtung verfolgte man den Morgengang ca. 40 m, wir erinnern uns, um die wasserlösende Verbindung zum Blei – und Silberzecher Stolln zu schaffen. Am St. Niklas Schacht setzte außerdem noch ein Erzgang mit Verlaufrichtung

32° NNO und einer Mächtigkeit von 0,5 – 1 m. Seine Erze waren schwarze Pechblende, Arsenkies, schwärzlicher und grünlicher Letten, sowie Bleiglanz. In der St. Niklas Fundgrube wurden Gangkreuze und Skarnlager von 8 – 30 m Länge und einer Mächtigkeit von 0,5 – 2,5 m abgebaut. Hauptbestandteil der Lager war grauer Magneteisenstein (Magnetit). Ganz oben auf dem Backenschläger Gebirge, wo sich die Robert – Schneider – Straße als Feldweg fortsetzt, befand sich einst die alte Bleizeche. Sie baute unter anderem auf dem selben Morgengang, wie die St. Niklas Fundgrube und die Gangbeschreibungen sind in etwa identisch.

Ähnliche, beziehungsweise die selben, Lagerstättensituationen herrschen in Ehrenfriedersdorf und Geyer, sowie in vielen anderen Revieren des Gebirges vor.

 
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  Ausgabe 24 im Juni 2014

Nach unserem Bergquartal, am Sonntag vor Rosenmontag, ist unser nächster wichtige Termin der letzte Sonntag im Juni. An diesem Sonntag wird in Freiberg das Bergstadtfest mit einer großen Bergparade beendet. 1986, also noch in der DDR wurde es in`s Leben gerufen. Seit Ende der 90er nimmt unser Verein jedes Jahr mit großer Freude an dieser Veranstaltung teil. Sie ist perfekt organisiert und macht allen Teilnehmern einen riesen Spaß. Am Morgen stellen wir uns am Meißner Ring mit anderen Brüderschaften und Kapellen zur großen Sächsischen Bergparade und marschieren dann zum Freiberger Dom. Selbst für "Nichtkirchengänger" ist der Berggottesdienst in diesem alt-ehrwürdigen Gotteshaus ein Erlebnis der besonderen Art. Draußen verwandeln inzwischen Händler und Schausteller die Altstadt in eine Festmeile.

Am 29.06.2014 findet das 29. Freiberger Bergstadtfest statt und ich kann nur jeden raten, sich dieses bergmännisch angehauchte Volksfest einmal anzuschauen. Im Jahre 2000 fand im Rahmen dieses Festes der Bergmeisterpokal statt. Ein bergmännischer Wettstreit bei dem sich die Vereine im Maßkrugstemmen, Grubenholzsägen, Gummistiefelzielwurf, Gewichtschätzen und Nagel einschlagen messen müssen. Unser Verein belegte am 26.06.2000 den 2. Platz beim Bergmeisterpokal in Freiberg. Hätten wir gewonnen, wären wir als Verein und Stadt Ausrichter des Bergmeisterpokals 2001 in Thum gewesen, so die Regel. Nur ein kleiner Patzer unsererseits verhalf den Schneeberger Bergkameraden zum Sieg. Zu unserem Jubiläum 2016 ist, im Rahmen des Festwochenendes, ein solcher bergmännischer Wettstreit geplant.

Auch in der Vergangenheit schien der Monat Juni gut zum Feste feiern geeignet gewesen zu sein. Einige Dokumente aus dem Thumer Stadtarchiv geben zum Beispiel darüber Auskunft, daß am 16. und 17. Juni 1934 das 5. Bezirks- und Bergfest des Verbandes Obererzgebirgischer Berg-, Knapp-und Brüderschaften in Thum stattfand. Die Vorbereitung und Durchführung wurde von der Stadt Thum und der Bergbrüderschaft Thum gemeinsam vorgenommen, wie aus Einladungen und organisatorischen Schriften zwischen Stadt und Brüderschaft hervorgeht. Vereinsvorsitzender der Bergbrüderschaft Thum war zu dieser Zeit Herr Bernhard Kießling und der Vertreter der Kirche Herr Pfarrer Johannes Immanuel Schluttig. Seit 2012 und 2013 ist unser Verein im Besitz von alten Bildern, die dieser Zeit eventuell zuzuordnen sind. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Thumer Bürgerinnen und Bürgern, die uns solches Material immer mal wieder zukommen lassen.

 
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  Ausgabe 25 im Juli 2014

Über die Grubengebäude der Ortsteile Jahnsbach und Herold wurde in den letzten Jahren ebenfalls viel Wissenswertes zusammengetragen.

Die Geschichten dazu finden später, hier an dieser Stelle, ihren Ehrenplatz.

Um aber das Thema "Backenschläger Gebirge" abzuschließen, muß ein Bergwerk an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden – "Der Lebensfürst Stolln". Den älteren Jahnsbachern ist er unter dem Namen "Nöbelstolln" bekannt. Er liegt auf Jahnsbacher Flur und ist damit die westlichste Stollnauffahrung im Backenschläger Gebirge. Wann der Stolln angefangen wurde ist unklar, fakt ist nur, daß er bis 1829 durch Eigenlehner betrieben wurde. Man verfolgte mit dem Stolln keinen Erzgang, sondern trieb ihn leicht geschlängelt Richtung 355° nach Norden durch Quergestein. Quergestein nennt man den Stollnvortrieb quer zum Hauptverlauf der Erzgänge. Mit dem Lebensfürst Stolln wollte man Aufschluß darüber erhalten, wie sich die reichen Anbrüche auf Thumer Flur in Richtung Westen fortsetzen. Auf 92 m Streckenlänge fallen lediglich drei 2 bis 7 cm mächtige Erzgänge ein. Sie führen Zinkblende, Magneteisenstein, etwas Kupfer- und Schwefelkies und nur Spuren von Bleiglanz. Kein stolzes Ergebnis, um nicht zu sagen aussichtslos. Der Anfang vom Ende des Bergbaus im Backenschläger Gebirge zu Thum war besiegelt. Oberberghauptmann von Herder gab 1829 den Antrag der Eigenlehner statt, den Stollnbetrieb am Lebensfürst auszusetzen. Die Eigenlehner gingen darauf hin auf den Reichen Segen Gottes, im Volksmund als "Silberzach" bekannt.

Der Betrieb war nicht nur ausgesetzt, er war aufgegeben. In späteren Dokumenten erscheinen nur noch Wassernutzungsgeschichten. Im Backenschläger Gebirge zu Thum war nichts mehr zu holen und so stellte eine Grube nach der anderen ihren Betrieb ein. Der Mühlberger Stolln Ende 1835, der Blei – und Silberzecher Stolln, als letzte Grube im Thumer Stadtgebiet, 1859.

Schöne Ferien und ... "Vergaß Dei Haamit net!"

 
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  Ausgabe 26 im August 2014

Im Thumer Stadtgebiet schlummert noch so manches Bergwerk, über das wir uns noch schlauer machen müssen. Doch immer schön der Reihe nach.
Zusammenhänge und Hintergründe aufzuspüren und Rekonstruktionen anzustellen sind für uns eine Lebensaufgabe. Die Überlieferungen der Thumer Bergbaugeschichte sind, wie bereits erwähnt, im Allgemeinen sehr lückenhaft und widersprüchlich. Auf der einen Seite sind manche Dokumente aussagekräftig genug, um bei Bauarbeiten, oder der Abwendung von Oberflächengefährdungen hilfreich zu sein. Bestes Beispiel ist die Blei - und Silberzecher Stollnakte, die zwischen 1989 und 1991 bei der Verwahrung eines Tagebruchs zwischen Ratskeller und Kirche in Thum wertvolle Hinweise über die Untertagesituation der Grube lieferte.
Für den grundhaften Ausbau der Stollberger Strasse in Thum, im Jahre 1999, waren diese Unterlagen ebenfalls sehr wichtig. Andererseits sind manche Objekte, durch fehlende Dokumentation, in die Vergessenheit verbannt worden. Über einige wiederum existieren nur mündliche Überlieferungen, oder Skizzen von Zeitgenossen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Thumer Altbergbau zu studieren und den Geist unserer Altvorderen wach zu halten, um ihn an kommende Generationen weiterzugeben. Über jede Kleinigkeit, jeden Hinweis, jedes Stichwort und jedes Bild ist unsere Arbeitesgruppe sehr dankbar. Jetzt wissen wir noch, warum Thum den Titel "Bergstadt" tragen darf. Wie wird das aber im Jahre 2050 sein? Interessiert es dann noch jemanden, ob Thum eine Bergstadt ist, oder war? Wir arbeiten jedenfalls daran, und hoffen, daß auch in Zukunft Leute nachwachsen, die genauso denken und den Staffelstab weitergeben. Damit kommen wir in den nächsten Beiträgen zu den nicht mehr, oder wenig bekannten Berggebäuden in Thum.
 
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  Ausgabe 27 im September 2014

Ein noch nicht ganz vergessenes Relikt Thumer Bergbaugeschichte ist uns bis in diesen Tagen, zwischen Stadtkern und Oberthum, erhalten geblieben. Wo sich die Chemnitzer Straße sanft Richtung Oberthum schlängelt, führt auf der rechten Seite, Höhe Notariat Biehler, ein Stolln in das Gebirge.

Unsere Arbeitsgruppe hatte im Jahre 1994 das Glück, diesen Stolln einmal befahren zu dürfen. Für den ersten Moment war das Grubengebäude nicht sonderlich spektakulär. Dafür war es zu dieser Zeit das einzige, noch befahrbare Bergwek im Thumer Stadtgebiet. Diese Befahrung hat unserer Arbeitsgruppe ungeheuren Auftrieb verliehen. Von Stund an wurde sich noch intensiver hinter das Thema "Thumer Altbergbau" geklemmt. Aus unserer Festschrift zum 350jährigen Bestehen der Bergbrüderschaft Thum, aus dem Jahre 1966, hatten wir entnommen, daß es sich um den "Unverhofft Glück Stolln" handeln könnte.

Durch Zufall sind wir im Nachhinein auf ein Schriftstück gestoßen, welches uns diese Grube etwas näher beschreibt. Tatsächlich handelt es sich um den Stolln, der die "Unverhofft Glück Fundgrube" am Michelsberg erschließen sollte. Der Name "Unverhofft Glück Fundgrube" entstand bei Probeschürfen auf dem Michelsberg, wobei die Abbauwürdigkeit der Lagerstätte ermittelt wurde. Man wollte einen ziemlich mächtigen Quarzgang in Richtung 25° Nordost verfolgen. Die Mächtigkeit des Quarzganges ist mit 2m – 5m angegeben. Dies halten wir jedoch für einen Schreibfehler. Zwanzig bis fünfzig Centimeter sind für Thumer Lagerstättenverhältnisse schon recht viel und, wie wir glauben, auch realistischer. Das Stollnprofil ist durchschnittlich von 2,0m – 2,3m Höhe und 80cm in der Breite. Nicht weit vom Mundloch entfernt tritt man in einen größeren Hohlraum, eine Art Kammer. Dieser Raum wurde als Bierkeller von der gegenüber liegenden, ehemaligen Gaststätte "Felsenkeller" genutzt.

 Im 2. Weltkrieg diente er den Thumer Bürgern als Schutzraum bei Luftangriffen. Erstmals wird der Stolln 1826 erwähnt, als er an einen Eigenlehner verliehen wird. Nach 6m Auffahrung des Hauptganges wird sich für einen Querschlag entschieden. Im Quergestein wollte man den parrallel zum Hauptgang verlaufenden Seitentrum auffinden. Nach 4,5m wurde kein Seitentrum angetroffen und die Arbeiten eingestellt. Die gesamte Stollnauffahrung beträgt 10,5m. Der im Berg angetroffene Erzgang bestand warscheinlich doch hauptsächlich aus Quarz, denn über mitgeführte Erze ist nichts überliefert. Die "Unverhofft Glück Fundgrube" konnte durch den Stolln nicht erschlossen werden. Daran waren vielleicht auch wirtschaftliche Probleme beteiligt. 1828 wurde der Bergbaubetrieb ausgesetzt und 1829 schließlich eingestellt.

 
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  Ausgabe 28 im Oktober 2014

Thum hat sich in der Geschichte zweifellos genauso viel Mühe mit seinem Bergbau gegeben, wie die Nachbarorte. Nur gaben es die Erzerträge nicht her, sich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen. Dafür hatte man aber in Thum, von der Besiedelung an, mehr Wert auf die Entwicklung von Landwirtschaft und Viehzucht gelegt.

Schon bei der Gründung der Siedlung und dessen Weiterentwicklung wurde dafür genügend Platz eingeplant . In Krisenzeiten, die von Kriegsunruhen, Epidemien oder wirtschaftlichen Niederlagen (besonders Bergbau) gebeutelt waren, konnte Thum dadurch seine Bevölkerung besser ernähren.

Im Gegensatz zu den Bergstädten mit überwiegend bergmännischer Bevölkerung, gab es in Thum ein sehr ausgeglichenes Verhältnis aus Bauern, Handwerkern und Bergleuten. Die meisten Handwerker hatten einen mehr oder weniger großen Landbesitz, beziehungsweise einen größeren Garten und betrieben nebenbei selbst Landwirtschaft und Viehzucht. Die Versorgung der Bergmannsfamilien mit Nahrungsmitteln konnte jederzeit problemlos abgesichert werden. Nach der letzten Bergbaublüte, Ende des 16.Jahrhunderts, änderten sich allerdings die wirtschaftlichen Verhältnisse in Thum zu Ungunsten des Bergbaus und der mit ihm verbundenen Berufsstände.

In einer der nächsten Geschichten wird auf diese Entwicklung näher eingegangen.

 
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  Ausgabe 29 im November 2014

Bitte wundert Euch nicht, liebe Freunde des Thumer Bergbaulehrpfades, daß im Stadtgebiet sämtliche Lehrpfadtafeln verschwunden sind. Sie sollten zu unserem letzten Arbeitseinsatz, am 27.09.2014, vor Ort einen neuen Anstrich erhalten.

Auf Grund der anhaltend schlechten Wetterlage konnten wir sie an diesem Tag aber nur abmontieren und ins Trockene bringen. Im Vereinsraum werden sie zu den nächsten Mittwochtreffs wetterfest gemacht und hängen im zeitigen Frühjahr 2015 wieder an ihrem alten Platz. Die Beteiligung am Arbeitseinsatz war lobenswert. Eine zweite Gruppe konnte die Außenanlage des "Freudigen Bergmann Stollns" pflegen. Angeflogene Bäume und Sträucher wurden entfernt, um nicht die Stützmauern und die Gewölbemauerung zu zerstören. Nach getaner Arbeit gab es, wie in guten alten Zeiten, Bockwurst, Wiener und ein Getränk unserer Wahl.

Ich darf mich im Namen unseres Vorstandes für Eure Einsatzbereitschaft bedanken und wünsche Euch für den Start in unsere Hauptsaison alles Gute und Gesundheit.

Am 29.11.2014 nehmen wir an der Bergparade in Chemnitz teil, der Auftakt der diesjährigen Weihnachtsparaden.

 
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  Ausgabe 30 im Dezember 2014

Neujahrsheiligabend des Jahres anno 1693. Auf tiefverschneite Straßen schauen um die Abenddämmerung die Lichtlein des kleinen erzgebirgischen Städtchens. Vermummte Gestalten stampfen durch Schneewehen -gleichsam den Glockenklängen folgend, die des Jahres letzte Stunde künden.
Sieh da! Ein Zug von Lichtlein bewegt sich ernst und feierlich zum Kirchweg herauf. Die Bergbrüderschaftin ihren festlichen Uniformen – Obersteiger, Steiger, Hauer und Knappen, alle sind sie mit dabei. Ein Gang des Dankens und des Bittens für Vergangenheit und Zukunft – so schreiten sie mit Glockengeläute und vom Jubel der kleinen Orgel begleitet, durch die Winternacht in die schneeverwehte Kirche der Heimatstadt.
So war es damals – ja, genau so... und diese alte Tradition soll auch in diesem Jahre wieder neu erstehen.(Verfasser des Textes unbekannt)
Die Bergbrüderschaft Thum setzte diesen Brauch im 20. Jahrhundert leider mehrfach aus. Die genauen Hintergründe sind uns nicht bekannt geworden. Ab Mitte der neunziger Jahre folgen die Thumer Bergschwestern und Bergbrüder dieser alten Tradition wieder und beschließen das Jahr mit dem Silvestergottesdienst.
An dieser Stelle möchte ich mich, als Mitglied der Arbeitsgruppe "Thumer Altbergbau" in der Bergbrüderschaft Thum, ganz herzlich bei den wachsamen Nachbarn bedanken, die uns bis zum Erscheinen des neuen Stadtanzeigers im November, das Fehlen der Lehrpfadtafeln gemeldet hatten. Alles gut!!!Es ist ein sehr angenehmes Gefühl, so aufmerksame Bürgerinnen und Bürger in der Stadt zu haben.
Ihnen und Euch allen wünschen die Mitglieder der Bergbrüderschaft Thum eine friedvolle und besinnliche Advents – und Weihnachtszeit, viel Freude an unseren traditionellen Bergparaden und einen guten Rutsch ins Jahr 2015.
 
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  Ausgabe 31 im Februar 2015

An dieser Stelle möchten wir an die Oktobergeschichte 2014 anknüpfen und noch einmal auf die Entwicklung des Bergmannsstandes in der Stadt Thum eingehen.

Ende des 16. Jahrhunderts war die Bergbaublüte in Thum endgültig vorbei. Nur einzelne Gruben werfen noch bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts schmale Gewinne ab. Dazwischen kam noch der "Dreißigjährige Krieg" 1618–1648. Die totale Verwüstung und Verarmung des Reiches und die Schwächung des Kaisers waren die Folgen dieses Krieges. Auch Thum hat davon einen derben Schlag abbekommen. Die Einwohnerzahl sank auf 184 und kaum ein Haus konnte vernünftig bewohnt werden. Der Aufbau der Stadt, meist Fachwerkhäuser im fränkischen Stil, und die Geschäftstätigkeit der Bürger kommen relativ schnell wieder auf die Beine.

Zwanzig Jahre nach Kriegsende bemühen sich die Thumer um das Jahrmarktsrecht. Im Juni 1668 dürfen sie schließlich ihren ersten Jahrmarkt abhalten. Die wirtschaftliche Situation in Thum war plötzlich eine ganz andere. Alt hergebrachte Handwerkskunst hatte sich stark entwickelt und weiterentwickelt, viele Gewerke wurden neu angesiedelt, zum Beispiel die Spitzenklöppelei und das Posamentenhandwerk. Man kann davon ausgehen, dass die zahlreichen, evangelischen Flüchtlinge, die aus den katholischen Nachbarländern kamen und hier eine neue Heimat fanden, einige Handwerkskünste mitbrachten und so mitgeholfen haben, das Erwerbsspektrum zu vergrößern.

Die Zahl der Bergmannsfamilien war weiterhin rückläufig. 1716, einhundert Jahre nach Gründung der Bergmännischen Brüderschaft zu Thum arbeiten noch 9 Bergwerke und 1 Pochwerk. Der Thumer Bergbau im Stadtgebiet und seiner näheren Umgebung schleppt sich mit großem Aufwand und wenig Nutzen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, um schließlich 1859 mit der Schließung der letzten Gruben (St. Niclas und die Blei- und Silberzeche) zum Erliegen zu kommen. Der Häuer und der Eigenlehner kann seine Familie nicht mehr ernähren. Frauen und Kinder verdienen den Familienunterhalt mit Spitzenklöppeln, Posamentieren und anderen textilen Handwerken. Längst sind die bergmännischen Gewerke abgewandert und verdienen ihr Brot in den reichen Silber- und Zinngruben des Frei-  und Pochwaldes (heutiges Greifensteingebiet und das Greifenbachtal), sowie im Silbergebirge am Geyerschen Knochen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts durfte sich Thum offiziell "Bergstadt auf Zinnbau" nennen.

Mit Blick auf die angestrebte Montanregion Erzgebirge wird seit Anfang der 1990er Jahre wieder mehr Wert auf den Titel Bergstadt gelegt. Wir sind als Pfleger bergmännischen Brauchtums besonders stolz, dass Thum diesen Titel wieder tragen darf.

 
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  Ausgabe 32 im März 2015

Es gibt noch hunderte Einzelheiten über den Bergbau im Städtchen Thum, und was damit in Verbindung gebracht werden kann, zu berichten. Das wichtigste ist aber gesagt und die Zeit wird knapp bis zum Jubiläum.

Neben unserer aktuellen Vereinsarbeit sollt ihr ja, wie versprochen, etwas über den Bergbau unserer Nachbarn in Jahnsbach und Herold erfahren. Schließlich soll bis Juni 2016 noch Raum sein, um eine kurze Zeitreise durch unsere 400jährige Vereinsgeschichte zu unternehmen. In den nächsten Beiträgen wird die Bergbaugeschichte von Jahnsbach genauer unter die Lupe genommen. Der Bergrücken zwischen Jahnsbach und Auerbach, über dem sich Jahrzehntelang unsere alte "Bimmelbah" gequählt hat, ist die direkte Fortsetzung unseres Backenschläger Gebirges in Richtung Westen.

Die reichen Thumer Erzgänge schwächen sich in der Ortsmitte Jahnsbach bis zur Bebeutungslosigkeit ab und sind in Oberjahnsbach bis auf Hormersdorfer Flur wieder stärker mit Silbererzen angereichert, als das je in Thum der Fall gewesen wäre.

Am gegenüberliegenden Bergrücken zwischen Jahnsbach und dem Greifenbachtal wurde ebenfalls Jahnsbacher Bergbau betrieben. Im Kontakthof des Granitstocks der Greifensteine führen die Erzgänge hier allerdings mehr Zinn, Eisen, Wolfram und Arsen. Das Erz wurde in kleineren Gruben gefördert, die teilweise nur mit ein bis zwei Mann betrieben wurden. Wir kommen im nächsten Beitrag zum Bergbau zwischen Jahnsbach, Auerbach und Hormersdorf. Dort draußen schlummert nämlich ein altes Bergwerk, das heute noch in aller Munde ist. Ein beliebtes Fleckchen für Skifahrer, Wanderer und Pilzsammler. Wer kennt sie nicht in Jahnsbach und Umgebung, de "alte Silberzach". Seid mal gespannt, was es darüber alles zu berichten gibt.


 
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  Ausgabe 33 im April 2015

Über "De Silberzach" haben wir in den letzten Jahren allerhand geschriebenes und gezeichnetes gefunden. Das Bergbaugebiet zwischen Jahnsbach und Hormersdorf wude schon sehr früh entdeckt. Man könnte den alten Schriften zufolge annehmen, daß sich der Silberfund ähnlich wie in Freiberg abgespielt hat, indem Silberhaltiger Bleiglanz in den Wagenspuren der Fuhrleute gefunden wurde.

In der schriftlichen Ersterwähnung aus dem Jahre 1688 wird die Neuaufnahme des Grubenbetriebes unter dem "neuen"Namen Reicher Segen Gottes Fundgrube beschrieben. Der oder die Namen der alten Baue ist leider nicht überliefert. Es wird berichtet, daß man damals auf "etliche hundert Jahre alten Bergbau" stieß. Die Alten hatten den Haupterzgang und einige Nebengänge bereits im Strossenbau (in diesem Fall Abbau des Erzganges von der Oberfläche in die Tiefe auf einer bestimmten Länge) ausgebeutet. Das Grubenfeld der Reicher Segen Gottes Fundgrube erstreckt sich vom Sportplatz in Jahnsbach bis zur Gartenanlage "An der Silberzeche" in Hormersdorf von südsüdost nach nordnordwest und auf Höhe der Verbindungsstrasse S 233 Jahnsbach – Hormersdorf ca. 300 bis 400m in östliche und westliche Richtung. Bis 1860 hatte sich das Grubenfeld auf eine Fläche von 48 Hektar (480000m²) ausgebreitet.

Vier Schächte entlang der S 233 und der Obere Reicher Segen Gottes Stolln auf Hormersdorfer Seite verbanden die Fundgrube mit der Tagesoberfläche. Der Kunstschacht war mit 74m Teufe der tiefste Schacht. In ihm war das Kunstgezeug, eine Radpumpe wie sie um 1540 in Ehrenfriedersdorf erfunden wurde, eingebaut. Hauptförderschacht ist der Reiche Segen Gottes Tageschacht gewesen. Der Pfarrschacht und der Fund – oder Lübecker Schacht, 15,3m und 24m abgeteuft, dienten der Befahrung bzw. Bewetterung. Um die Tiefbaue in der Reicher Segen Gottes Fundgrube zu entwässern, begann man 1827 mit dem Vortrieb des Tiefer Reicher Segen Gottes Stolln. Mehr dazu gibt es im nächsten Beitrag.

 
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  Ausgabe 34 im Mai 2015

In einer Zeit, in der der Bergbau in und um Thum immer mehr zum Erliegen kommt, wagt man sich in Jahnsbach an ein äußerst mutiges Vorhaben.

Die tiefen Baue der Reicher Segen Gottes Fundgrube sollen durch einen Stolln entwässert werden. Es wird verbissen daran gearbeitet, der Grube die edlen Erze zu entreißen, und edle Erze werden in dieser Zeit dringend gebraucht. Der Tiefer Reicher Segen Gottes Stolln wird 1827 gleich neben dem Jahnsbacher Sportplatz angesetzt und soll nun die Wasserlösung der Fundgrube übernehmen. Der Stolln wird im Quergestein getrieben, ohne einen Erzgang zu verfolgen. Auf den ersten 60 – 80m wurden viele faule Gebirgsschichten überfahren, die auch mehr oder weniger Wasser führten. Erforderlich wurde ein Holzausbau, der die Stabilität des Stollnprofils sichern sollte.

Der enorme Kostenaufwand des Stollnvortriebs, durch die nötige Türstockzimmerung, brachte das Projekt schließlich zum Scheitern. Nach 10 Jahren verbissener Bergarbeit gab man1837 den Stolln bei einer Länge von 201m vom Stollnmundloch auf. Um das gewünschte Ziel zu erreichen, hätte man den Stolln noch 450m zur Grube treiben müssen. Die Grube Reicher Segen Gottes war noch bis 1915 verliehen, ohne daß Bergbau betrieben wurde. Danach nutzten einige Oberjahnsbacher das Stollnwasser für den privaten und gewerblichen Gebrauch.

 
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  Ausgabe 35 im Juni 2015

Über die Jahrhunderte sind aus der Reicher Segen Gottes Fundgrube zu Jahnsbach und Hormersdorf mehrere 1000 Zentner feinste Erze zur weiteren Aufbereitung und Verhüttung geliefert worden.

Eine genauere Angabe zu Fördermengen konnte zwar bislang nicht gefunden werden, dennoch vermittelt aber diese Zahl eine ungefähre Vorstellung, welchen Reichtum der Knappenfleiß an`s Licht geholt hat. Der Haupterzgang, eingebettet zwischen Gneis und Glimmerschiefer, bestand hauptsächlich aus silberhaltigen Bleiglanz und eingemischten hornblendehaltigen Chloritschiefer. Zinkblende, Kupferkies und Schwefelkies waren ebenfalls Begleiter dieses Erzganges. Bis zu 25cm ist er mächtig gewesen und wurde von mehreren Nebengängen, so genannten Trümern, mit einer Mächtigkeit von 0,5cm bis 4cm umgeben. In einer Tiefe vom ca. 30m vereinigten sie sich zu einem Erzkörper, der bis zu 0,7m mächtig war. In den regelmäßigen Proben, die in den einzelnen Blütezeiten der Grube gemacht worden sind, stellte man einen Silbergehalt von 0,04% bis 0,14%, einen Kupfergehalt von durchschnittlich 14% und einen Bleigehalt von 27% bis 36% fest. Maximalwerte von 0,25% Silbergehalt und 53% Bleigehalt in der Probe hatte man 1831 in den tieferen Bereichen der Grube, bei ca. 60m bis 70m erhalten.

An den tiefsten Stellen der Grube fand man das Silber in gediegener Form und schön auskristallisierten Silbermineralien vor und barg es in Stufen (Bezeichnung für Mineralien/Schaustücke). Die Erzaufbereitung erfolgte in unmittelbarer Nähe der Grube. 1695 wurde in Oberjahnsbach ein neues Pochwerk mit dazugehörigen Schutzteich und ein Huthaus gebaut. Auch in der Ortsmitte von Jahnsbach, in der Nähe des heute noch sichtbaren Lebensfürst Stollns, wurden in einem Pochwerk die Erze der "Silberzeche" zerkleinert und aufbereitet. Das Gebäude wurde ab 1872 als Zwirnfabrik umfunktioniert und später als Wohnhaus umgebaut.

Ob es sich bei dem oben erwähnten Schutzteich um den heutigen Mühlteich handelt, geht aus den alten Schriften nicht hervor. Ein Zusammenhang könnte jedoch bestehen, da am Jahnsbacher Sportplatz, dort wo sich das Mundloch des Tiefer Reicher Segen Gottes Stolln befindet, früher ein Kunstrad zur Wasserhebung aus einer alten Grube betrieben wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts sollen noch zahlreiche Kunstgräber in den oberen Wiesen sichtbar gewesen sein.

Wenn jemand vielleicht besser und sicherer über die Geschichte des Mühlteiches und der Oberjahnsbacher Wasserführung informiert ist, dann zögert nicht und nehmt mit uns Kontakt auf. Wir können nicht alles wissen und sind für Kritik und jeden ernst gemeinten Hinweis dankbar.

 
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  Ausgabe 36 im Juli 2015

Über "De Silberzach" gibt es noch so manche Einzelheit zu berichten und auch über kleinere Gruben, die dem Jahnsbacher Gebirge ihre Schätze abgerungen haben. Zu nennen wäre hier die Constantin Fundgrube und der Frische Muth.

Zwei Namen für ein Bergwerk, das am Henneholz in Jahnsbach (Nähe Mühlteich) auf Eisenerz baute. Der Name Frischer Muth ergab sich 1876, nachdem die Lagerstätte neu "gemutet" (kommt von vermuten oder einschätzen) wurde. Nach längerem Stillstand wurde die Grube 1877 schließlich wieder verliehen. Ab 1878 lies man die Grube offen stehen, ohne weiteren Bergbau zu betreiben.

In den folgenden Beiträgen werden wir uns mit dem, nicht unbedeutenden, Bergbau in Herold beschäftigen. Keine edlen Erze, sondern Kalk machte den Ort über Ländergrenzen hinaus berühmt. Der Chronist Christian Lehmann ordnet den Beginn des Kalkabbaus in Nieder – Herold Ende des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts ein. Am 31.05.1985 wurde der letzte Hunt gefördert und das Bergwerk aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Der "alte Kallichufn" ist ungefähr so alt, wie die Bergbrüderschaft Thum.

Seid mal gespannt, was der in seiner rund 400jährigen Geschichte so zu erzählen hat. Euch einen schönen Urlaub und den Kids schöne Ferien, und denkt stets daran, "Vergaß Dei Haamit net!"

 
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  Ausgabe 37 im August 2015

An den Hängen des Wilischtals in Nieder - Herold fallen immer wieder seltsame Geländeformen auf. Glatte Felswände und Geröll mit alten Bäumen überwachsen. Tatsächlich handelt es sich um, zum Teil, sehr alte Steinbrüche. Sie sind Zeugen des aufkommenden Kalkabbaus in Sachsen Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts. Kurfürst August der 1. ließ Ende des 16. Jahrhunderts im Erzgebirge nach wirtschaftlich verwertbaren Baustoffen suchen.

Dabei wurden auch die Kalkvorkommen auf Venusberger Seite und auf dem Schafberg in Nieder – Herold entdeckt. Der Herolder Marmorkalk erwies sich, wie auch der aus anderen Erzgebirgischen Kalkbrüchen, als sehr fester und hochwertiger Baustoff. Farbe und Bänderung waren schließlich für die weitere Verwendung entscheidend. Auf Venusberger Seite war der Kalk sehr weiß und er wurde für Wandverblendungen, Fußböden, Säulen und Figuren in Kirchen und anderen wichtigen Gebäuden verwendet. Denkmähler und Grabstätten berühmter Persönlichkeiten sind mit diesem Kalk geschaffen worden und er eignete sich hervorragend zur Herstellung von Putz und weißer Wandfarbe. Außerdem war er reichlich vorhanden, lag dicht unter der Oberfläche und dadurch seine Gewinnung äußerst kostengünstig.

Am linken Ufer der Wilisch dagegen ist der Kalk etwas mehr in`s graue gegangen. Seine Farbe und seine Musterung machte ihn optisch nicht so hochwertig, daß man ihn hätte wie oben genannt verwenden können. Er genügte aber der Herstellung von sehr gutem Mauer – und Putzmörtel sowie Dünger für Wiesen und Felder. Der Abbau erfolgte bis 1854 ausschließlich im Tagebaubetrieb. Für die Weiterverarbeitung zu Bausteinen, Blendwerk, Säulen und auch für die Bildhauerei wurden Blöcke in endsprechender Größe gebrochen. Die restliche Bruchmasse wurde in einem Brennofen anfangs mit Holz – später mit Kohlefeuer 6 Tage und Nächte lang gebrannt, gelöscht und zu Baustoffen und Düngemittel weiterverarbeitet.

Bis Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Kalkbrüche zum Rittergut Thum. Nach 1790 wechselte das Werk immer wieder mal den Betreiber. Über die technische Entwicklung, die Nutzung im 2. Weltkrieg und die Wiederaufnahme des Betriebes nach dem 2. Weltkrieg könnt Ihr im folgenden Beitrag etwas erfahren.

Euch noch schöne Ferien.

 
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  Ausgabe 38 im September 2015

Zwischen 1903 und 1909 herrschte wieder Tagebaubetrieb im Kalk – und Marmorwerk Herold. In dieser Zeit wurde viel gebaut. Es entstand ein Kompressorengebäude, das dem Grubenbetrieb die nötige Pressluft lieferte, und die neue Aufbereitung. In der Brecheranlage wurde der abgebaute Marmorkalk zerkleinert und über weitere Anlagen nach Korngröße und Qualität sortiert. Inzwischen hatte das Werk auch einen Bahnanschluß an die Strecke Wilischtal – Thum erhalten.

Die Bahn brachte die Kohle für die Kalkbrennöfen und nahm die gewonnenen Produkte wieder mit zum Abnehmer. Der technische Fortschritt hatte dem Werk zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen gewissen Aufschwung beschert. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges drohte dem traditionsreichen Bergwerk allerdings ein technischer und wirtschaftlicher Mißbrauch durch die Wehrmacht. Sie ermöglichte der Junkers AG ihre Luftfahrtproduktion aus Baracken der Spinnerei Venusberg unter die Erde zu verlegen. Das Ganze geschah unter dem Decknamen "Knurrhahn". Im Oktober 1944 begann man in ca. 40m Teufe mit dem Bau einer 7000 m² großen Produktionsfläche für Junkers-Flugzeugteile. Viele russische Kriegsgefangene und jüdische Frauen aus dem Außenlager Gelenau-Venusberg mußten daran arbeiten. Die hohe Gefangenensterblichkeit, infolge Unterernährung und eingeschleppter Krankheiten, verhinderten eine Vollendung des Projektes. Im Sommer 1945 wurde der angefangene Bau von der roten Armee gesprengt. Dabei nahm die 10m und die 30m – Sohle großen Schaden.

Ab 1946 erfolgte der Wiederaufbau und die Widererschließung. Beim Aufbruch in eine neue Gesellschaftsordnung war das Kalkwerk Herold ersteinmal von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Später als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse glätteten, verlor das Werk mehr und mehr an Bedeutung. Bereits 1979 zog man in Erwägung, das Werk aus wirtschaftlichen Gründen zu schließen. 1985 wurde der Betrieb schließlich eingestellt und alle verwertbaren Anlagen abgebaut. Der Förderschacht wurde 1990 durch die Westsächsische Steinwerke GmbH verwahrt. Das Marmorkalkflöz ist auf 13 Sohlen bis in 130m Teufe ausgebeutet worden. Heute steht das gesamte Grubengebäude unter Wasser. Die Sanierung des ehemaligen Kalkwerkgeländes in den Jahren 2012 und 2013 ist sehr behutsam vorgenommen worden. Besonders erfreulich ist, daß zwei Kalkbrennöfen aus dem Jahre 1860, die übrigens bis 1964 in Betrieb waren, und Mauerreste der Aufbereitung, die nach 1908 entstand, erhalten geblieben sind. Es ist eine schöne Ecke geworden in Nieder – Herold und das hat sich das alte Bergbaurelikt, unserer Meinung nach, auch verdient.

 
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  Ausgabe 39 im Oktober 2015

Der steile Hang in Nieder – Herold, zur Rechten des Wilischlaufes, ist den meisten Wintersportlern in unserer Gegend als "Lift" bekannt. Eine schwierige Piste für Abfahrt – und Slalomfans. Doch was hat der Skifahrer noch unter seinen Brettern, außer Schnee?

Uns ist das schon als Kinder erzählt worden, daß man dort vor sehr langer Zeit Silber gegraben hat. Die Silberausbeute soll laut Sage und Volksmund gerade zur Herstellung eines silbernen Löffels gereicht haben. Diese Sage war sicherlich namensgebend für den steilen Hang in Nieder – Herold, den Löffelberg. Auf alten Schurfkarten des Bergwesens aus dem 17. Jahrhundert wird der Name Löffelberg bereits verwendet. Tatsache ist aber, daß die Silberausbeute im Löffelberg spärlich war. Im Vergleich zum Bleiglanz des Thumer Backenschläger Gebirges hatte das Herolder Fahlerz einen verschwinden geringen Anteil an Silber zu verzeichnen. Fahlerz setzt sich aus Kupfer, Zink, Silber, Eisen, Antimon, Arsen und Schwefel zusammen.

Der Löffelberg und der Silber-Löffel-Futter-Stolln sind in diesen Tagen, wie auch zu unserer Kinderzeit, ein Begriff in Herold und Umgebung. Die Erzfunde im Löffelberg gehen auf die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. Wir nehmen an, daß sie in Folge der angeordneten Baustoffsuche im Erzgebirge durch den Landesherren entdeckt worden sind. In unseren vorangegangenen Geschichten zum Kalkwerk Herold sind wir bereits auf die Entstehungsgeschichte eingegangen. Wie sich die Grubenfelder im Löffelberg bis ins 19. Jahrhundert entwickelten und was über die Geologie zu sagen ist, erfahrt Ihr im nächsten Beitrag.

 
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  Ausgabe 40 im November 2015

Der frühe Bergbau im Herolder Löffelberg baute auf die Gewinnung von Kupfer, Zink, Eisen und Schwefel.Durch neue Aufbereitungsverfahren kam man später auch an Arsen und Antimon. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts war es gelungen, den ansässigen Erzen ihren geringen Silbergehalt zu entlocken. Bis dahin waren die Stolln und Schächte zu einem ansehnlichen Grubenfeld herangewachsen.

Auf einem Archivriß von 1838 sind zahlreiche Stollnsysteme dargestellt, die von Nord-Nord-West in Richtung Süd-Süd-Ost auf sogenannten Flachen Gängen und die in Richtung West-Süd-West, sowie Richtung Ost-Nord-Ost auf sogenannten Morgengängen bauten. Der Obere Silber Löffel Futter Stolln und der Obere Toten Stolln sind vom Tage her in den Berg getrieben worden, ebenso der Tiefe Silber Löffel Futter Stolln und der Tiefe Toten Stolln. Zwischen beiden Ebenen gibt es noch die 10 Lachter (ca. 20m) und die 18 Lachter (ca. 36m) Sohle. Alle Sohlen sind durch Gesenke, Schächte die nicht bis an die Tagesoberfläche reichen, miteinander verbunden.

Tageschächte hat es einst nur im westlichen Teil der Grube, der sich bis zum Abzweig untere Dorfstraße erstreckte, gegeben. Dieser Teil ist heute völlig verbrochen. Nur anhand einiger trichterförmiger Vertiefungen im Gelände kann man den Verlauf des Totengräber-oder Drei Evangelisten Morgengang in Richtung Westen weiterverfolgen. Der mittlere Teil des Bergwerks ist in einem erstaunlich gutem Zustand. Es gibt fast keine wasserführenden Schichten und sehr wenige brüchige Zonen. Die Erklärung dafür liefert die Geologie des Gebirges. Das Grubenfeld liegt in einer Kontaktzone zwischen Glimmerschiefer und Tonschiefer. Vom Westen her geht der Glimmerschiefer in ein ziemlich festes Gestein über, das sich nach Süden und Osten fortsetzt. Bestandteile dieses Gesteins sind Phyllit, Amphibolit und Marmor – Vertreter der Metamorphitgesteine. Sie sind nachträglich, auf Grund veränderter Druck-und Temparaturverhältnisse im Gebirge, aus Gneis; Glimmerschiefer; Kalkstein und deren Bindeglieder umgewandelt worden.

Auf die Eigenschaften von Marmor sind wir bereits eingegangen. Phyllit und Amphibolit sind sehr feste Gesteine, die viele gesteinsbildende Erze und Mineralien in sich vereinigen. Die Struktur ist fein-bis grobkristallin und die Farbschläge reichen von rötlich, braun über grau, grünlich, grün bis bläulich. Im Steinbruch Venusberg kann man das am besten sehen. Das Gebirge zwischen Venusberg und Herold liefert noch bis heute den besten Baustoff in unserer Gegend, denn Amphibolit und Phyllit ist neben Marmor äußerst erosionbeständig.

 
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  Ausgabe 41 im Dezember 2015

In mehr als 40 Beiträgen habt Ihr teils bekanntes, teils unbekanntes über die Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge und speziell über die Bergbaugeschichte in unserer Gegend erfahren.

Kommen wir nun aber zu den Menschen, die vom Bergbau lebten und sich schon sehr früh getraut haben, eine soziale Ader zu entwickeln, sich organisierten und sich bei sozialer Schieflage gegenseitig unterstützten. Auf die Frage, "Wann wurde die erste derartige Organisation gegründet?", wird man nie eine klare Antwort erhalten. Der erste Hinweis auf die Existenz einer bergmännischen Organisation geht aus einer Urkunde aus dem Jahre 1188 hervor. In diesem Dokument verleiht Kaiser Friedrich der 1. einer Bruderschaft in Goslar, die bereits finanziellen Beistand in Not und Gefahr gewährte, ein Privileg. Was es im einzelnen enthielt und aussagt, kann nicht mehr ermittelt werden.

Der Bergbau im übrigen deutschsprachigen Raum ist älter, als der im Erzgebirge. Es ist durchaus vorstellbar, das die "Harzer" dieses soziale Denken bei der Erschließung des Miriquidi mitgebracht haben. In Freiberg wurde zwischen 1310 und 1327 das Sächsische Bergrecht verfaßt, welches heute noch in manchen Punkten seine Gültigkeit hat. Zu dieser Zeit begannen die sächsischen Berg-und Hüttenleute, eben auf dieser Grundlage, sich zusammenzuschließen und füreinander zu sorgen. Anfänglich nannten sich diese Organisationen Bruderschaft, Knappschaft, oder Bruderlade. Der tiefere Sinn einer solchen Bruderschaft bestand darin, Geld zu sammeln, um Berufskollegen bei Krankheit, Todesfall in der Familie, bei Verarmung infolge Niedergang des Bergbaus und vielem mehr, zu unterstützen. Die Berg-und Hüttenmännischen Vereinigungen sind die älteste Form der Sozial,- Kranken,- und Arbeitslosenversicherung.

Über deren weitere Entwicklung erfahrt Ihr im neuen Jahr etwas. Besucht uns bei unseren Bergparaden im Advent, denn hier pflegen wir den Grundgedanken unsere Alten weiter, der da heißt, Zusammenhalt, Kameradschaft und gegenseitige Achtung!!! Bis dahin wünschen wir Euch eine friedliche Advents-und Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Jahr 2016.

 
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  Ausgabe 42 im Januar 2016

Über die Entstehung der erzgebirgischen Bergmanns,- Hütten – und Knappenvereine ist heute so gut wie garnichts bekannt. Altertumsforscher nehmen an, daß viele Vereinigungen schon lange vor ihrem heute bekannten Gründungsjahr bestanden haben. Die offizielle Gründung aller Vereine beginnt im Jahr seiner ersten schriftlichen Erwähnung. Vor dieser Zeit war das Schreiben und Lesen eine wenig verbreitete und ausgeübte Kunst. Dadurch ist es uns also nicht vergönnt, den Ursprung der Vereine zu ergründen. Es ist durchaus denkbar, daß die Arbeit mancher Bruderschaften anfangs nur auf mündlichen Regeln basierte und kein geschriebenes Statut existierte.

Die weitere Entwicklung der Wirtschaft und Gesellschaft brachte eine schnelle Verbreitung der Schrift mit sich. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts steigt die Vielfalt an erhaltengebliebenen Dokumenten, in denen mitunter auch mündliche Überlieferungen festgehalten sind. Auf Grund dessen können viele namenhafte Bergmannsvereine des Erzgebirges auf eine über 600jährige Vereinsgeschichte zurückschauen. Die Vorgeschichte bleibt uns, auf Grund mangelnder Dokumentation, verborgen. Die Entstehung und Entwicklung solcher Vereinigungen ist, wie schon erwähnt, sozialer und humanitärer Natur. Unter starken religiösen Einflüssen und dem festen Glaube an Gott entstanden in den Vereinen kultartige Sitten und Gebräuche, die teilweise bis heute bewahrt und gelebt werden.

Es drehte sich alles um den christlichen Glauben und um den Bergbau. In den frühen Bergmanns,- Hütten – und Knappenvereinen bildete sich im Laufe der Zeit eine eigene Denkweise und ein sonderbarer Sprachgebrauch. Von Generation zu Generation breitete sich dies auf die gesamte Bevölkerung aus. Schließlich war alles und jeder mit dem Bergbau verbunden, oder in irgendeiner Weise von ihm abhängig. Im Leben der Erzgebirger spiegelt sich noch heute diese Geschichte wieder. Im folgenden Beitrag erfahrt Ihr etwas über die Entstehung der Bergbrüderschaft Thum.

 
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  Ausgabe 43 im Februar 2016

Ja, liebe Freunde der Bergbrüderschaft Thum, in wenigen Tagen läuft der Countdown ab. Am 07.02.2016 findet die Jahreshauptversammlung, das Bergquartal, wie es in den Bergmanns,-Hütten-und Knappenvereinen genannt wird, statt. Gleichzeitig ist es das Jubiläumsquartal an dem die Bergbrüderschaft Thum seit 400 Jahren ununterbrochen bestehen wird. Dieses Jubiläum feiern wir mit einem Festwochenende vom 03.06. bis 05.06.2016 zusammen mit der Bergkapelle Thum, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag begeht.

Die ersten schriftlichen Dokumente über unseren Verein stammen aus den Anfangsjahren des 18. Jahrhunderts. Ältere Aufzeichnungen sind bei den Umzügen der Bergämter nach Geyer, nach Marienberg, nach Annaberg und zuletzt nach Freiberg aussortiert worden, beziehungsweise verloren gegangen. Auch den zahlreichen Kriegen und schließlich der Bombennacht vom 14.02.1945 ist viel wertvolles Material zum Opfer gefallen. Aufschluß über das Gründungsjahr gibt heute lediglich noch der größere unserer wertvollen Zinnkrüge. Auf ihm ist die Jahreszahl 1616 eingraviert. Er wurde um 1716, vermutlich zum 100jährigen Jubiläum der Bergbrüderschaft, angefertigt.

Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts war die Blütezeit des Bergbaus in Thum vorerst zu Ende. Es herrschte große Not unter der bergmännischen Bevölkerung. Der Drang zusammenzurücken und einander zu helfen, war in solchen Zeiten schon immer besonders groß. Man kann daher nicht ausschließen, daß bereits vor 1616 ein bergmännischer Freundes,- oder Bruderkreis bestanden hat. Aber zurück zu unserem Quartal. Bis Ende des 19. Jahrhunderts fanden die Bergquartale 4 mal im Jahr an einem Sonntag zum jeweiligen Quartalsende statt. Diese Sonntage begannen, wie auch heute noch, mit dem Berggottesdienst am Vormittag. Nach dem Mittag begann die Versammlung mit der Abrechnung über Einnahmen und Ausgaben, mit der Beitragskassierung und allerlei anderen geschäftlichen Dingen, sowie die Aufnahme neuer Mitglieder.

Das Jahreshauptquartal wurde damals im September, also zum Ende des 3. Quartals Crucis (1. Juli bis 1. Oktober) durchgeführt. Seit den 80ern des 19. Jahrhunderts veranstaltet die Bergbrüderschaft Thum ihre Jahreshauptversammlung am Sonntag vor Aschermittwoch. Die Bergquartale waren schon immer an bestimmte Feste des Kirchenjahres gebunden und jeder Sonntag hat eine Bedeutung.In unserem Fall ist es der dritte Sonntag der Vorpassionszeit – die Zeit vor der großen Fastenzeit. Dieser Sonntag wird in der evangelischen Kirche Estomihi genannt und es sind noch ca. 50 Tage bis Ostern. Er ist benannt nach dem Psalm 31.3, in dem es heißt: Esto mihi in Deum protectorem, et in locum refugii, ut salvum me facias "Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, die mich rettet". Der Sonntag Estomihi 1616 war übrigens der 14. Februar.

Was die Jahreszahl 1712 auf unserer Vereinsfahne aussagt, erfahrt Ihr in der nächsten Ausgabe.

 
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  Ausgabe 44 im März 2016

In der Vergangenheit sind wir bei den Bergparaden oft von verunsicherten Zuschauern gefragt worden, was denn die Jahreszahl 1712 auf unserer Vereinsfahne zu suchen hat, da wir doch seit 1616 bestehen. Hinter dieser Jahreszahl verbirgt sich für uns ein Ereignis, an dem keine bergmännische Vereinigung früher oder später vorbeikam.

Die Zeit der eigenständigen Vereinsführung wurde beendet und unter ein Bergamtliches Reglement gestellt. Die Obrigkeit hatte also fortan mehr Einfluß auf die Vereine und somit bessere Einblicke in deren Arbeit. In den Anfangsjahren hatten die Schichtmeister ihre Kassenabrechnung und sonstige Buchführung auf Pappdeckel geschrieben und in Leder gebunden. Diese Aufzeichnungen wurden in einer kunstvoll gefertigten Truhe aus Holz mit eisernen Beschlägen, der Berglade-oder kurz Lade, aufbewahrt. Am 02.10.1712 erschienen die Schichtmeister August Bäßler und Christof Roscher, als Vertreter der Bergmännischen Brüderschaft zu Thum, mit ihrem "Heiligtum" der Lade, vor dem Bergmeister Johann Gottfried Langer und seinem Geschworenen und Ältesten der Knappschaft Daniel Zimmerhäckel im Bergamt Ehrenfriedersdorf. Die beiden Männer erhielten an diesem Tag die Gebote für das Leben und Arbeiten der Thumer Bergbrüder. Jeder Kirchgang, jeder Versammlungsablauf und jede Beerdigung eines Brüderschaftsmitglieds wird streng geregelt und bei Nichtbeachtung mit Geldstrafe belegt. Wer, zum Beispiel, mit unentblößten Haupt vor die Lade tritt, muß einen Groschen Strafe zahlen. Übrigens, neben den Mitgliedsbeiträgen, eine rentable Einnahmequelle für die Vereinskasse. Das Statut umfaßt schließlich 14 Gebote und Verbote, die der Bergbrüderschaft Thum am 02.10.1712 im Bergamt Ehrenfriedersdorf feierlich genehmigt werden. Es ist bis dato allerdings nicht bewiesen, ob es sich bei diesem Papier um die Erstfassung, oder lediglich um eine Bergamtliche Aktualisierung einer bereits bestehenden Ordnung handelt. Der uralte Grundsatz der Bergleute "einander im Leben so auch im Tode und bis an die Gruft nicht zu verlassen" ist auf diesem Dokument, wie sonst üblich, nicht vermerkt. Kaum vorstellbar, daß das einfach so vergessen wurde.

Die mageren Überlieferungen aus dieser Zeit lassen immer Zweifel und Spekulation zu. Dadurch wurde der 02.10.1712 in der Vergangenheit manchmal auch irrtümlich als Gründungsdatum angegeben. In heutigen Tagen wird das Jahr der ersten Erwähnung bzw. das Jahr, daß durch Rückschlüsse aus späteren Daten ermittelt wurde, als Gründungsjahr festgesetzt. Die Jahreszahl 1616, eingraviert auf unserer großen Zinnkanne, gilt somit als Gründungsjahr der Bergbrüderschaft Thum.

 
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  Ausgabe 45 im April 2016

Ein besonderer Dank gebührt in dieser Ausgabe dem Heimat – und Geschichtsverein der Stadt Thum.

In der Märzausgabe des Stadtboten hat der Heimat – und Geschichtsverein über den Diebstahl unserer alten Bergmannslade aus den Anfangsjahren der Brüderschaft berichtet. Einen engen Schulterschluß, Solidarität und Mitgefühl erfahren wir von Verein zu Verein durch Euren Beitrag. Damit habt Ihr die Leute wieder wachgerüttelt und an dieses schlimme Ereignis erinnert. Wir hoffen natürlich ständig, dass diese Sachen eines Tages aufgefunden, und in den Besitz der Bergbrüderschaft zurückgeführt werden können. Der Wert der alten Lade ist nicht zu ermessen und er ist nicht mit Geld aufzuwiegen. Tatsächlich stellt diese Kostbarkeit das Herz der löblichen Brüderschaft zu Thum dar.

Die Jahre nach der politischen Wende in unserem Land waren für die Bergbrüderschaft Thum eine einzige Zerreisprobe. Verwöhnt von den Vorzügen des Kulturbundes der DDR, stürzten jetzt jede Menge neuer Auflagen und Gesetzmäßigkeiten über den Verein her. Zweifellos kein leichtes Brot für den damaligen Vorsitzenden und Ladenvater Rudi Schreiter und den damaligen Schatzmeister Rudi Drechsel. Auf Grund veränderter Eigentumsverhältnisse vagabundierten die Bergbrüder von Jahr zu Jahr ohne feste Bleibe für die Vereinsarbeit. Die "Heiligtümer" wurden bei den Vorstandsmitgliedern aufbewahrt, für die Versammlungen stellte uns die Freiwillige Feuerwehr Thum ihren Versammlungsraum zur Verfügung und die Jahreshauptquartale wurden in den noch existierenden Gaststätten "Elysium", "Erzgebirgischer Hof" und dem standhaft gebliebenen "Ratskeller" durchgeführt. Hin – und hergeworfen von Eintritten, Austritten, Neuwahlen, Satzungsänderungen und dieser provisorischen Unterbringung in der alten Jugendherberge waren die 1990er Jahre ein wahrer Alptraum. Der Verein war sehr geschwächt und somit ein leichtes Ziel für Diebe. Erst mit dem Bau des neuen Volkshauses erhielten die Bergschwestern und Bergbrüder wieder ein Zentrum für ihre Vereinsarbeit. 2001 durften wir unseren Vereinsraum in Besitz nehmen. Die Vereinsatmosphäre gestaltete sich fortan ruhiger, ausgeglichener und familiärer. Und mit den Tücken der neuen Gesellschaftsordnung kommt man in zunehmenden Maße auch besser zurecht. So hat sich das gesamte Vereinsleben bis dieser Tage zum Positiven entwickelt. Aber die alte Lade fehlt uns dennoch. Wir sind dankbar über jeden Hinweis, der uns Aufschluß über ihren Verbleib gibt. Selbstverständlich garantieren wir dabei Vertraulichkei und Diskretion.

Es hat seit dem Diebstahl der alten Bergmannslade allerdings ein merkwüdiges Ereignis gegeben. Darüber mehr im nächsten Beitrag.

 
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  Ausgabe 46 im Mai 2016

Wenige Jahre nach dem Verschwinden der alten Berglade tauchten, wie aus dem Nichts, einige Sachen bei uns auf, die definitiv in dieser Lade gewesen sind. Seit dem wird viel spekuliert, daß sich das gute Stück immer noch in Thum befindet und uns näher ist, als wir vielleicht denken.

Ob die Überbringerin von der Tat wußte, oder von dem, was sie uns übergab keinerlei Ahnung hatte, soll und kann hier nicht geklärt werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß weitere Personen Zusammenhänge kennen. Fassen Sie Mut, liebe Leserinnen und Leser, und helfen Sie der Wahrheit ans Licht. Unter den zurückgebrachten Dokumenten war neben einigen Quartalsniederschriften auch ein altes Kassenbuch. Es ist schon sehr verwunderlich, daß diese Dinge wieder in unsere Hände gelangen konnten, da doch die Lade verschlossen war und der Schlüssel noch in unserem Besitz ist. Der Schließmechanismus hätte zerstört werden müssen, um an den Inhalt zu gelangen. Den Dieben scheint nicht klar zu sein, daß beide Dinge untrennbar miteinander verbunden sind und nur zusammen einen gewissen Wert darstellen. Kassenbücher und Protokolle gehören in die Lade, wie das Salz in die Suppe. Sie erzählen uns die Geschichte des Vereins mit all seinen Höhen und Tiefen. Wir nehmen an, daß es der, oder die Täter mehr auf Dokumente aus der Zeit des aktiven Bergbaus im Thum abgesehen hatten.

Neben verschiedenen Utensilien, die zur Ausgestaltung und Durchführung der Versammlungen benötigt wurden, befanden sich auch Schichtbücher, Belegschaftsbücher, Lohnabrechnungen, sowie Muthungs – und Verleihungsurkunden einiger Thumer Gruben in dieser Berglade. Vielleicht, oder besser gesagt, hoffentlich können die Thumer Bergschwestern und Bergbrüder nach schicksalsvollen Jahren die alte Lade genau wieder so unversehrt in ihren Besitz nehmen, wie einst die zwei alten Zinnkannen aus dem 17. Jahrhundert. Ihre bewegte Geschichte und einige wichtige Meilensteine unserer Vereinsgeschichte, die teilweise den zurückgebrachten Dokumenten entstammen, sind in der Juniausgabe des Stadtanzeigers zu lesen.

 
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  Ausgabe 47 im Juni 2016

Wir möchten Euch nun zu einer Zeitreise durch 400 Jahre Vereinsgeschichte einladen. Der Vollständigkeit wegen sind noch einmal Jahreszahlen und Ereignisse genannt, die in vergangenen Ausgaben bereits zu lesen waren.

1616 Diese Jahreszahl ist neben der Inschrift "Berg - Städtlein Thum – Löbliche Brüderschaft" und den Namen derer, die damals Ladenvater und Älteste waren auf unserer großen Zinnkanne eingraviert. Sie bezeichnet das offizielle Gründungsjahr der Bergbrüderschaft Thum.

1682 Im August tritt eine neue Münzordnung in Kraft. Die Leute werden um die Hälfte ihres Geldes betrogen. Die Vereinskasse war leer. Bei Sterbefällen wurde von jedem Mitglied Geld gesammelt, um die Hinterbliebenen zu unterstützen. Verzichteten die Erben auf diese Unterstützung, floß das Geld zurück in die Vereinskasse.

1712 Am 02. Oktober bekommen die Thumer Bergbrüder im Bergamt Ehrenfriedersdorf ihre Statuten für die Bergmännische Brüderschaft Thum niedergeschrieben und genehmigt. 13 Artikel regeln das Vereinsleben und die Finanzgeschäfte der Vereinigung.

1727 Nach 15 Jahren erfolgte am 28.10. die nächste Eintragung in das Kassenbuch. Weil die Quartals- versammlung damals 11:00 Uhr begann und eine Verspätung, etwa durch den Besuch des Gottes- dienstes, mit Geldstrafe belegt wurde, einigte man sich darauf, erst 14:00 Uhr mit der Versammlung zu beginnen.

1743 Nach weiteren 15 Jahren erfolgte am 06.10. die 3. Eintragung in das Kassenbuch. In dieser Niederschrift geht es um die Aufnahme von Johann Gottfried Uhlig und Johann Christoph Meiner in die Brüderschaft. Beide sind erste Schichtmeister in der Grube Michael und Gabriel, sowie auf Göttlich Glück (Bereich zwischen Auerbacher Str. und Teichstr.). Zwischen der 2. und 3. Eintragung sind 2 Seiten frei gelassen worden . Der Grund für diese Unordnung ist nicht bekannt. Ab 1743 sind die Eintragungen aber regelmäßig erfolgt.

1776 Die große Hungersnot von 1770 bis 1773 hatte sämtliche Vereinsgelder aufgebraucht. Über Aufnahme-

gebühren und Mitgliedsbeiträge wurde der Kassenbetrieb aufrechterhalten. Ab 1776 erfolgte eine halbjährliche Kassenabrechnung, um einen besseren Überblick über die schwierigen Kassen- verhältnisse zu haben. Am 08.02.1776 gründete man eine gemeinschaftliche Sterbekasse und trug die Einzelheiten dazu in den Statuten nach. In den kommenden Jahren erholte sich der Kassenbestand.

1842 Die Statuten von 1712 wurden in diesem Jahr für nicht mehr zeitgemäß befunden. In 21Paragraphen hat man die Regeln für die Bergmännische Brüderschaft Thum neu geschrieben. Einige von ihnen behielten ihre Gültigkeit, andere wurden abgeändert, oder sind neu verfasst worden.

1892 Am 31.01. wurde ein neues "Grundgesetz" mit 20 Paragraphen ausgearbeitet. Der damalige Bürger- meister, Rechtsanwalt und Notar Ernst Robert Schneider wurde mit der Durchsetzung und Genehmigung der neuen Vereinsregeln beauftragt. Am 01.03. traten sie in Kraft.

1915 Für die Verpflegung zur Quartalsversammlung erhält jedes Mitglied eine Wertmarke zu1 Mark. Dafür konnte man 250 Gramm Wurst und 0,5 Liter Bier erwerben.

1917 Der erste Weltkrieg brachte die Menschen erneut in höchste Not. Über die Ämter wurden Fleisch – und Lebensmittelmarken ausgegeben.Die Mitglieder mußten zur Jahreshauptversammlung ihre Fleischmarken mitbringen, sonst gab es nichts zu Essen.

1919 In der größten Not, die der 1. Weltkrieg auch über die Bergbrüderschaft gebracht hatte, entschloß man sich zum Verkauf der großen Zinnkanne. Sie brachte bei einem Chemnitzer Antiquitätenhändler 1575 Mark. Von diesem Geld wurde jedem Mitglied ein Sperrkonto über 50 Mark eingerichtet. Erst nach dem Tod konnten die Hinterbliebenen auf dieses Guthaben zugreifen. Man glaubte, diesen wertvollen Krug nie wieder zu sehen und bereute den Verkauf später sehr bitter.

In der Juliausgabe knüpfen wir an diese Zeitreise an und berichten über das weitere Schicksal unserer Zinnkrüge.

 
     
  die vorerst Letze
Ausgabe 48 im Juli 2016


Wir fahren mit unserer Zeitreise durch 400 Jahre Vereinsgeschichte der Bergbrüderschaft Thum fort. Die letzte Geschichte endete mit dem Verkauf der großen Zinnkanne. Laut Festschrift, anläßlich des 350jährigen Bestehens der Bergbrüderschaft im Jahre 1966, wurde das gute Stück 1918 für 650 Mark verkauft. Das scheint aber so nicht richtig zu sein. Einem Schriftstück aus dem Jahre 1939 entnehmen wir, daß der große Zinnkrug am 15.03.1919 an den Chemnitzer Altertumshändler Kretzschmar für 1575 Mark verkauft wurde.

1923

Nach dem 1. Weltkrieg war der Dollar der Maßstab allen Handelns geworden und das deutsche Geld verfiel. Die Inflation hatte den Verkauf des wertvollen Zinnkruges sinnlos gemacht. Die gesperrten Sparkassenbücher, die man den Mitgliedern aus dem Erlöß eingerichtet hatte, wurden aufgelöst. Es war plötzlich alles wertlos geworden und der Traum der Bergbrüder, einmal eine Rücklage für die letzte Schicht zu haben, war ausgeträumt.

1927

Der große Zinnkrug wird rein zufällig in einer Baden – Badener Antiquitätenhandlung entdeckt. Der Mann, der ihn wiedererkannte, hatte durch seine Verwandschaft in Thum einen gewissen Bezug zur Thumer Bergbautradition. Er nahm sofort Kontakt mit der Bergbrüderschaft auf und leitete Verhandlungen ein. Die Thumer Bergbrüder spendeten Geld und konnten die Kanne somit zurückkaufen. Am 04.12.1927 war sie wieder Eigentum der Bergbrüderschaft Thum.

1930

Bergmännische Vereine schließen sich zum Verband Obererzgebirgischer Berg, - Knapp – und Brüderschaften zusammen. Die erste Versammlung wurde im Frohnauer Hammer abgehalten.

1934

Das 300jährige Bestehen der Bergbrüderschaft im Jahre 1916 fand im kleinsten Kreis und in aller Stille statt. Der 1. Weltkrieg tobte. In den 20er Jahren strebten die Bergbrüder und die Thumer Bevölkerung danach, das Vereinsleben und die Bergmännischen Traditionen neu zu beleben. Schließlich gipfelten die Bemühungen unter Bergbruder Bernhardt Kießling (Vereinsführer von 1933 bis 1953) in der Organisation eines Bergfestes. Vom 16. bis 17.06.1934 fand das 5. Bezirks – und Bergfest des Verbandes Obererzgebirgischer Berg, - Knapp – und Brüderschaften in Thum statt.

1945

Für die Endphase des 2. Weltkrieges werden alle erdenklichen Reserven zusammengekratzt. Metallsammlungen werden organisiert und schließlich wird der kleine Zinnkrug zur Zinnsammlung nach Annaberg gegeben. Der große Zinnkrug und die Lade waren versteckt worden. Die alte Vereinsfahne und einige andere wertvolle Dinge des Vereins wurden in der Kirche durch einen Treffer einer Fliegerbombe zerstört.

1950

Die Bergbrüderschaft organisiert sich nach den Schrecken des 2. Weltkrieges neu. Bernhardt Kießling hatte die Heiligtümer zusammengehalten und einem Neuanfang stand nichts im Weg. Heinz Quasdorf, Rudi Schreiter und Rudi Emmerlich kamen dazu, 1951 noch Siegfried Tauchnitz.

1957

Die Bergbrüderschaft Thum wird in den Kulturbund der DDR eingegliedert. Am 03.03. empfängt der Verein seine neuen Statuten.

1965

Der als eingeschmolzen geglaubte kleine Zinnkrug wird von Bergbruder Rudi Drechsel im Wachturmmuseum in Geyer ausfindig gemacht. Nach Verhandlungen mit dem Museumsbeirat Herrn Polmer gelangte die Zinnkanne am 11.12.1965 wieder in den Besitz der Bergbrüderschaft Thum.

1991

Die Statuten werden aktualisiert und in einer Satzung zusammengefaßt. Am 19.03. wird die Bergbrüderschaft Thum beim Kreisgericht Zschopau in das Vereinsregister unter der Nummer VR 176 eingetragen.

1992

Im Verein wird die Arbeitsgruppe "Thumer Altbergbau" gegründet. Sie besteht noch heute und hat durch ihre Arbeit auch das öffentliche Interesse am längst vergangenen Bergbau in Thum wiedergeweckt.

2016

Die Bergbrüderschaft besteht seit mindestens 1616 ununterbrochen. Von 1712 bis zum heutigen Tag haben 98 Vereinsvorsitzende dazu beigetragen, daß der Bund hält und die Bergmännische Tradition, der Zusammenhalt und die gegenseitige Achtung weiterlebt, egal wie schwer die Zeiten sind.

Im Juni feierten wir dieses Jubiläum mit einem Festwochenende. Unserer besonderer Dank gilt der Bergkapelle Thum, die ihr 50jähriges Bestehen feierte und dieses Fest mit uns vorbereitete und organisierte. Weiterhin danken wir allen Sponsoren und Helfern, die das Fest so vortrefflich gelingen ließen und schließlich allen Gästen, die diese Veranstaltung mit großem Interesse angenommen haben.

 
     
       

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